Vergangene Woche feierte die Genossenschaft Taxi Kiel ihr 50-jähriges Bestehen. Die Gäste zollten großen Respekt, forderten aber auch dazu auf, den anstehenden Wandel aktiv mitzugestalten.
Die Gründung der Kieler Taxizentrale am 21. August 1968 nahm der Vorstand zum Anlass, genau 50 Jahre später mit einer Festveranstaltung auf dem Betriebsgelände das runde Jubiläum zu feiern. Eingeladen waren neben zahlreichen Genossenschaftsmitgliedern und Gestattungsnehmern auch Stammkunden sowie Vertreter der IHK und der Politik. Taxi Kiel vermittelt über das Funksystem von Seibt & Straub, weshalb auch deren Geschäftsführer Markus Becker zu den Gästen zählte, ebenso wie Wolfgang Pettau von der Taxizentrale Hannover.
Das neue, revolutionäre Element bei der damaligen Gründung sei der Funk gewesen, erzählte Gastgeber und Vorstand Thomas Krotz bei der Begrüßung. „Damit waren unsere Kollegen nicht mehr nur über die Rufsäulen, sondern direkt erreichbar.“ Zu Beginn hantierten die Kollegen noch mit kofferraumgroßen Röhrengeräten, die viel Wärme produziert haben. Doch nach und nach wurden die Geräte kleiner und rund dreißig Jahre nach dem ersten Funkspruch sollte kurz vor der Jahrtausendwende mit der Einführung des Datenfunks dann schließlich der letzte „gesprochene“ Auftrag über den Äther gehen. „Ihr habt uns die Sprache genommen“, bekam Krotz seitdem öfters zu hören. Krotz räumte ein, dass damit sicherlich ein großes Stück Lebendigkeit im Taxi verlorengegangen sei, andererseits aber das, was damals jeder mithören konnte, heutzutage jedem Datenschützer die Haare zu Berge stehen lassen würde.
Um sich 50 Jahre lang in einem hart umkämpften Personenbeförderungsmarkt behaupten zu können, ist eine hohe Wandlungsfähigkeit nötig, aber auch viel persönlicher Einsatz. „Der Erfolg hängt nicht nur von einem guten Vorstand ab, sondern vor allen Dingen von engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern“, hob Klaus-Hinrich Vater, Präsident der IHK Schleswig Holstein, in seiner Laudatio hervor. Er zollte dafür im Namen der gesamten IHK den Kolleginnen und Kollegen großen Respekt.
Laut Vater werde die rasante digitale Entwicklung gerade an der Historie der Kieler Taxizentrale deutlich. Während der ersten drei Jahrzehnte gab es kaum technische Änderungen, während man allein im letzten Jahrzehnt mit den digitalen Veränderungen kaum mehr mithalten könne. „Dieser radikalen Veränderung werden sich global viele Branchen stellen müssen. Auch die weltweite Taxibranche hat damit zu kämpfen“, sagte der IHK-Präsident und nannte dafür exemplarisch die Wettbewerber Uber, mytaxi und Clever-Shuttle. Änderungen, auch des gesetzlichen Rahmens, seien keine Frage des „ob“, eher die Frage: „Bleibt die Zeit, um sich mit innovativen Ideen auf diese Änderungen einzustellen? Keiner soll glauben, dass das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) nochmal 54 Jahre lang einen Schutzmantel bekommt.“
Ähnlich sieht das auch Jörn Genoux vom Referat für Wirtschaft der Landeshauptstadt Kiel. „Die Digitalisierung wird sich sehr auf das Gewerbe auswirken. Mit dem Eintritt der neuen Internetbasierten Marktteilnehmer ist es notwendig, sich über einen neuen Ordnungsrahmen Gedanken zu machen und wieder faire Bedingungen für diesen Markt zu schaffen.“
Es werde nicht einfach sein, einen solchen Ordnungsrahmen zu erarbeiten, führt Genoux weiter aus. „Er muss ausgewogen sein zwischen unternehmerischer Freiheit, aber auch einer Personenbeförderung, die für Sicherheit und Qualität steht. Darüber nachzudenken, sollte man nicht nur den Politikern überlassen, sondern selbst bzw. über die Gewerbevertreter daran mitwirken.“
Da kaum jemand den Markt der Personenbeförderung so gut wie das Taxigewerbe kenne, munterte Genoux die Kolleginnen und Kollegen dazu auf, sich neuen und innovativen Konzepten mit eigenen Ideen und Initiativen entgegenzustellen.
Dabei darf man gerne auch weiterhin an den jahrzehntealten Vorzügen des Taxigewerbes festhalten, zu denen – und das ist der große Unterscheid zu allen digitalen Wettbewerbern – die ständige Erreichbarkeit gehört. Krotz bezeichnete eine Taxizentrale im Gesamtkonstrukt des Taxigewerbes als Maschinenraum. Ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Disposition und in der Verwaltung würde kein Taxi an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden immer auf Zuruf vor der Türe stehen“, sagte Krotz und bedankte sich daher am Tag des Jubiläums ganz besonders bei seiner Verwaltung und seinen Disponenten, die am Abend der Feier trotzdem nebenan ihren Dienst verrichteten. jh
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