Die Statistik einer Rating-Agentur nahm ein Software-Entwickler aus der Taxibranche zum Anlass, auf sein 32-Jähriges Bestehen zurückzublicken.
Laut Creditform werden Unternehmen im Schnitt nur 16 Jahre alt. Auf diesen Mittelwert ist das Unternehmen Taxikomm24 gestoßen und hat daraufhin festgestellt, dass man selbst als Unternehmen inzwischen doppelt so alt ist – was durchaus nicht selbstverständlich ist, schließlich tummelt man sich als Software-Spezialist in einem Bereich, der sich wie kaum ein anderer permanent weiterentwickelt.
Begonnen hatte alles drei Monate, nachdem in Deutschland die Mauer gefallen war: Am 1. Februar 1990 wurde eine GbR gegründet, aus der später die ExRam Innovations GmbH wurde. Mit Personenbeförderung hatte die junge Firma noch nichts zu tun. Deutschland war seit fünf Jahren eine tennisbegeisterte Nation, ausgelöst durch Boris Beckers ersten Wimbledon-Sieg 1985 und dem Aufstieg von Steffi Graf in den Folgejahren. Die beiden Geschäftsführer Guido Kuth und Wolfgang Lenzen starteten direkt nach der Ausbildung bzw. dem Abitur mit der Idee einer Software für multifunktionale Sportanlagen (Tennis, Squash, Badminton) und wollten damit einen Weltmarkt erobern. Gleichzeitig studierten beide Elektrotechnik. Als der Tennisboom nachließ, sank auch die Nachfrage, so dass neue Ideen hermussten.
Als die beiden ihr Studium abgeschlossen hatten, begann gerade das ISDN-Zeitalter. Analoge Telefonanschlüsse wurden langsam durch die neue digitale Technik abgelöst, und man entwickelte sich vom Softwareentwickler zum Full-Service-Anbieter auf dem Telefonmarkt. Die Idee hatten auch viele andere, zwar weniger Qualifizierte, aber ein Alleinstellungsmerkmal hatten Kuth und Lenzen nicht mehr. Durch eine Kooperation mit einer weiteren Firma gelang die Verbindung zwischen Computer und Telefonanlagen. Als die beiden Ingenieure mit einem Taxiunternehmer in Kontakt kamen, entstand die Idee zur Entwicklung des Produkts Taxikomm. Dies wurde zunächst als reines Telekommunikationssystem über sehr viele Telefonnummern gesteuert, was auf Dauer zu umständlich und für die Unternehmen zu teuer war. Im Zuge der Deregulierung des Telekommunikationsmarktes konnte das Produkt zu Taxikomm24 weiterentwickelt werden, bei dem die Installation und Wartung beim Kunden vor Ort nicht mehr nötig war. So konnte man wieder gute Preise anbeiten und gleichzeitig sein Knowhow und seinen Kundenstamm systematisch ausbauen.
Als sich zeigte, dass die Lösung, allein über Telefoncodes zu arbeiten, nicht mehr zeitgemäß war und Smartphones in jedem Wagen ihren festen Platz fanden, war schnell war klar, dass eine App-Lösung her musste. 2019 wurde dann die Driver-App eingeführt, die wieder ein großes Kundenfeld zufriedenstellte.
Rückblickend auf die bisherige Entwicklung bis zur heutigen digitalen Vermittlung berichtet Guido Kuth, dass es sich als Erfolgsmodell erwiesen hat, dass man die richtigen Partner fand und immer nach neuen Ideen und Entwicklungen Ausschau hielt – was man weiterhin tut. Man dürfe keine Angst vor Veränderungen haben. Das halte ein Unternehmen jung.
Dass man sich mit dem technischen Fortschritt weiterentwickelt hat, bedeutet bei Taxikomm24 allerdings nicht, dass man bei der Auftragsvermittlung komplett auf die Sprache verzichten muss. Trotzdem muss es keine Vermittlung mit „Zirrp, quietsch, knarz, squelch“ sein, wie es das Unternehmen in einem Kundennewsletter ausdrückt. Das Zauberwort lautet „Push-to-talk (PTT)“ und die Technik beschreibt Taxikomm24 folgendermaßen: „Der Begriff ergibt sich aus der altbekannten Bedienung eines Walkie-Talkies. Ein Teilnehmer drückt die Sprechtaste, kann einfach lossprechen und alle anderen im Funkkanal hören die Information. Es geht also im Gegensatz zum Telefonat um eine Gruppenkommunikation, in dem ein Sender zeitgleich viele Empfänger erreichen kann.“ Jeder Taxifahrer kenne das vom klassischen Funk und möchten dies auch nicht missen – auch wenn heutzutage die Aufträge im Zeitalter der Smartphones nicht mehr über Funk, sondern hauptsächlich digital vermittelt werden.
Trotzdem sind solche Sprachlösungen nach wie vor (parallel) zur digitalen Auftragsvermittlung möglich. Die heutigen PTT-Lösungen werden über eine App auf dem Smartphone realisiert und nutzen als Übertragungsweg das mobile Internet. Somit sind keine zusätzlichen, speziellen Geräte und keinerlei Funklizenzen mehr nötig – was wiederum zu einer Kostenreduzierung führt und die beim Funk oft hindernde Reichweitenbegrenzung wegfällt. Zudem ist die Sprachqualität höher und es können vorhandene Zubehörgeräte wie beispielsweise das Headset oder die Freisprecheinrichtung verwendet werden.
Taxikomm24 beschreibt noch einen zusätzlichen Mehrwert: „Da es sich beim PTT-Client um eine normale Smartphone-App handelt, können folglich alle technologischen Möglichkeiten des Smartphones genutzt werden. Daraus ergibt sich beispielsweise der Vorteil, dass alle „Funksprüche“ aufgezeichnet werden und man sie so beliebig oft anhören kann. So verpasst man auch keine Nachrichten, die auf dem Funkkanal eingehen, während man telefoniert oder gerade nicht im Auto ist. Zusätzlich kann der PTT-Client auch zur GPS-Fahrzeugortung eingesetzt werden und verfügt optional über eine Notruffunktion.“
Wenig überraschend ist die Information, dass Taxiunternehmen, bei denen das System von Taxikomm24 zum Einsatz kommt, PTT mit dem System verknüpfen können. Sonst hätte man sicherlich nicht so ausführlich die Technik beschrieben. Vielleicht werden über den Gruppenchat ja Happy-Birthday-Lieder geträllert, zum Beispiel zum 32sten.
Beitragsfoto: Guido Kuth (links) und Wolfgang Lenzen. Foto: Taxikomm 24
Danke für den schönen Einblick in die Geschichte und herzlichen Glückwunsch zum 32jährigen Firmenjubiläum.