Der Seitenwechsel von mytaxi zu Free Now und damit zur zusätzlichen Vermittlung bisheriger Taxikunden an Mietwagen ist das Hauptthema der heute erschienenen Regionalausgabe von Taxi Times München.
In der 28 Seiten umfassenden Printausgabe, die hauptsächlich von Münchner Taxiunternehmern- und Fahrern gelesen wird, aber auch von den lokalen Politikern und Behördenmitarbeitern, hat die Redaktion anstelle eines Editorials eine fiktive Botschaft von Free Now an seine (bisherigen) mytaxi-Kunden abgedruckt:
„Lieber Fahrgast, wir von mytaxi finden es echt cool, dass du nun schon jahrelang unsere App nutzt, wenn du dir ein Taxi bestellst. Bitte wundere dich nicht, wenn die App nun plötzlich Free Now heißt. Es ist einfach so, dass wir an das Taxi nicht mehr glauben und dich deshalb in den freien Markt der Mietwagen locken wollen. Das hat für dich zunächst den coolen Vorteil, dass wir dir die Fahrten billiger anbieten. Du musst dir auch keine Sorgen machen, dass wir dadurch weniger Geld verdienen, denn wir werden einfach die Provision beim Mietwagenfahrer erhöhen. Der fährt dich künftig billiger und muss an uns deutlich mehr abgeben als bisher die Taxifahrer. Ist das nicht eine megacoole Win-win-Situation für uns beide?
Okay, irgendwann einmal, wenn du immer weniger ein Taxi bestellst und du dann keine Alternativen mehr hast, werden wir die Preise anheben müssen. An Silvester oder wenn die U-Bahn-Fahrer streiken sogar mindestens um das Doppelte. Aber das macht ja Uber auch so und an denen wollen wir uns zukünftig orientieren.
Falls du übrigens ab und zu auch schon Uber ausprobiert hast: Wir sind dir nicht böse, ganz im Gegenteil: Wenn du bei uns jetzt regelmäßig Mietwagen bestellst, schicken wir dir sogar den einen oder anderen Uber-Fahrer. Die werden wahrscheinlich für beide Apps unterwegs sein. Mehr verdienen diese Fahrer dadurch nicht – das Privileg des Geld-Verdienens gehört sowieso nur uns.
Vorrangig wollen wir in Zukunft mit DEINER Mobilität viel Geld verdienen, denn wie du sicher weißt, gehören wir zum Daimler- Konzern und als solcher brauchen wir mittelfristig andere Einnahmequellen. Mit dem Verkauf unserer Mercedes-Autos geht es stetig bergab. Keine Angst, noch kaufen viele Menschen unseren Stern, sogar noch ganz viele Taxiunternehmer, obwohl wir denen im Moment DICH als bisherigen Taxikunden wegnehmen. Aber das haben die zum Glück noch nicht kapiert. Cool, oder?
Du erkennst diese Nicht-Checker übrigens ganz einfach: Es sind diejenigen, die auf ihren Taxis Werbung für unsere neue App Free Now fahren. Bald wirst du diese Taxifahrer sowieso wiedersehen – wenn sie dich in den günstigeren Mietwagen fahren, weil ihr Taxibetrieb pleitegegangen ist. Lass dich dann während der Fahrt auf keinen Fall auf eine Diskussion ein, wie ungerecht die Welt ist, weil sie jetzt viel weniger Geld verdienen. Mitleid mit ,Spät-Checkern‘ ist ein ,No-Go‘.
Zum Schluss fänden wir es cool, wenn du deiner Oma weiterhin die Telefonnummer der Taxizentrale gibst. Die macht sowieso immer nur Kurzfahrten, und außerdem dauert das Ein- und Aussteigen viel zu lange. Deine Oma wollen Mietwagenfahrer gar nicht fahren. Und Rollstuhl geht leider gar nicht. Und du selber solltest zur Sicherheit auch noch die Taxi Apps von taxi.eu oder Taxi Deutschland auf deinem Smartphone lassen – falls wir dir an Silvester zu teuer sind.“
Wahre Fakten zur fiktiven Botschaft liefert die Ausgabe dann im Innenteil – und beschreibt die Reaktion sowohl der Münchner Taxizentralen (und warum diese künftig mit Sixt kooperieren), als auch der taxi.eu-App, die bald unter dem Dach einer Aktiengesellschaft agieren soll.
Weitere Themen:
Die Scheuerwehr machte auch in München Station
Wildwest-Proteste: Von Berlin nach München?
Das Münchner Uber-Verfahren vor dem Landgericht: Schlimmer als Grimms Märchen
Zukünftige ÖPNV-Strategien: Der Taxiverband München sitzt mit am Expertentisch
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Bayern stopft ein Eich-Schlupfloch
Portrait eines Sikh-Taxifahrers
Gastkommentar: Krieg gegen den ÖPNV
Lesetipp: Der Comic eines Münchner Taxifahrers
Taxi Times ist in München an typischen Taxi-Treffpunkten erhältlich und kann darüber hinaus im Abonnement bezogen werden.
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Sehr gut! Das brauchen wir als Flyer für alle Kunden!
Ich bin fassungslos über diese Vorgehensweise…
Sehr gut formuliert! Und danke für die Erwähnung! Leider steckt in der Satire so viel bittere Wahrheit. Aber gut auf den Punkt gebracht!
sollten alle im taxi so ein merkblatt im innenraum bekleben !!!!! wenn das Volk informiert wird dan werden sie auch dem taxi treu bleiben.
Taxifahrer- und Betriebe kauft nicht mehr bei Daimler.
VW ist da ja aber auch nicht wirklich besser, oder? Stichwort MOIA … in meinen Augen weitaus gefährlicher für die Branche als MyTaxi es je sein konnte oder gar noch werden kann. MyTaxi „muss“ Kohle verdienen und bindet uns erstmalig in die digitale Welt unserer Zukunft ein. Denn die Zukunft ist nun einmal digital. Die Gegenwart ist es schon, und die zukünftige Entwicklung fängt erst an.
Die Taxenbranchen müssen sich anpassen, landesweit und/oder besser bundesweit. Dazu gehören im Internet ohne Wenn und Aber fest ermittel- und vermittelbare Preise wie bei bspw. der Bahn und sämtlichen anderen Logistikbranchen (für Personen wie Waren).
Was ich sagen will ist: die Taxenbranche muss im Internet vermittelbar werden, d.h. „kalkulierbar“ sein. Eine reine „Kostenermittlung nach Uhr“ (Stau, Umwege etc.) ist
a) nicht mehr zeitgemäß und der große, selbst geschaffene Nargsagel
b) nur noch als Notnagel interessant (Gelegenheitsfahrten, für Fahrgäste und Unternehmen also nicht-planbare Fahrten….und diese Entwicklung nimmt ja erst grade Fahrt auf)
c) für Unternehmen und in größeren Zusammenhängen (von Berlin aus einen Flug nach München inkl Hotel buchen, am nächsten Zurück – Zubringer von Berliner Zuhause zum Flughafen – Flughafen MUC zum Hotel – Hotel zum Tagungsort und zurück – Hotel zum Flughafen MUC – Flughafen Berlin nach Hause) ein vollständiges No-Go
Aber nun gut, zum Thema zurück. Ich gehe davon aus, dass Toyota für die nächste Dekade ein vernünftiges Mittel der Wahl *sein kann*.
Umweltfreundlich (PR), bequem (sämtliche Insassen), technisch hoch versiert (geringe variable Kosten), relativ „chic“ (im Gegensatz zu den gängigen Alternativmarken wie SEAT & Co) und dabei an die Öffentlichkeit sogar noch vernünftig kommunizierbar (PR).
Leider scheint der Taxenmarkt für Toyota jedoch eher schon immer nur eine Nebennische gewesen zu sein. Ob sich das ändert? Wenn dann doch nur anhand der Verkaufszahlen begleitend zur intensiven Verbandsarbeit auf bundesebene…
Viel investiert für einen ordentlichen Einstieg in die Branche wie z.B. von den Branchenprimen MB bzw. vor ~15 Jahren dann auch durch VW wird jedenfalls bisher nicht. Auch Toyota muss wirtschaftlich denken. Nicht nur wir Droschkentreiber…
Dennoch kostet ein Prius+ Hybrid kaum mehr als ein Passat Kombi oder eine Daimler Limousine. Und werbetechnisch scheinen sie den beiden ja auch kaum nachzustehen.
Gute Kassen und tolle Fahrgäste wünscht nun
einer der hannöverschen Kutscher
Das beste wäre das Free Now alle Taxis Deutschland weit ab sofort kündigen.
Und das ganz schnell bevor das Free Now denn zusammen Arbeit mit Mietwagen eingeführt hat, und dann wird das Free Now innerhalb kürzerer zeit Tot!
Die Frage ist nur wie?!…wie können wir das organisiren?…und das sehr schnell….wir brauchen eine führer dass das Komando übernimmt…Wer?Wie..? ..und wer kann dass?
Genau, es gibt noch andere Hersteller.Muss ja nicht der größte Feind sein, dem man die Autos abkauft!