Ein im autonomen Modus fahrender PKW des Fahrdienstleisters Uber fuhr am Sonntagabend Ortszeit in Tempe (Arizona/USA) eine 49-jährige Frau an. Sie verstarb am Montag im Krankenhaus. Kommentatoren werten das als herben Rückschlag für die Pläne der Industrie, Fahrroboter bald in den alltäglichen Praxiseinsatz zu bringen.
Die Frau wollte im Stadtgebiet außerhalb eines Fußgängerübergangs auf einem Fahrrad die Straße überqueren und wurde dabei von einem Uber-Testfahrzeug erfasst. Zum Unfallzeitpunkt wurde das Fahrzeug allein durch seine technischen Systeme gesteuert, ohne dass der hinter dem Steuer sitzende „Sicherheitsfahrer“ eingriff. Im Krankenhaus erlag das Unfallopfer seinen Verletzungen.
Uber ließ mit sofortiger Wirkung alle laufenden Versuche mit Fahrrobotern auch an den vier weiteren Orten in den USA einstellen und drückte sein Bedauern aus. Der Fahrdienstanbieter beteuerte in allen Äußerungen, mit der Polizei und Behörden an der Aufklärung des Unfalls zusammenzuarbeiten. Die Polizeiangaben bestätigten das bislang.
Dies ist der erste tödliche Unfall mit einem selbst fahrenden Testfahrzeug. Bislang gab es keine Unfälle mit nicht motorisierten Verkehrsteilnehmern – wohl auch, weil die Testfahrten meist nicht in dichten Innenstadtbereichen stattfanden. Dennoch gab es bereits eine Reihe von besorgniserregenden Unfällen, wegen denen zum Teil immer noch ermittelt wird. So rammte ein selbst fahrender Tesla ein auf dem Standstreifen haltenden Feuerwehrwagen. Im Mai 2017 stoppte Uber bereits schon einmal seine Tests nach einem Unfall.
Die „Schuldfrage“ gestaltet sich als durchaus schwierig, und davon hängt auch die politische Bewertung ab. Und von ihr wiederum hängen in der Industrie Milliardenwerte ab. Laut Experten muss auch erst geprüft werden, ob es sich eindeutig um ein Versagen des Systems handelte. Diese Frage ist nur durch forensische Auswertung der digitalen Aufzeichnungen der Fahrzeugsysteme zu beantworten, und die wird auch hier die nationale Behörde für Verkehrssicherheit NTSB leiten. Erschwerend kommt aber noch die Bewertung hinzu, welche Maßstäbe an die Leistungsfähigkeit und Sicherheit eines solchen Fahrzeuges in der Zukunft angelegt werden sollen.
Kommentatoren in amerikanischen Medien werten dies als herben Rückschlag für die Entwickler und die Anbieter der Roboterflotten – neben Uber zum Beispiel auch General Motors oder Waymo – die bereits ihre Fahrzeuge im Einsatz haben oder eben jene hoch fliegenden Pläne vom voll automatisierten Verkehr in „smarten Cities“ verfolgen. Die Kunden dürften skeptisch werden. Denn „wer will sich schon in ein Auto ohne Lenkrad setzen, und Zeuge eines tödlichen Unfalls werden, ohne eingreifen zu können,“ fragt einer der Kommentatoren.
Laut der Werbung der Betreiber soll ja gerade der große Vorteil im automatisierten Fahren darin liegen, dass Unfälle eher vermieden werden könnten und der Verkehr sicherer wird. Gemessen an der immer noch geringen Kilometerleistung, die die Testfahrzeuge im vollständig autonomen Modus in komplexen Umgebungen wie belebte Innenstädte mit Fußgängern und Radfahrern zurückgelegt haben, fällt die Antwort für die Betreiber negativ aus. Uber hatte letzte Woche ein Patent für ein neues System beantragt, dass Fußgängern und Radfahrern als Ersatz für Gesten und Blickkontakt eines menschlichen Fahrers Warnungen beim Abbiegen, Anhalten oder, zum Beispiel, ein Verzicht auf die Vorfahrt signalisieren kann. Aber auch dieses Verfahren ist noch lange nicht praxisreif.
Viele rechtliche und politische Entscheidungen sind auch in den USA erst noch zu fällen. Die amerikanische Behörde für Verkehrssicherheit NTSB ist dem autonomen Fahren gegenüber kritisch eingestellt und untersuchte beinahe jeden gemeldeten Unfall, in den ein autonomes Fahrzeug involviert war. Normalerweise werden von ihr nur schwerere Unglücke behandelt. Das US-Verkehrsministerium hingegen sieht es als politisches Ziel, die Automatisierung des Fahrens zu ermöglichen. prh
Fotos: National Tranpsort Safety Board NTSB, Volvo
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