Die umstrittenen Eckpunkte aus seinem Ministerium lassen Verkehrsminister Andreas Scheuer keine Ruhe. Nur zwei Tage nach den bundesweiten Taxiprotesten traf er bei einer Veranstaltung in seiner niederbayerischen Heimat abermals auf protestierende Taxler.
Bisher waren es vor allem die Ballungszentren, in denen die wütenden Taxler auf die Straße gingen, um gegen Scheuers Pläne zur Abschaffung der Rückkehrpflicht zu demonstrieren. Scheuer hält nach wie vor daran fest und will die Städte und Kommunen entscheiden lassen, wie sie dann damit umgehen sollen. In Viechtach haben nun auch knapp zwei Dutzend Taxiunternehmer und Fahrer dem Verkehrsminister klargemacht, dass sie und ihr Taxi im ländlichen Bereich unverzichtbar sind.
Organisiert vom Kreisverband Regen, der wiederum dem Landesverband Bayerischer Taxi und Mietwagenunternehmen angeschlossen ist, hatten sich 23 Taxis aus verschiedenen örtlichen Landkreisen am Freitag Abend spontan in der Ortschaft Viechtach versammelt und waren im Korso die rund sieben Kilometer lange Strecke (ohne Hupen) nach Kollnburg –Einweging gefahren. Dort hatte an diesem Abend Verkehrsminister Scheuer an einer Versammlung der CSU-Ortsgruppe teilgenommen.
Eigentlich wollte Franz Aichinger am 10. April zum Taxi-Aktionstag nach Berlin fahren, doch dann erfuhr der Unternehmer aus dem niederbayerischen Viechtach, dass Verkehrsminister Scheuer am Freitagabend zur CSU-Ortsversammlung nach Kollnburg –Einweging kommen würde, also in sein Gebiet. Und da man sich am Donnerstag sowieso mit den Taxiunternehmern aus dem Kreisverband turnusgemäß traf, schlugen Aichinger und sein Vorstandskollege Herr Danzer vor, einen spontanen Taxikorso nach Einweging zu organisieren und dort Herrn Scheuer persönlich klarzumachen, dass mit seinen Eckpunkten auch die Taxis auf dem Land in ihrer Existenz gefährdet seien. „Herr Scheuer sollte merken, dass er nicht einmal am Wochenende in einem heimatlichen Kreisverband seine Ruhe vor den Taxlern hat“, beschreibt Aichinger die Motivation dieser Aktion gegenüber Taxi Times. Die Mitglieder stimmten zu.
Am Demotag selber lief alles ganz ruhig und besonnen ab. Man hatte vorab noch die Polizei informiert, die den Korso begleitete, verzichtete auf Lärm und Buhrufe und war erfreut, als Herr Scheuer bei der Ankunft bereits draußen auf die Taxler wartete und mit ihnen diskutierte. Dabei machten die Kollegen vor allen Dingen klar, dass sie gerade auf den Land mit ihren Krankenfahrten und ihrer ständigen Verfügbarkeit unverzichtbar seien und dass sie darüber hinaus oftmals als „Problemhelfer“ gegenüber der Polizei agierten, „was dem Verkehrsminister vor Ort auch von seinen eigenen Parteikollegen bestätigt wurde“, berichtete Aichinger.
Der Unternehmer zog insgesamt gegenüber Taxi Times und auch auf Facebook ein positives Fazit, legte dabei aber auch den Finger in die eigene Wunde: „Es war eine kurz einberufene, spontane Demo und das Gespräch mit Herrn Scheuer war soweit in Ordnung. Wir haben unsere Meinung geäußert und er seinen Standardtext mit den Problemen in den Großstädten. Also von daher nichts Neues. Wir für uns im Kreisverband Regen haben wieder festgestellt, Zusammenhalt ist das Wichtigste! Und natürlich muss man auch sagen, dass auch Leute aus unserem Gewerbe Schuld sind an dem, was passiert. „Hört auf, unter Tarif zu fahren und macht Euch nicht selbst zu Sklaven“! jh
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