Wie in Brandenburg können sich auch im Nordosten junge Leute von 16 bis 25 an Wochenenden ihre Taxifahrten wieder zur Hälfte vom Land bezuschussen lassen. Ministerium und Landesverband haben dazu ein Werbefilmchen präsentiert.
Mecklenburg-Vorpommern hatte das 50/50-Taxi-Ticket bereits 1998 als Maßnahme zur Verkehrssicherheit eingeführt. Es unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 25 Jahren dabei, nachts sicher unterwegs zu sein, denn in einem dünn besiedelten Flächenland wie „Meck-Pomm“ ist das Linienverkehrsangebot vielerorts nicht zur Zufriedenheit aller finanzierbar. Daraus ergibt sich in ländlichen Regionen das uralte Problem für junge Leute, dass man einerseits feiern und sich dabei nicht unbedingt mit berauschenden Substanzen zurückhalten möchte, andererseits aber ohne eigenes Auto oft schwer von A nach B kommt.
Aufgrund der Corona-Krise schlief das 50/50-Angebot 2020 ein und das Ticket wurde nicht mehr angeboten, obwohl es sich bewährt hatte.
Jetzt gibt es die digitale Neuauflage: Mit der neuen MV-50/50-Taxi-App kommt das Ticket seit Kurzem auf das Smartphone. Die App ermöglicht ermäßigte Taxifahrten innerhalb des Bundeslandes an allen Abenden vor Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 20 Uhr bis 8 Uhr morgens des Folgetages.
Mit der App können jungen Menschen von 16 bis 25 Jahren für die Hälfte des Fahrpreises mit dem Taxi fahren. Das Land Mecklenburg-Vorpommern übernimmt die restlichen fünfzig Prozent. Das Ministerium stellt für dieses Jahr 60.000 Euro bereit.

Für Guido Sembach, den Vorstandsvorsitzenden des Landesverbands für das Taxi- und Mietwagengewerbe Mecklenburg-Vorpommern e. V. ist damit ein Ziel seiner gewerbepolitischen Arbeit erreicht: „Ich freu mich sehr über das digitale Revival des bekannten 50/50-Taxi-Tickets. Wenn damit nur ein schlimmer Unfall verhindert wird, hat sich die Mühe mehr als gelohnt.“
Auch für Dr. Wolfgang Blank (parteilos), Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit, ist die App „ein wichtiger und praktischer Beitrag für mehr Verkehrssicherheit in Mecklenburg-Vorpommern.“ Bei der Vorstellung der App am 18. März in Schwerin sagte Blank, es gehe darum, dass die App möglichst viel genutzt werde: „Die neue MV 50/50 Taxi-App kann helfen, schwere Unfälle von jungen Menschen zu verhindern. Ich appelliere an Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie junge Leute: Sprecht über die Taxi-App, macht sie bekannt und helft so mit, dass das eigene Auto in Partynächten stehen bleibt.“
Das Ministerium hat in Zusammenarbeit mit dem Taxigewerbe ein Werbefilmchen produzieren lassen, das zielgruppengerecht im Hochformat in den sozialen Medien platziert wurde, konkret auf Facebook und Instagram. „Facebook sehen wir zwar nicht als die Werbeplattform der Zukunft an, aber Tiktok ist momentan das Nonplusultra“, so Sembach.

Wie er gegenüber Taxi Times erläutert, müssen bei einer staatlich bezuschussten Fahrt alle Mitfahrer zwischen 16 und 25 sein, was der Fahrer im Zweifelsfall per Blick in die Ausweise überprüfen müsse, damit der Zuschuss nur denjenigen zugute kommt, für die er gedacht ist. Zum Buchen einer solchen Fahrt muss mindestens ein Fahrgast die App auf seinem Smartphone haben.
Bezuschusst werden Fahrten bis zu einer Länge von 80 Kilometern und bis zum Fahrpreis von 150 Euro, also ein maximaler Zuschuss von 75 €. Zur technischen Abwicklung erläutert Sembach, der Landesverband schalte die Fahrten ausschließlich für Mitgliedsbetriebe frei, denn man pflege aus Verantwortung für die Sicherheit der Fahrgäste eine Datenbank – was einiges an Arbeit verursacht, die durch die Migliedsbeiträge aber komplett mit bezahlt wird. Die Unternehmen haben daher im Unterschied zu früher keine Kosten mehr, da die bisherige Bearbeitungsgebühr von 2,5 Prozent entfällt. „Wir zahlen den Betrieben die ihnen zustehenden Zuschüsse aus und rufen die Mittel im Nachhinein beim Ministerium ab“, so Sembach. Die Abrechnung führt er mit seiner Mitarbeiterin monatlich durch. Wie wird eine missbräuchliche Inanspruchnahme verhindert? „Wir nutzen Möglichkeiten der Überprüfung. Wenn mir ein Preis sehr hoch erscheint, stellen wir durchaus Nachfragen.“
Aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit fördert das Ministerium die Fahrten nicht nur mit Taxis, sondern auch mit Mietwagen. Abgerechnet wird bei Taxis nach Taxameter, bei Mietwagen ebenfalls nach Taxitarif. „Die Unternehmer müssen sich eine Taxi-Tarifordnung besorgen und ausrechnen, was es mit dem Taxi kosten würde. Von diesem Betrag können sie dann wie Taxibetriebe die Hälfte abrechnen.“
Da der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern laut Sembach der erste war, der ein 50/50-Taxi eingeführt hat, ist er zuversichtlich, dass es funktioniert. „Wir haben schon sehr zuverlässige Unternehmen, die mitmachen.“ Einige ältere Kollegen seien zu Beginn misstrauisch gewesen, doch habe man sie durch die einfache Abwicklung schnell von der Teilnahme überzeugen können. Und: „Wir beobachten die App-Nutzung und sind mit Ministerium und App-Entwicklern dabei, eventuelle Fehler zu korrigieren.“
Sembach und Blank sind gespannt, wie gut das Angebot genutzt wird. Sollten die 60.000 Euro, die für 2025 bereitstehen, schnell aufgebraucht sein, könnte das Ministerium weitere Mittel noch im laufenden Jahr nachschießen. Sollte das Projekt sich als erfolgreich erweisen, will das Ministerium es im nächsten Jahr fortsetzen. ar
Bilder (Screenshots und Pressefoto): Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern