Im immer noch andauernden Prozess gegen den so genannten „Hamburger Todesfahrer“ kommen weitere Details der Unfallnacht ans Tageslicht. Der Litauer Ricardas D. (25) ist anscheinend wesentlich schneller und rücksichtsloser gefahren, als bisher angenommen. Er schweigt weiter zu der Tat, die einem Fahrgast das Leben kostete und einen weiteren sowie den Kollegen Mehmet Yilmaz schwer verletzte.
In einer Mainacht vergangenen Jahres raste Ricarda D. mit einem gestohlenen Taxi in das Taxi von Mehmet Yilmaz (57). Zeugenaussagen der verfolgenden Polizisten und die Kamera-Aufzeichnung aus dem Streifenwagen wurden jetzt vor Gericht verwertet. Der Polizist, der am Steuer des Streifenwagen saß, schätzte dem Hamburger Abendblatt zu Folge die Geschwindigkeit des unbeleuchteten Fluchtfahrzeuges auf bis zu 160 Stundenkilometer. Die Verfolgungsjagd durch die Hamburger Innenstadt, bei der auch rote Ampeln mit hoher Geschwindigkeit überfahren wurden, wurde derart gefährlich, dass die Polizei zurückbleiben musste. Unter der hohen Geschwindigkeit hat die Qualität der Aufnahme gelitten.
Die Staatsanwaltschaft klagt den Litauer des Mordes und nicht etwa des Totschlages an, denn er habe damit rechnen müssen, dass durch sein hochriskantes Verhalten Menschen ums Leben kommen könnten. Das Gericht muss jetzt genau dieser Frage nachgehen und ließ die Video-Aufnahmen aus dem Polizeiwagen vorführen. Der aussagende Polizist beschrieb das Verhalten des Unfallverursachers als „reines Glücksspiel“. Er war alkoholisiert und hat nicht einmal einen Führerschein. In Höhe des Ballindamms habe der Täter den gestohlenen Mercedes Kombi in den Gegenverkehr gelenkt und ist dort laut Gutachten mit 145 Stundenkilometer frontal mit dem Kleinbus des Taxifahrers Mehmet Yilmaz zusammengestoßen, der gerade zwei junge Fahrgäste aufgenommen hatte und vom Straßenrand anfuhr.
Der Täter selber wollte sich die Video-Aufzeichnungen nicht ansehen. Er hat sich auch immer noch nicht geäußert, geschweige denn entschuldigt, sondern lediglich am ersten Verhandlungstag über seinen Rechtsanwalt verkünden lassen, dass er die Tat bereue und nicht die richtigen Worte fände. Der Unfall hat nicht nur Mehmet Yilmaz, der immer noch mit den gesundheitlichen Folgen kämpft, schwer verletzt, sondern seiner Familie die Existenzgrundlage entzogen. Die Taxi Times berichtete in ihrer November-Ausgabe von seinem Genesungsweg und darüber, wie die Versicherung die Zahlungen kürzte und verzögerte. Die Familie Yilmaz konnte Dank Spenden von Kollegen ihre Existenz wieder aufbauen. prh
Foto: Mehmet Yilmaz
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