Auf Einladung der Zentrale Taxi 40100 haben sich in Wien Vertreter aus der DACH-Region sowie Delegierte der IRU zu einem Erfahrungsaustausch getroffen. Themenschwerpunkt war dabei der Umgang mit den Wettbewerbern aus der Plattformindustrie.
Wer mit Uber, Bolt & Co. auf Augenhöhe agieren will, muss den Wettbewerb kennen. Eveline Hruza und Christian Holzhauser von der Wiener Taxizentrale 40100 stellten daher umfangreiche Analysen vor, mit denen man die weltweiten Marketing- und Vertriebsaktivitäten des Wettbewerbs unter die Lupe genommen hat. Ergebnis: Die Plattformvermittler agieren größtenteils über die sozialen Medien, um den Kunden den Nutzen der eigenen Vermittlungs-Apps als hipp und alternativlos darzustellen. Demzufolge ist es dann auch meist die junge Zielgruppe, die man damit erreicht – und mit Rabattaktionen ködert.
In der Konsequenz steuert auch Taxi 40100 bei seinen Marketingaktivitäten einen klaren Kurs in Richtung junger Zielgruppe. Welche Maßnahmen dabei genau ergriffen werden, wollte man den anwesenden Taxivertretern aus Deutschland, der Schweiz sowie Belgiens nicht im Detail verraten, eine einheitliche Blaupause wollten die Wiener hier nicht geben. Die Reaktionen auf die Aktivitäten der Plattformwettbewerber müssen die jeweiligen Taxizentralen individuell auf ihre Region und eigenen Strukturen anpassen.
Jene Strukturen sind in den drei Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr unterschiedlich. Während in Österreich seit der Novelle des Gelegenheitsverkehrsgesetzes Taxis und Mietwagen den exakt gleichen Regelungen unterworfen sind, wurden für Zürich und dem umliegenden Kanton vor kurzem strenge Taxiregeln erlassen, während Uber dort nahezu unreglementiert weiterfahren darf. Gerardo Vececonte von der Züricher Taxizentrale 444 Services GmbH zeichnete daher in seinem Vortrag ein düsteres Bild, endete aber trotzdem positiv: Seine Zentrale setze künftig auf eine Neupositionierung als Flotte, mit der man sich dann auch in die MaaS-Plattformen integrieren wolle.
In Deutschland gibt es zwar Regulierungsmöglichkeiten, diese kommen aber kaum zur Anwendung. Dieses Fazit zog Michael Oppermann vom Bundesverband Taxi und Mietwagen (BVTM) in seinem Vortrag. Vor allem die Einführung von Festpreisen für Taxis und Mindestentgelten für Mietwagen könnte für einen fairen Wettbewerb mit Uber sorgen.
Davon würde dann auch das Berliner Taxigewerbe profitieren, bekräftigte Hermann Waldner in seinem Vortrag zur Situation des Taxigewerbes in der deutschen Hauptstadt. Die Zahl der Mietwagen sei dort auf mittlerweile 4.400 offizielle Konzessionen angestiegen. Dazu kämen noch rund 1.000 Illegale Mietwagen sowie einige hundert aus den Landkreisen rund um Berlin. „Mietwagenfahrer können nur durch Ignorieren von Regeln und Gesetzen überleben. Sie betreiben taxigleichen Verkehr, halten sich illegal bereit und halten die Rückkehrpflicht nicht ein“, stellte Waldner fest. Obwohl die Behörden inzwischen zunehmend kontrollieren würden, sei diese Situation nach wie vor vorhanden.
Um den Kostendruck für die Taxizentralen aufzufangen, empfahl Waldner zudem die (teilweise) Auslagerung der Telefonzentrale in Drittländer. Er selbst betreibe mittlerweile drei solcher externer Call-Center, an denen sich auch bereits viele Taxizentralen aus anderen Städten angeschlossen haben.
Einen internationalen Touch bekam das Meet-the-Cab-Treffen durch die Vorträge von Stasa Mrdovic von der IRU und Gregor Beiner von Taxis4SmartMobility. Frau Mrdovic stellte die Aufgaben und Tätigkeiten des Taxisektors der IRU vor und beschrieb die Lobbyarbeit, die man weltweit und speziell in Brüssel betreibe.
Auch die Organisation Taxis4SmartMobility sei zu diesem Zweck gegründet worden, erläuterte dessen Vorsitzender Gregor Beiner. Alleine dadurch, dass die Organisation den Namen Taxi in sich trage, würde man der Brüsseler Politik signalisieren, welches Klientel man vertritt. Speziell bei der Kommunikation zur Plattformrichtlinie habe man intensive Gespräche mit den EU-Verantwortlichen geführt und so verhindert, dass Taxizentralen bei der Bewertung von Arbeitnehmern mit Plattformanbietern gleichgesetzt worden sind. Dies habe man in enger Zusammenarbeit mit der IRU erreicht.
Wer früh genug in Kontakt mit Behörden und der Politik ist, kann auch früh genug auf angedachte Gesetzesnovellen reagieren. Rechtsanwalt Heine von Taxi 40100 konnte beispielsweise bereits erste Vorschläge für eine Änderung des östereichischen Gelegenheitsverkehrsgesetzes für ein Sammeltaxi bzw. Sammelbus präsentieren, dessen Ausgestaltung sehr an das erinnert, was im Deutschen Personenbeförderungsgesetzt als Linienbedarfsverkehr neu eingeführt worden ist.
Zusammenarbeit resultiert aus einem engen Austausch untereinander. Man sollte sich informieren, was die anderen machen und dann prüfen, ob man das in das eigene Land bzw. Region adaptieren kann. Das Meet-the-Cab-Treffen war dafür eine gute Basis. Durch das umfangreiche Rahmenprogramm, zwei gemeinsame Abendessen (eines davon auf Einladung von FMS) war auch stets der Austausch im Einzelgespräch möglich. jh
Beitragsfoto: Taxi Times