Bei einer internationalen Digital-Konferenz kommendes Wochenende in München soll auch Dara Khosrowshahi, der neue CEO von Uber Technologies, sprechen. Dagegen wehrt sich das Münchner Taxigewerbe.
In einem Offenen Brief an den Veranstalter Burda Medien fordern die Unterzeichner Herrn Burda und die Organisatorin Frau Czerny auf, den Uber-CEO wieder auszuladen. Uber verkörpere den „institutionalisierten Rechtsbruch“ und stehe für die „dunkle Seite der Digitalisierung“. „Eine Teilnahme von Herrn Khosrowshahi an ihrem Kongress würde einen dunklen Fleck auf ihre Veranstaltung werfen“, heißt es in dem Brief.
Er wurde stellvertretend für das Münchner Taxigewerbe vom Vorstand des Taxiverband München TVM, den Geschäftsführern der IsarFunk-Taxizentrale und einiger großer Mehrwagenbetriebe, einem Taxifahrer (stellvertretend für die Münchner Taxifahrerinnen und Taxifahrer, die durch die Uber-Aktivitäten in der Landeshauptstadt Umsatzverluste von bis zu 20 Prozent beklagen) sowie vom Herausgeber der Taxi Times unterschrieben.
Der Offene Brief im ungekürzten Wortlaut:
Offener Brief an Email: [email protected]
16.01.2016
Sehr geehrter Herr Burda,
sehr geehrte Frau Czerny,
sehr geehrte Damen und Herren,
die Konferenz „Digital Life and Design“ (DLD) vom 20.01. – 22.01.2018 unter dem Schirm der Burda-Medien-Gruppe möchte in unserer Heimatstadt München ein internationales Forum sein, das „neue Realitäten anerkennt“ und dazu aufruft, die „Kräfte zu bündeln, um aktiv die Kontrolle über unsere Geschäfte, unser Leben und Gesellschaft zu übernehmen.“ Weiter heißt es auf der Webseite, „wir müssen Vertrauen, Werte und Optimismus zurückerobern.“
In diesem Licht erscheint insbesondere die Einladung von Dara Khosrowshahi, dem neuen CEO von Uber Technologies, ganz besonders zynisch und gesellschaftspolitisch hoch gefährlich. Herr Khosrowshahi vertritt ein Unternehmen, das wie kein anderes in der neuen digitalen Welt für so eine menschenverachtende sexistische und kriminelle Unternehmenskultur steht.
Unter grober Missachtung demokratischer, rechtsstaatlicher Prinzipien werden Angestellte wie Investoren um Millionen und sogar Milliarden betrogen, Kleinunternehmer ruiniert, Geringverdiener ausgebeutet, Arbeitsplätze vernichtet, sexuelle Belästigung von Frauen und Mobbing vertuscht, Regierungen und Beamte beeinflusst, Polizeiermittlungen behindert, die öffentliche Sicherheit gefährdet, Konkurrenten ausgespäht und Protestierende eingeschüchtert, die Umwelt belastet.
Will sich die DLD als renommierte Veranstaltung vor diesen Karren spannen lassen, indem sie schönfärberisch „von einer neuen Realität“ spricht, der man sich stellen müsse? Wenn der Name Hubert Burda nicht in den Schmutz gezogen werden soll, dann müssen Sie sich dieser „neuen Realität“ nicht nur „stellen“, sondern entgegenstellen – indem Sie Herrn Khosrowshahi als Gast wieder ausladen.
Wir, die Münchner Taxiunternehmer und Taxifahrer, stellen uns jedem Wettbewerb, solange er auf den Säulen rechtsstaatlicher Prinzipien ausgetragen wird. Einen Rechtsbruch zu unserem wirtschaftlichen Schaden und eine durch diese Unternehmung gesellschaftlich gefährdende Entwicklung direkt vor unseren Augen, können und dürfen wir jedoch nicht dulden. Deshalb sind Ende Oktober 1.400 Münchner Taxen und deren Fahrer mit Unterstützung des Alt-OB Christian Ude auf die Straße gegangen und wenn es sein muss, gehen wir während des DLD-Kongresses wieder auf die Straße.
Wir wehren uns gegen ein Unternehmen, das bestehende Gesetze systematisch missachtet bzw. wissentlich mit Partner-Unternehmen zusammenarbeitet, deren Geschäftserfolg nur unter Umgehung gesetzlicher Bestimmungen gewährleistet ist. Die zahlreichen Gerichtsurteile in ganz Europa belegen dies. Dem Versuch von Uber, sich nationalen gesetzlichen Regelungen zu entziehen, indem man sich als Technologieunternehmer und nicht als Verkehrsdienstleister definiert, wurde kürzlich vom Europäischen Gerichtshof eine klare Absage erteilt. Trotzdem macht Uber genau so weiter wie bisher.
Wir wehren uns gegen die schleichende Eliminierung sozialer Grundprinzipien, zu denen auch eine faire und nachhaltige Mobilität gehört. Taxifahrten sind kalkulier- und bezahlbar. Uber und sein Chef Herr Khosrowshahi stehen für Surge Pricing. Deren Fahrpreise unterliegen dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Taxis garantieren eine Bedienung zu jeder Zeit und für jede Strecke. Uber-Partner wiederum fahren nur, wenn es sich lohnt – was aufgrund des aktuellen Provisionsmodells im gesetzlichen Rahmen nicht möglich ist. An Uber-Fahrten verdient nur Uber. Die Partner werden in prekäre Arbeitsverhältnisse gezwungen und ausgebeutet.
Das ist die dunkle Seite der Digitalisierung – verkörpert durch das Unternehmen Uber und dessen CEO Dara Khosrowshahi. Eine Teilnahme von Herrn Khosrowshahi an Ihrem Kongress würde einen dunklen Fleck auf Ihre Veranstaltung werfen.
Wir, die Münchner Taxi-Unternehmer und -FahrerInnen fordern die DLD deshalb dazu auf, Herrn Dara Khosrowshahi auszuladen und damit ein öffentliches und klares Statement gegen Sexismus, Menschenverachtung und institutionalisierten Rechtsbruch abzugeben.
Florian Bachmann, Vorstand Taxiverband München
Günther Bäurle, Taxifahrer München
Gregor Beiner, Geschäftsführer Münchner-Taxi-Zentrum
Christian Hess, Geschäftsführer IsarFunk Taxizentrale GmbH & Co. KG
Rooben Haraped, Geschäftsführer Euro-Taxi Handels GmbH München
Jürgen Hartmann, Herausgeber Branchenmagazin Taxi Times
Peter Köhl, Geschäftsführer Taxi-Center-Ostbahnhof
PS: Mit großer Freude haben wir vernommen, dass mit Rose McGowan die Initiatorin der MeToo-Bewegung ebenfalls bei Ihrem Kongress auftreten wird. Wie soll jedoch Frau McGowan neben dem Chef eines Unternehmens auftreten, das als unrühmliches Paradebeispiel für Sexismus und Diskriminierung steht?
Foto: Taxi Times
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Bravo!
Ich kann diesen Schreiben nur zustimmen!
Mit diesem Brief haben die “sozialistischen Taxigenossen“ endgültig den Rubicon überschritten. Wer die freie Meinungsäusserung in unserer Gesellschaft verhindern will, ist 100 mal gefährlicher für den sozialen Frieden als Uber, das sich im übrigen in Deutschland, entgegen der Behauptung hier, längst an alle Gesetze hält. Ich werde jedenfalls nie mehr in München in ein Taxi steigen, lieber gehe ich zu Fuss.
Dann wünschen wir Ihnen eine blasenfreie Zukunft…
teja lieber Martin . . der Bundesgerichtshof sieht die Sache etwas anders , und zwar dass uber auf der ganzen Linie gegen das Personenbeförderungsgesetzt verstößt. . wenn Ihnen die deutsche Rechtsprechung Unbehagen bereitet , können sie ja gerne auswandern , und es steht Ihnen Selbstverständlichkeit frei , dies zu Fuß zu tun . .wie wäre es mit syrien , dort soll es dank den Russen Amis und unseren Waffen Bombenstimmung herrschen ….