Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) kündigte an, noch 2018 ein Pilotprojekt mit Sammeltaxis starten zu wollen. Als mögliche Partner sind dabei Systeme wie Door2Door oder CleverShuttle genannt worden, nicht jedoch die Bremer Taxis. Rennt ihnen die Zeit davon?
Nach Berichten des Weser-Kuriers und Radio Bremen sind die Pläne der stadteigenen BSAG, die den öffentlichen Nahverkehr in Bremen betreibt, allerdings noch sehr unkonkret. Die Stadt möchte den ÖPNV bequemer machen, damit mehr Menschen auf das eigene Auto verzichten. Die BSAG kann diesen Prozess moderieren, sagte BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer gegenüber Radio Bremen. Der Vorteil der Apps sei die Zusammenführung der verschieden Verkehrsangebote – Bus/Bahn, Taxi, Sammeltaxi – für den Kunden. Durch die Zusammenarbeit mit Anbietern wie CleverShuttle oder Door2Door erhofft sich der mit jährlich 50 Millionen Euro aus Stadtkasse subventionierte Betrieb, trotz der hohen Fahrpreise neue Kundenkreise zu erschließen. Realisiert werden sollen die Pläne noch dieses Jahr, wenngleich Meyer relativiert: zur Zeit sei man „von der Umsetzung noch eine Ecke weg,“ so Meyer. „Wir testen noch.“
Fred Buchholz, Vorsitzender des Taxi-Ruf Bremen e.V., kritisierte in einem Gespräch mit der Taxi Times die BSAG-Pläne und bemängelt die Zusammenarbeit der beiden Bremer Transportdienstleister. Der Taxi-Ruf habe der BSAG „wiederholt“ angeboten, Linien mit geringer Auslastung durch Sammeltaxis zu ersetzen. „Das wäre ein enormes Einsparpotenzial für die BSAG,“ meint Buchholz, aber die defizitäre Straßenbahn AG habe das mehrfach abgelehnt. Vermutlich ginge es um den Erhalt der Arbeitsplätze. Einige wenige Linien in Randlagen werden vor allem nachts jedoch bereits von sogenannten „Anruf-Linien-Taxis“ (ALT) bedient. Er glaubt, die Bremer Taxis, die zu über 80 Prozent dem Taxi-Ruf Bremen angeschlossen sind, der bessere Partner für die BSAG wären. „Wir haben die Fahrzeuge und Fahrer schon jetzt“ sagte er gegenüber der Taxi Times.
Der Taxi-Ruf bereite außerdem eine Taxi-Sharing-App vor. Buchholz hätte diese gerne so schnell wie möglich eingeführt, noch 2018 – allerdings sei das sehr aufwändig. Auch wenn er das Wachstumpotenzial auf dem Geschäftsfeld „Taxi Sharing“ für zur Zeit gering hält, sollte dieses Geschäftsfeld von einer örtlichen Taxizentrale angeboten werden, denn den Konkurrenten ginge es um Kundendaten und Marktanteile. Die verbilligten Konkurrenten sieht er aber auch im Nachteil: Sie müssten erst die Mietwagen anschaffen und Fahrer bekommen, und stünden dann ebenso unter dem Druck der Wirtschaftlichkeit.
Hans-Georg Enter, Mitglied im Vorstand der Taxifahrer-Vereinigung „IG Bremer Taxifahrer“ hält es für möglich, dass insbesondere die Unternehmen, die schon jetzt im Auftrage der BSAG Linien-Sammeltaxis durchführen, bei einer Kooperation mit einem der externen App-Anbieter „langfristig betrachtet spürbare Umsatzeinbußen“ hinzunehmen hätten. Allerdings müsse das Projekt auch erst mal in Schwung kommen. Ob dem Taxigewerbe durch externe Sammeltaxis in größerem Umfang Kunden verloren gehen, bezweifelt Enter: Es handele sich um unterschiedliche Nutzerkreise. Taxi-Kunden schätzten gerade die individuelle Behandlung und Flexibilität des Taxis.
Ähnliche Projekte führen die ÖPNV-Betreiber bereits in Berlin, Hamburg, Duisburg und Stuttgart in Kooperation mit verschiedenen Anbietern durch. CleverShuttle ist in sieben deutschen Großstädten vertreten. prh
Symbolfoto: CleverShuttle
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Das müsste verboten werdenmit Steuergelder Taxiunternehmer kaputt wirtschaften. SozialLob mit Steuergeld. Noch mehr Abgas.
Die unzureichende Zusammenarbeit mit der BSAG „liegt in der Vergangenheit begründet“ behauptet Herr Buchholz vom Taxi-Ruf Bremen im TV-Intervierw.
Komischerweise ist er selbst seit 20 Jahren Vorsitzender des Taxi-Ruf Bremen und der Fachvereinigung Personenverkehr und er hat es offensichtlich nicht geschafft, diese Zusammenarbeit zu verbessern.
Herr Meyer von der BSAG muss sich fragen lassen, wieviel der Steuerzahler diesmal wieder dazu bezahlen soll. 100 Millionen Fahrgästen stehen derzeit 50 Millionen Euro öffentliche Zuschüsse entgegen, d.h. jedem Fahrgast hat der Steuerzahler beim Einsteigen in die Bahn schon 50 Cent auf den Sitz gelegt.
Bus- und Bahnfahren ist auch im Vergleich zu anderen Verkehrsbetrieben, welche im Gegensatz zur BSAG schwarze Zahlen schreiben, in anderen vergleichbar großen Städten deutlich zu billig.
Das Bremer Taxigewerbe hingegen erhält keine öffentlichen Zuschüsse und soll zudem seit Jahren vergünstigste Sonderfahrdienste wie z.B. das Frauen-Nacht-Taxi selbst aufrecht erhalten.
Zum Dank erhalten wir dann eine vom Staat gesponserte, unrentable „Nachtlinie“ nach der anderen vor die Nase gesetzt.
Anmerkung der Redaktion: Den letzten Satz haben wir entfernt, weil darin Politiker pauschal unterhalb der Gürtellinie beleidgt werden und wir in unserem Forum weder persönliche noch pauschalierte Beleidigungen von Personen dulden wollen. JH
Die Bremer Straßenbahn scheint in der Tat schlecht gemanagte zu sein. Unterwöchig in nächtlichen Schwachlastzeiten, sieht man täglich Straßenbahnen quer durch Bremen fahren, die mit sage und schreibe einer Handvoll Fahrgästen (weniger als 5 Personen) besetzt sind. Und dies im Bereich um den Bremer Hauptbahnhof, also dort wo die meisten Fahrgäste auf der gesamten Route befördert werden. Zumeist sind es junge Kneipengänger, die die ersten Linien benutzen, um wieder nach Hause zu kommen.
Man muß sich fragen, ob das der Sinn der sog. Daseinsvorsorge in einem rot-grün regierten und bis zum Anschlag hoch verschuldeten Bundesland ist, daß von anderen Bundesländern mit permanenten Finanzmittelzuwendungen über den Länderfinanzausgleich künstlich am Leben gehalten wird.
Wie lange soll dieser Irrsinn noch andauern. Das Taxengewerbe könnte hier mit simplen AST-Systemen in die Bresche springen und Millionen an Subventionen öffentlicher Steuergelder sparen helfen und selber davon profitieren.