Um nachts vergünstigt nach Hause zu kommen, hat der Kreis Kleve den so genannten „Night Mover“ eingeführt. Personen zwischen 16 und 26 Jahren erhalten einen Zuschuss für nächtliche Taxifahrten. Das Projekt könnte ausgeweitet werden, doch die Gemeinde Schermbeck will dafür kein Geld ausgeben.
Eigentlich laufen politische Prozesse immer nach dem immer gleichen Schema ab: Eine Parteigruppierung will etwas, und die andere ist alleine deshalb erst einmal dagegen. Parteiübergreifende Einigkeit in Sachfragen kommt daher äußerst selten vor. Die Gemeinde Schermbeck in Nordrhein-Westfalen bildet da eine Ausnahme. Hier sind sich alle einig, dass man etwas nicht will – nämlich Geld-Ausgeben für ein Jugendtaxi.
Der Hauptausschuss der Gemeinde hat einem Bericht der Dorstener Zeitung zufolge einen entsprechenden Beschluss einstimmig gefasst. Man werde sich nicht an der Erweiterung des Night-Mover-Projekt des Kreises Wesel beteiligen, sprich den Kostenanteil übernehmen, den jede Gemeinde zu diesem Projekt hätte beitragen sollen. Für Schermbeck wären das 9.000 Euro jährlich gewesen.
Gründe dafür gibt es viele, Vertreter aller Parteien konnten der Dorstener Zeitung ihren Standpunkt darlegen. So verweis beispielsweise der SPD-Vertreter auf eine fehlende Gegenfinanzierung im Haushalt. Die müsse aber vorliegen, weil Schermbeck einem Haushaltssicherungskonzept unterliege. Der CDU-Repräsentant sieht eine Ungleichbehandlung: „Wie soll ich eine solche Bezuschussung von jungen Menschen anderen Leuten erklären, die einen Arzt aufsuchen möchten“, gab er zu bedenken.
Ein Ratsmitglied der Initiative „Bürger für Bürger“ will die Sache nicht einzeln behandelt wissen: „Für uns ist dies ein allgemeines Thema, das den Öffentlichen Personennahverkehr betrifft.“
Einem weiteren, parteilosen Politiker fehlt die soziale Komponente: Wenn der Eintritt von zehn bis zwölf Euro gezahlt werde und Getränke für mehrere Euro konsumiert würden, dann könne er nicht nachvollziehen, wieso die Allgemeinheit Fahrtkosten finanzieren sollte.
Die Grünen appellieren in dieser Angelegenheit an die Selbstverantwortung und an die elterlichen Pflichten. Bei ganz jungen Personen seien Eltern in der Pflicht. Der Generation der Führerscheininhaber empfahl die Grünen-Vertreterin ein abwechselndes Fahren zu Veranstaltungen. Da müsse eben einer von vier oder fünf Personen auf Alkoholkonsum verzichten.
Last but not least hatte dann auch noch Schermbecks Bürgermeister das absolute K.O.-Kriterium für einen Zuschuss parat – den riesigen bürokratischen Aufwand, der bei der Abrechnung entstehe. jh
Symbol-Bild: Pixabay
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