Monatelang wurde dem Vernehmen nach verhandelt – nun ist klar: Die Deutsche Bahn erhöht laut Gruenderszene.de ihre Anteile am Ride-Sharing-Dienst CleverShuttle von bisher rund 20 Prozent auf knapp 79 Prozent.
Mit der Mehrheitsbeteiligung an dem Berliner Start-up will die Bahn ihren Kunden mehr Angebote für die sogenannte letzte Meile machen. Das Taxi am Bahnhof reicht da offenbar nicht aus. Erst kürzlich hatte die Bahn in Hamburg mit ihrer Tochter ioki einen Fahrdienst mit Elektro-Autos gestartet.
„CleverShuttle bietet ein attraktives Mobilitätsangebot für unsere Kunden, das unser Angebot auf der Schiene ideal ergänzt. Wir sind vom Wachstumspotenzial des noch jungen Unternehmens überzeugt und wollen die Erfolgsgeschichte nun gemeinsam weiter fortschreiben“, wird Berthold Huber, Vorstand für Personenverkehr der Deutschen Bahn, in einer Pressemitteilung zitiert.
CleverShuttle basiert auf einem Algorithmus, der Fahrgäste mit individuellen Routen zusammenbringt und die schnellste Route ermittelt. Während einer kürzlich von der Taxi Times Redaktion durchgeführten Testfahrt in Berlin fand sich auf einer rund zehn Kilometer langen Strecke in der Berliner Innenstadt an einem lauen Sommerabend kein einziger Mitfahrer. Der ehrenhafte Gedanke, mit Sammelfahrten den Verkehr zu verringern, wird somit ad absurdum geführt. Diese Fahrt hätte auch eines der 8.000 Berliner Taxis durchführen können. Gut möglich, dass nach dem Einstieg der Bahn nun großflächig in Werbung investiert wird, um das Angebot bekannter zu machen.
Parallel zur Mehrheitsübernahme will CleverShuttle zusammen mit dem neuen Mehrheitsgesellschafter Leipzig zum größten deutschen Standort ausbauen. Ab sofort stehen direkt am Gleis 1 im Hauptbahnhof 45 Elektrofahrzeuge für die Reisenden bereit. CleverShuttle Leipzig ist eine Besonderheit, denn dort ist auch die Madsack Mediengruppe (Leipziger Volkszeitung und andere Zeitungen) mit im Boot.
Nach diesem Modell wird nun nach weiteren Partnern gesucht, laut Website setzt man dabei auf die Erfahrung, Kompetenz und das lokale Knowhow. 1,5 Millionen Euro Startkapital sollte man allerdings schon mitbringen, um in den erlauchten Kreis aufgenommen zu werden. Neben Geschäftspartnern scheint es derzeit auch an denjenigen zu fehlen, die die tatsächliche Leistung auf der Straße erbringen – an Fahrern. Die sucht man offensichtlich nicht nur am freien Markt, sondern will wohl Kollegen aus der Taxibranche abwerben. Dazu inseriert man sogar ganz dreist auf der Homepage eines Taxi-Fachmagazins. Wer das Geld hat, bestimmt die Regeln. tm/jh
Foto: Toyota
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Leider wird auch hier mit zweierlei Maß gemessen. In Leipzig werden die Fahrzeuge von CS von der Installation eines Wegstreckenzählers befreit, obwohl alle anderen Mietwagenbetriebe dazu verpflichtet sind. Wir reden hier von rund 2000 Euro pro Fahrzeug, was ein ordentlicher Vorteil ist! Auch wenn die Fahrzeuge von CS das Gerät nicht benötigen, unsere Mitglieder brauchen es auch nicht und müssen es einbauen.Weithin wird aus Gründen, die niemand benennt, immer auf einen sogenannten Beobachtungszeitraum hingewiesen, wie beim Thema Einzelplatzvermietung oder Wirtschaftlichkeit. Aber jetzt mit der staatlich geförderten Bahn als Hauptaktionär muss man ja nicht wirtschaftlich arbeiten, den das macht Clever Shuttle auf keinen Fall, wie wir nach mehreren Testfahrten feststellen mussten.
Die Pressemitteilung ist bewusst falsch. CleverShuttle hat in Leipzig lediglich 29 Genehmigungen für den Mietwagenbetrieb. Sollten sie wirklich mit 45 Fahrzeugen fahren, wie lauthals verkündet, haben sie aktuell für 16 Mietwagen gar keine Genehmigung. Da die Madsack Mediengruppe nun Mehrheitsgesellschafter ist und der Geschäftführer der zu ihr gehörenden Leipziger Verlags- und Dreckereigesellschaft, zu der wiederum die einzige Leipziger Tageszeitung, die Leipziger Volkszeitung und auch das Leipzig Fernsehen gehören, zugleich Geschäftsführer von ClverShuttle ist, ist solch eine bewusste falsche Pressemitteilung in eigener Sache ja nicht weiter schlimm. Man daran deutlich sehen, wie wichtig diesen Presseleuten tatsächlich die Wahrheit und eine neutrale Berichterstattung ist.
In diesem Zusammenhang sind auch die angegebenen Fahrgastszahlen in Leipzig (20.000 im Monat August 2018) und die Mitarbeiterzahlen (350 Chauffeure /-innen) absolut zu bestreiten.
Während die Bahn eine noch nie da gewesene Verschuldung erwartet (20 Milliarden EURO, trotz laufender Finanzspritzen durch uns Steuerzahler!) und in einzelnen Regionen wegen Personalmangels einfach Zugverbindungen einstellt, glauben die Vorstände wahrscheinlich, mit CleverShuttle das Konzernergebnis zu retten, indem sie aber zunächst schon wieder Geld verbrennen, um mit Dumpingfahrpreisen (etwa 50 % des jeweiligen Taxifahrpreises, trotz 19 %-iger MWSt.) Fahrgäste in die Autos zu locken.
Der richtige Weg ist nach meiner Überzeugung ein ganz anderer: Die Deutsche Bahn sollte sich endlich intensiv um ihr Kerngeschäft kümmern. Die Fahrgastzahlen auf der neuen Schnellverbindung Berlin – München zeigen es. Das ist der richtige Weg der Deutschen Bahn. Deshalb heißt sie nämlich auch so.
Und die Beförderung ihrer Fahrgäste zum und vom Zug dem örtlich vorhandenen Taxigewerbe überlassen. Gern können sie dort auch etwas dazu geben.
Das alles machen sie aber nicht. Zu dumm!
Das Eexperiment Fernbus hat sie auch schon mal sinnlos teuer bezahlt. weil , wenn es um die eigenen Interessen geht
Wenn die Bahn CS ähnlich nutzen würde wie z.B. das AST – Anruf Sammel Taxi – und somit ihre Kunden ausschließlich zu bestimmten Zeiten und in entlegenen Gebieten zu deren Wohnadressen bringe, könnte ich das noch verstehen. Das wäre ein zusätzlicher Service am Kunden, diese Fahrten könnten sie für kleines Geld anbieten (subventionieren) und generierten noch ein kleines Zusatzgeschäft. In dieser Form wäre der Dienst auch genehmigungsfähig ohne Proteste der Taxigemeinde, Erfahrungsgemöß stehen hier sowieso zu wenig bis garkeine Taxen bereit, deren Geschäft angegriffen werden könnte.
So wie CS aber z.Zt. überall genehmigt ist, stellt es nirgendwo eine neue Verkehrsform dar und hätte also in diesem Sinne der Möglichkeit des PBefG nicht genehmigt werden dürfen. Würde man allerdings die möglichen Verbandelungen der Entscheidungsträger aller beteiligten Gesellschaften und der entsprechenden Behörden versuchen herauszufinden, könnte man evtl. die getroffenen Entscheidungen nachvollziehen.