Der Automobilhersteller kooperiert in seinem Heimatland mit der größten Taxi-App „JapanTaxi“, während DiDi und Softbank fast zeitgleich ein Konkurrenzprodukt für den japanischen Markt angekündigt haben.
JapanTaxi ist eine App, mit der Fahrgäste ein reguläres Taxi buchen können. Nach Angaben der Betreiber seien 60.000 Taxis – ein viertel aller Taxis im Land der aufgehenden Sonne – an die App angeschlossen, die auf vier Millionen Smartphones installiert sei. Die App bietet einen Fahrpreisrechner und seit einigen Monaten auch die Möglichkeit, ein Taxi zum Festpreis zu buchen, so wie eine spezielle Funktion für die Beförderung von Kindern.
Gegründet wurde sie von Ichiro Kawanabe, dem Besitzer des mit 3.400 Taxis und Mietwagen in Tokio größten Taxiunternehmens in Japan und dem Vorsitzenden der nationalen Taxifahrervereinigung. Kawanabe verteidigt die strenge Regulation des Taximarktes, denn auch in Japan wird eine Deregulation unter dem Druck anderer Anbieter diskutiert – der Milliarden-Markt wurde bereits von Ubers CEO Dara Khosrowshahi persönlich besucht. Der jährliche Gesamtumsatz des Taxi- und Mietwagengewerbes in Japan soll sich laut TechCrunch auf 12 Milliarden Euro belaufen.
Die massive Investition Toyotas in die App kann als Übernahme gewertet werden: 94 Prozent der 59 Millionen Euro, die JapanTaxi jetzt zur Verfügung hat, kommen von Toyota. Das sind schlechte Nachrichten für Uber, DiDi und den japanischen Großinvestor von beiden, SoftBank. Bislang bleibt der Markt in Japan nämlich für das Geschäftsmodell, mit unlizensierten Laien-Taxis verbilligte Fahrdienstleistungen anzubieten, wegen strikter rechtlicher Vorgaben verschlossen. Erschwerend kommt die Mentalität der Japaner hinzu, die in dem dicht besiedelten Land gerne auf die Sicherheit ihrer altbewährten Taxis setzen. Die letztgenannten Taxi-Konkurrenten hatten sich gerade aufgestellt, um selbst eine eigene App für die japanischen Taxis anzubieten. Sie soll, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, im Laufe des Jahres gestartet werden.
Toyota, das im Ausland auch mit Uber kooperiert, geht es hauptsächlich um „Big Data“ – die elektronische Auswertung des Kundenverhaltens. In einer Stellungnahme des asiatischen Konzerns, zitiert in TechCrunch, hieß es, es gehe bei dem Investment um „geschäftliche Zusammenarbeit, die gemeinsame Entwicklung von Fahrzeug-Dispositionssystemen und Big Data.“ Und eben diese Big Data in Japan kann im Moment nur JapanTaxi gewinnen – in China ist es DiDi. Wie alle anderen Automobilhersteller betreibt auch Toyota mehrere Labore zur Entwicklung Künstlicher Intelligenz, mit dem Ziel, das Fahren weiter zu automatisieren. Auch DiDi versucht sich wie Uber oder Waymo eine Position auf dem „Zukunftsmarkt“ der Fahrroboter-Flotten zu sichern: SoftBank-Gründer Masayoshi Son erwartet wie andere Bosse der Branche eine größere Gewinnspanne durch das Betreiben von Fahrzeugen, als durch deren bloßen Verkauf. Sie sind dabei allerdings auf die Zusammenarbeit mit den Autobauern angewiesen. prh
Anm.d.Red.: Wie stellt sich das Verhalten der beiden großen deutschen Autobauer im Vergleich dazu in Deutschland dar?
Fotos: Taxi Times, TC411-507 cc-sa 3.0
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