30 Fahrzeuge sind noch nicht genug. Der Ride-Sharing-Dienst Clever-Shuttle will in Berlin zusätzliche 120 Autos fahren lassen. Die Genehmigungen wurden beantragt.
Die Befürworter von Ridesharing halten ihr Angebot für eine super Idee. Die Gegner, darunter die Taxibranche, natürlich nicht. Die Straßen werden noch voller, immer mehr Autos sollen zur Verfügung stehen und weitere Leute steigen von Bussen und Bahnen um – und eben nicht vom eigenen Auto. Das haben mehrere Studien aus den USA bewiesen.
Und offenbar folgt auch CleverShuttle diesem Trend. Laut Berliner Zeitung soll die Zahl der Fahrzeuge bald von 30 auf 150 steigen. Einen entsprechenden Antrag hat das Unternehmen eingereicht. Rechtlich ist die Möglichkeit gegeben, denn das Personenbeförderungsgesetz beinhaltet eine Experimentierklausel. Nach der hat CleverShuttle eine Genehmigung, seine Dienste anzubieten – und dies bis August 2020.
Die Genehmigung zur Erweiterung der Flotte muss das Berliner Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, kurz LABO, erteilen. „Keinesfalls sollte das LABO dies genehmigen“, sagt Leszek Nadolski von der Berliner Taxi-„Innung“. Und dann sprudeln die Argumente dagegen nur so aus ihm heraus. „Die Deutsche Bahn steht hinter CleverShuttle. Sie wollen für die Zugreisenden mit dem Dienst auch die sogenannte letzte Meile von den Bahnhöfen bis zur Haustür der Passagiere überbrücken. Aber in den Randbezirken fährt kein CleverShuttle. Das macht nur das Taxi. Sich nur die Rosinen aus dem Kuchen zu picken, ist aber kein fairer Wettbewerb. Am Hauptbahnhof ist nun mal mehr los als in Grünau. Aber da fahren sie nicht!“
Spandau, Zehlendorf, Köpenick oder Reinickendorf – diese Berliner Stadtrandgebiete dürften in Zukunft auch nicht zum Fahrgebiet von CleverShuttle gehören. Nicht weiter verwunderlich, denn auch das ist die Erkenntnis aus den US-Studien: RideSharing funktioniert nur da, wo viele Leute sind. Auf dem Lande oder in schwächer besiedelten Regionen lohnt sich das Geschäft nicht, deshalb verirren sich diese Anbieter nicht hierher – egal ob in den USA oder in Europa. „Das Taxi aber bedient alle Regionen, wir brauchen die starke Innenstadt, um die Mobilität auch in den Randbezirken zu sichern“, macht Nadolski noch einmal deutlich.
Gleiches gilt auch für die Betriebszeiten. Laut Website fährt CleverShuttle von sonntags bis donnerstags in der Zeit von 9 bis 4 Uhr am Morgen, am Wochenende zwei Stunden länger. „Die Betriebspflicht beim Taxi dagegen ist rund um die Uhr 24 Stunden, das ist so geregelt“, betont die „Innung“.
Seit kurzem macht auch BerlKönig, ein Projekt von Daimlers Via-Van, unter Beteiligung der städtischen Verkehrsgesellschaft BVG der Taxibranche in Berlin Konkurrenz. Und auch hier soll von derzeit 90 Fahrzeugen auf bis zu 300 aufgestockt werden, schreibt die Berliner Zeitung. Bei einer Testfahrt konnte das Unternehmen weder bei der Route noch beim Service überzeugen. Allein der Tarif dürfte preissensible Kunden zum Umsteigen bewegen. Allerdings wohl ebenfalls jene, die bisher Busse und Bahnen nutzen. Oder das Taxi. tm
Die ganze Stellungnahme der Taxiinnung ist unter diesem Link zu finden:
https://www.taxiinnung.org/wp-content/uploads/2018/11/Antwort-CleverShuttle11.2018.pdf
Hinweis der Redaktion: Es gibt kein Argument, das für diese Erweiterung spricht, aber viele Argumente dagegen. Das Labo sollte den Mut haben, im Sinne der besseren Luft und der eigenen städteplanerischen Interessen zu entscheiden.
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