In weltweit rund 700 Städten bietet Uber seine Fahrtenvermittlung an. Jetzt hat das Unternehmen seinen Service auf fünf Orte im ländlichen Raum ausgeweitet und kooperiert erstmals in Deutschland mit einer Kommune.
„Uber interessiert mich nicht! Die kommen hier sowieso nicht hin.“ So oder so ähnlich hat man häufig zu hören bekommen, wenn man mit Taxiunternehmern gesprochen hat, die ihren Betriebssitz auf dem Land haben. Dass sie mit ihrer Meinung falsch lagen, beweist Uber Deutschland mit der erneuten Ausweitung des Vermittlungsgebietes.
In einem auf drei Monate angesetzten Testlauf werden in Kirchheim, Poing, Aschheim, Pliening und Feldkirchen Mietwagen für Uber unterwegs sein. Allesamt liegen die Orte im näheren Umfeld von München, wo Uber bereits seit Jahren aktiv ist.
Die fünf Ortschaften, welche in direkter Nachbarschaft zueinander liegen, ergeben zusammen ein beachtlich großes Gebiet. Alle Gemeinden liegen verkehrsgünstig zu Flughafen und Messe Riem, was sicherlich auch ein Grund ist, warum Uber gerade diese Region ausgewählt hat.
Damit der Service zum Laufen kommt, werden Fahrten zu Festpreisen angeboten. Innerhalb der fünf Ortschaften kostet die Fahrt lediglich fünf Euro. Eine weitere Pauschale bietet Uber Nachtschwärmern an, die zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens aus dem oder ins Münchner Stadtzentrum fahren wollen. Diese Fahrten sollen für lediglich 15 Euro gebucht werden können. Uber stellt sein ‚großzügiges‘ Angebot als Ergänzung zum ÖPNV dar. Kirchheims Erster Bürgermeister Maximilian Böltl unterstreicht diese Ansicht und nutzt zudem die Gelegenheit, auf die angebliche Umweltfreundlichkeit von Uber hinzuweisen: „Uber kann eine gute Alternative zur individuellen Einzelnutzung des PKW sein, weil einen solchen Service in der Regel pro Fahrt mehr als eine Person nutzt. Das ergänzt unseren ÖPNV und ein Großteil der Flotte ist auch bereits elektrifiziert.“
Für den Uber-Deutschland Chef Christoph Weigler geht es mit dem Uber-Betrieb in Kirchheim in erster Linie nicht um einen finanziellen Gewinn: “Das Kirchheim-Projekt hat auch für Uber absoluten Modell-Charakter. Die Zukunft der modernen Mobilität muss auch außerhalb der Stadtzentren gedacht werden. […] Mit dem Pilotprojekt wollen wir verstehen, wie ein On-Demand-Fahrservice auch in weniger dicht besiedelten Regionen und unter den Herausforderungen des aktuellen deutschen Rechtsrahmens funktionieren kann.“
Die Fahrten sollen, so die Uber Pressemitteilung, ausschließlich von lizenzierten Mietwagenunternehmen durchgeführt werden. Frank Kuhle vom Bundesverband Taxi und Mietwagenverband hat sich gegenüber der Münchner Abendzeitung bereits skeptisch geäußert: „Wir haben Bedenken, gerade bei diesem Anbieter, ob der Wettbewerb mit den richtigen Mitteln geführt wird. Wir hoffen, dass durch dieses Preis-Dumping nicht andere an den Rand gedrängt werden.“ sg
Kommentar der Reaktion: Da hat sich ein Politiker aber heftigst vor den Uber-Karren spannen lassen. Das Kirchheims Erster Bürgermeister Maximilian Böltl ein Vertreter der CSU und ist und somit Scheuers Ideologien nahesteht, verwundert ja schon gar nicht mehr. Für Uber ist das sicher eine glückliche Fügung, so muss der Uber Deutschland Chef Weigler die Botschaften, nicht immer selber an den Mann bringen. Warum sich Böltl aber so offensichtlich für Ubers Ziele einspannen lässt, ist nur schwer zu verstehen. In der Uber Pressmitteilung wird er zudem folgendermaßen zitiert: „Ob eine Fahrt zum Facharzt in der Nachbarschaft für die Älteren oder die Heimkehr von der Partynacht in München für die Jüngeren. Probieren wir es aus.“ Hier stellt sich die Frage, ob an Herrn Böltl, die Diskussion um Uber und Co. völlig vorbeigegangen ist. Kann mal bitte jemand Herrn Böltl die Zusammenhänge erklären? sg
Fotos: Uber Deutschland
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Regisseur Helmut Dietl hat einer seiner Filmfiguren den unsterblichen Satz in den Mund gelegt:
‚Ich scheiß dich zu mit meiner Kohle…..‘ .
Und das erleben wir jetzt zum wiederholten Mal, daß unsere Konkurrenten mit riesigen Verlusten in Verdrängungswettbewerb gehen.
Aus betriebswirtschaftlichen Gründen hat ja schon ein sogenannter ‚Versuch‘ (CS) abgespeckt.
Vordergründig scheint es billiger für Kunden zu sein, der eine Fahrt benötigt.
Wir müssen dringend dafür sorgen, dass wir nicht im Bereich von Sammelfahrten und anderen Kooperationen mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln auf der Strecke bleiben.
Es gibt einfach den Bedarf an Ridesharing und Ridehailing.
Und wieder erleben wir, dass unsere Konkurrenz auf die gesetzlichen Grundlagen pfeift.
Deshalb um so dringender die Novellierung des PbefG zur besseren Klärung unseres Status als öffentlichem Verkehrsmittel und der rechtlich klaren Möglichkeit für Taxi-Ride-Sharing und andere kooperative Verkehrsformen.
Es muß dringend klar sein, dass Mietwagen, genannt Chauffeurdienst oder Limousinenservice eben nicht Taxi ist und auch keinesfalls sich so verhalten darf.
Dass immer noch nicht konsequent von den Behörden trotz erfolgreicher Gerichtsurteile gehandelt wird, ist empörend. Tagtäglich ungeahndter Rechtsbruch lässt doch nicht zu unterschätzenden Unmut entstehen.