Der Börsengang DiDi Chuxings, inzwischen mächtiger als Uber, wurde für das „zweite Halbjahr 2018“ angekündigt. Die Vorbereitungen für eine Börsennotierung laufen auch bei Uber, Volkswagens Gett oder Softbanks Ola. Der Markt ist immer noch in Bewegung.
Didi bemüht sich durch das Abstoßen unlukrativer Firmenanteile und neuen Partnerschaften, schwarze Zahlen zu schreiben. Ein realistisches Ziel, denn mit „nur“ 200 Millionen Dollar Verlust im Jahre 2017 stand der Riese, Unternehmenswert geschätzt 55 Milliarden Dollar, recht gut da. Finanziert unter anderem von Softbank.
Zur Vorbereitung darauf wird er seinen unlukrativen Auto-Service veräußern, mit dem er den Laien-Taxi-Fahrern Autos vermietete, Kraftstoff vergünstigt anbot und Dienstleistungen rund um den Fahrzeugbetrieb verkaufte. Das bringt etwa 1,5 Milliarden ein. Gleichzeitig kassiert er für eine Partnerschaft mit dem internetbasierten Reisevermittler Booking.com 500 Millionen Dollar. Im Dezember sammelte der Fahrdienstvermittler 4 Milliarden von Investoren ein.
Didi expandierte seine Operationen seit letztem Jahr weltweit: Nach Australien, Japan sowie Mittel- und Südamerika. Das Unternehmen investiert außerdem in das autonome Fahren und kündigte kürzlich an, Elektroautos in Partnerschaft mit chinesischen Fabrikanten selber herzustellen. Der Gedanke, dass diese dann außerdem vom Konzern selber als Taxis betrieben werden könnten, wäre nur konsequent. Sowohl Fahrer wie Fahrgäste werden zu direkten Kunden. Der Börsengang – inzwischen ist sogar von einem amerikanischen Handelsplatz die Rede – könnte bis zu 25 Milliarden Dollar einbringen – ein echter Kracher.
Bei Uber hingegen: Flopp des Programms zur Entwicklung der Fahrroboter in den USA, Rückzug aus Südostasien – der womöglich hohe Strafzahlungen wegen Wettbewerbsverstößen nach sich zieht -, laufende Ermittlungen zur Bestechung weltweit, hinzu weitere Ermittlungen in den USA. In der Heimat ist der Ruf Ubers zwar ruiniert, es lebt sich trotzdem nicht ungeniert: Einstmals Uber-freundliche Städte suchen nach Wegen, die Flut der stinkenden, leer umher kreisenden Laien-Taxis einzudämmen. Das miserable Lohnniveau belastet die Gesellschaft und das Geschäftsmodell ist permanent durch Gesetzesverschärfungen und Gerichte bedroht. Nachbesserungen, wie die jetzt in den USA implementierte polizeiliche Überprüfung der Fahrer, kommen viel zu spät.
In Europa sieht es sogar noch schlechter aus: der Brückenkopf London war nur mit Mühe für Uber zu retten. In Großbritannien wie in anderen Ländern, z.B. Schweiz, gibt es arbeitsrechtliche Probleme. Der Europäische Gerichtshof entschied, dass Uber rechtlich wie ein Transportunternehmen zu behandeln ist und somit den lokalen Gesetzgebungen unterliegt. Ubers Strohhalm für Europa ist die Deregulierung der Märkte.
Ubers Zahlen sind weiterhin schlecht: Man verbrannte insgesamt 10,7 Milliarden Dollar, im letzten Quartal verlor die Firma 312 Millionen. Doch CEO Dara Khosrowshahi meinte Anfang der Woche auf einer Konferenz in der Silberstadt Aspen, Colorado: Das macht doch nichts, man könne doch trotzdem 2019 an die Börse. Er würde einen „positiven Cashflow“ generieren. Wie das aussehen könnte, lässt sich erahnen. Uber, mehrheitlich Eigentum von Softbank, verkauft Geschäftsgebiete und Kundenstämme an andere Unternehmen, die -Achtung, jetzt kommt’s- ebenso von Softbank finanziert wurden; und zwar gegen Beteiligungen. So geschehen mit dem Verkauf des China-Geschäftes an Didi und des Südostasien-Marktes an Grab. Ein Super-Konzern entsteht.
Der Boss von Grab, Anthony Tan, lächelte mit asiatischer Zurückhaltung hingegen auf die Frage nach einem möglichen Börsengang. „Es gibt keine unmittelbare Notwendigkeit.“ Er verwies auf die Investition Toyotas. Der Automobilhersteller beteiligte sich kürzlich mit einer Milliarde Dollar an dem Fahrdienstvermittler. „Das ist nicht wenig Geld“, so Tan, sondern wäre die größte Investition, die ein Fahrzeugproduzent jemals in einen Fahrdienstanbieter investiert hätte. In das heimische Taxigewerbe setzte Toyota übrigens weniger Vertrauen. Die App JapanTaxi bezuschusste er nur mit knapp 65 Millionen Dollar.
Gett, basiert in Israel und mehrheitlich im Besitz von Volkswagen, denkt laut darüber nach, seine einzige amerikanische Marke Juno abzustoßen. Juno, erst letztes Jahr für 200 Millionen eingekauft, sollte in New York den Billigheimern Uber (Softbank), Via (Daimler) und Lyft (Google, GM) Konkurrenz machen, aber das Vorhaben wurde VW zu teuer. Womöglich wird Uber Juno übernehmen, und damit Geld in die Kassen von Gett spülen. Gett will bis Jahresende schwarze Zahlen sehen und sich auf die Märkte im nahen Osten und Russland konzentrieren.
Recht unbeachtet von der Öffentlichkeit wächst Ola Cabs (Softbank) anscheinend recht gut in Indien: Führend auf einem Markt mit 1,4 Milliarden Einwohnern kündigt es ebenso an, ab 2019 den Durchbruch zum Gewinn zu schaffen, auch wenn die Kommentatoren skeptisch bleiben. Genauso skeptisch sind inzwischen die Wettbewerbsbehörden: formal handelt es sich bei Uber, Grab und Ola zwar um konkurrierende Marken. Faktisch aber stehen hinter diesen Unternehmen die selben Investoren, im Wesentlichen Softbank. Auch ohne offizielle Fusion wie bei Uber, Didi und Grab entstehen Oligopole, die mit Preisabsprachen auf Kosten der Fahrer und Fahrgäste ausgenutzt werden könnten. prh
Symbolfoto: Kevin Hutchinson cc-by 2.0