Die Fahrverbote stehen vor der Tür, doch die Politik zögert.
Wer die Rechte der Autofahrer einschränkt, ist nicht populär. Das ist Regine Günther, Berlins Verkehrssenatorin, durchaus bewusst, und doch setzt sie sich für Maßnahmen ein, welche die Stickstoffdioxid-Belastung senken sollen. Ihr erster Coup war die Anordnung einer 30er Zone auf einer Teilstrecke der viel befahrenen Leipziger Straße.
Wie sie in einem Interview mit der Morgenpost sagte, diene die Maßnahme dazu, die Luftqualität in den Gebieten mit der höchsten Schadstoffbelastung zu verbessern. Weiter hat es sich die Senatorin zum Ziel gesetzt, das Berliner Mobilitätsgesetz Realität werden zu lassen. Das Gesetz sieht in erster Linie vor, das Radfahren zu fördern. Seien es neue Radwege und Radschnellwege, oder rund 100.000 neue Fahrrad-Abstellmöglichkeiten. Die dafür notwendigen Verkehrsflächen sollen teilweise durch Streichung von Parkplätzen entstehen.
Mit diesem Programm sollen immer mehr Berliner dazu motiviert werden, auf das Fahrrad umzusatteln. Ebenfalls wurden viele VBB Tickets vergünstigt und die S-Bahn soll weiter ausgebaut werden. Das ist derzeit besonders schwierig, da, wie die Senatorin zugibt, zu spät neue Waggons bestellt wurden und deshalb die maroden Wagen erst ab 2021 ersetzt werden können. Auch wenn es für die Verkehrssenatorin das letzte Mittel der Wahl ist, bleiben Dieselfahrverbote auf der Agenda.
Zuerst aber sollen die Abgasreinigungsanlagen der betroffenen Fahrzeuge auf den aktuellen Stand gebracht werden. Diese sogenannten Hardwareumrüstungen wurden kürzlich in einer vom Bundesverkehrsministerium angeordneten Untersuchung der TU München als Mittel der Wahl bestätigt.
Die Kosten dafür belaufen sich pro Fahrzeugen auf 1000 bis 3000 Euro. Laut dem Interview mit der Morgenpost sieht Frau Günther eindeutig die Fahrzeughersteller in der Pflicht. Schließlich seien diese ökonomisch dazu in der Lage. „Wir reden da von Kosten zwischen fünf und fünfzehn Milliarden Euro,“ so die Verkehrssenatorin. Kein schlechter Ansatz, da der Autobesitzer dann nicht auf den Kosten sitzen bleiben würde. Nicht nachvollziehbar dagegen ist Ihre Aussage, dass nur die Fahrzeuge nachgerüstet werden müssten, die in den hochbelasteten Städten unterwegs sind. Sollte sich diese Ansicht durchsetzen, dann würden Landbewohner in die Röhre gucken und weiterhin mit ‚schmutzigen‘ Autos rumfahren, die dann sogar zusätzlich, im Vergleich zu den umgerüsteten Fahrzeugen, deutlich im Wert gemindert wären. sg
Foto: Die Hoffotografen GmbH
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