Laut Expertenmeinung legen Video-Aufzeichnungen des Fahrzeuges nahe, dass sowohl die Systeme als auch die 44-jährige Sicherheitsfahrerin versagt hätten. Mehrere Experten bestätigen das unabhängig von einander gegenüber amerikanischen Medien.
In den Ermittlungen nach dem tödlichen Unfall mit einem automatisiert fahrenden Uber-Testfahrzeug am letzten Sonntag in den USA veröffentlichte die Polizei die Video-Aufzeichnungen der Fahrzeugkameras. Sie zeigen die letzten Sekunden vor der Kollision des Fahrzeuges mit der Fußgängerin sowohl aus der Fahrerperspektive als auch die Fahrerin selber.
Nach Polizeibericht fuhr das Fahrzeug mit 40 mph (etwa 64 km/h) auf einer vierspurigen Straße mit mindestens zwei Spuren je Fahrtrichtung. Über das Tempolimit in diesem Abschnitt gibt es nach wie vor abweichende Aussagen, möglicherweise wurde es geringfügig überschritten. Weder die Fahrerin noch das Unfallopfer standen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.
Im Dunkeln überquerte die Fußgängerin vom Mittelstreifen kommend die ansonsten leere Straße von links und wurde erst im Scheinwerferlicht sichtbar, als sie den rechten Fahrstreifen, auf dem auch der Testwagen fuhr, betrat. Die Sicherheitsfahrerin war zu diesem Zeitpunkt offenbar unaufmerksam und richtete ihren Blick erst kurz vor dem Aufprall auf die Straße. Im Video vergehen fast drei Sekunden von der ersten schwachen Sichtbarkeit von Lichtreflexen des Fahrrads und der Person bis zur Kollision. Im letzten Augenblick ist die Person voll im Lichtkegel auf der Fahrbahn zu erkennen. Das Fahrzeug bremste jedoch bis zu dem Aufprall weder automatisch noch manuell eingeleitet, und traf die Frau mit 38 mph (62 km/h), zitiert Bloomberg die Polizei.
Zunächst hatte Polizeisprecherin Sylvia Mior kurz nach dem Unfall gegenüber der Presse gesagt, dass die Kollision in jedem Fall, ob im automatisierten oder manuellen Fahrmodus, schwer vermeidbar gewesen wäre. Die Fußgängerin habe aus dem Dunkeln direkt die Fahrbahn betreten.
Das Lidar (der Laserscanner des Fahrzeuges) und der Radar hätten die Fußgängerin jedoch auch im Dunkeln auf der breiten und offenen Straße erfassen müssen, sagte der Juraprofessor und Experte für autonome Fahrzeuge, Bryant Walker Smith der AP zu Folge. Ohne das gesamte Bild zu kennen, lege das Video nahe, dass es hier ein „multiples Versagen von Ubers automatisierten System sowie dem Sicherheitsfahrer gegeben hätte,“ wird Smith von der AP zitiert. „So wie es aussieht, ist der Unfall klar die Schuld des Autos und nicht der Fußgängerin.“ Dass das System die Person nicht erkannt habe, könnte auch an den Papiertüten, mit denen das geschobene Fahrrad beladen gewesen sei, gelegen habe, sagten Experten gegenüber Bloomberg. Auch sie sprechen von einem Systemfehler.
Name und Geburtsdatum der Sicherheitsfahrerin, Rafaela V., wurde von der Polizei bekanntgegeben. Die Presse recherchierte, dass eine Person gleichen Namens und Geburtsdatums bereits eine vierjährige Haftstrafe wegen zwei schweren Straftaten verbüßt hatte. Zum einen handelte es sich um Sozialleistungsbetrug und zum anderen um den Versuch eines bewaffneten Raubüberfalls. Die Straftaten wurden 1999 und 2000 begangen. Ubers Überprüfung der Fahrerinnen und Fahrer umfasst einen rückwirkenden Zeitraum von sieben Jahren. Uber äußerte sich nicht weiter zu der Identität der Fahrerin. prh
Das Video wurde von der Polizei auf Twitter veröffentlicht und ist für Jedermann einsehbar. Die Redaktion der Taxi Times entschied sich aus Pietätsgründen gegen eine Einbettung.
Symbolfoto: Volvo
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