Letzte Woche trafen sich die Anwender des FMS-Vermittlungssystems und der App taxi.eu zum 20. Eurocab. Dessen Präsident Koen Van Oorschot aus Antwerpen begrüßte die Teilnehmer mit kämpferischen Worten.
Er freue sich, die taxi.eu-Familie wieder in so großer Zahl zu sehen, begann Van Oorschot seine Rede und bedankte sich beim diesjährigen Gastgeber, der Familie Galllé von der Zentrale Colux für den herzlichen Empfang in Luxemburg.
Der Belgier lobte die enge Verbundenheit der taxi.eu-Familie, mahnte aber auch, dass man in vielen Bereichen noch mehr tun müsse, um vom Netzwerk und von den Erfahrungen des jeweils anderen profitieren zu können. So müsse man zum Beispiel dafür sorgen, „dass unsere Stimme in den nationalen und europäischen Institutionen gehört wird. Das ist ein Bereich, in dem taxi.eu mehr kann. Viel mehr”, sagte Van Oorschot. „Erst kürzlich organisierte einer unserer größten Wettbewerber in Europa ein hochrangiges Treffen im Europäischen Parlament, bei dem die meisten europäischen Macher anwesend waren.”
Networking und politische Einflussnahme seien deshalb so wichtig, weil „die verschiedenen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, seit dem letzten Jahr zugenommen haben. Oft haben sich Unternehmen, die noch vor wenigen Monaten unsere Partner waren, plötzlich zu Mitbewerbern entwickelt. Lieferanten, denen wir früher vertraut haben, scheinen nun eine zweifelhafte und kontroverse Rolle zu spielen. Und noch schlimmer: Sie werden zu unseren direkten Konkurrenten und denken zu Unrecht, dass der Taxi- und Mietwagensektor der Vergangenheit angehört.”
Darüber hinaus, so Van Oorschot weiter, vergehe kein Tag, an dem nicht irgendeine Mobilitätsplattform – oft unter dem Deckmantel von „Mobility as a Service (MaaS)“ dazu einlade, Partner zu werden. „Diese neuen Kunden werden uns nur einen kleinen Prozentsatz unsere Einnahmen kosten“, sagen sie.
„Und was sehen wir in Wirklichkeit”, fragt der Eurocab-Präsident. „Plötzlich zahlen wir einen Prozentsatz für die Pflege eines Teils unseres bestehenden Kundenstamms. Die Menge an Neugeschäft, die diese Partner mitbringen, ist spärlich.”
Die taxi.eu-Zentralen seien nicht gegen app-basierte neue Konzepte. Diese würden aber nur funktionieren, wenn das Taxigewerbe ein wesentlicher Bestandteil einer solchen neuen Partnerschaft sei.
Am Beispiel seiner eigenen Taxizentrale in Antwerpen zählte Van Oorschot auf, wie widersprüchlich die Politik teilweise agiere. „Wir sind die ersten, die gebeten werden, uns für sauberere Fahrzeuge für die Umweltzone in Antwerpen zu entscheiden. Oft ohne Subvention. Wir haben gerade die Installation von 18 Ladestationen für unsere neuen Mercedes-Benz-Hybride abgeschlossen. Normalerweise stellen sie unseren appbasierten Wettbewerbern nicht die gleichen Anforderungen.”
Diese wiederum würden stattdessen regulatorische Turbulenzen auslösen, weil sie gerne unter weniger strengen Regeln operieren möchten. „Finnland, Norwegen, Österreich, Deutschland, Flandern … Überall wird diskutiert”, sagt Van Oorschot und berichtet von der aktuellen Entwicklung in seiner Heimat:
„Die flämische Regierung hat – entgegen vieler guter Ratschläge – gerade den Taxi- und Mietwagensektor dereguliert. Wochen vor den Wahlen. Müssen wir noch mehr sagen?
Es wurden zwei Arten von Taxis eingeführt: Taxis, die am Halteplatz bereitstehen und Taxis auf Appbasis, die sich frei bewegen können und nur per App bestellt werden sollten. Aber wer wird diese neue Politik überwachen, wenn große Nachfrage besteht? Meine Vermutung ist, dass app-basierte Taxis unsere Stadt überschwemmen und bereit sind, Fahrgäste auch ohne die entsprechende Konzession mitzunehmen.
Van Oorschot hoffte daher auf zwei Tage mit fruchtbaren Diskussionen und einer weiteren Stärkung der geschäftlichen und freundschaftlichen Beziehungen, von denen alle bei taxi.eu profitieren. „Lassen Sie uns unsere Gruppe überall in Europa zählen!“ jh
Anmerkung der Redaktion: Diese Botschaft schien durchaus angekommen zu sein. Noch während des Eurocab-Treffens verkündeten die taxi.eu Geschäftsführer Hermann Waldner und Michael Weiss die Gründung einer Aktiengesellschaft für taxi.eu.
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