Nach einer mehrmonatigen Pilotphase hat der Salzburger Taxameterhersteller Hale den offiziellen Verkaufsstart eines Kassenautomaten verkündet. Er fungiert als digitale Abrechnungshilfe und kann gleichzeitig zum Geldwechseln genutzt werden.
Die Produktpräsentation fand im bayerischen Bad Tölz statt, wo Michael Much, Chef des gleichnamigen Taxiunternehmens, während der letzten Monate die ersten Erfahrungen mit dem Prototypen sammelte. Nun soll der 1,55 Meter hohe Apparat im gesamten Taxigewerbe vertrieben werden – als „wertvolle Hilfe speziell für Mehrwagenbetriebe“, wie es Hale-Geschäftsführer Stefan Leitner bei der Gerätevorstellung betonte.
Der Kassenautomat, dem Hale ganz im Stile seiner Taxameter die Produktbezeichnung „HKA-01“ verpasst hat, ermöglicht den Fahrern die eigenständige Abrechnung der Taxischicht. Über den Hale-Key oder die NFC-Card meldet sich der Fahrer oder die Fahrerin am Automaten an. Von dort werden die Taxameterdaten an den im Gehäuse verbauten Mini-PC geschickt und ausgelesen. Der Fahrer oder die Fahrerin bekommt dann die Abrechnungssumme angezeigt, in der bereits die im Taxameter erfassten bargeldlosen Zahlungen berücksichtigt sind. Auslagen für Tankquittungen oder Fehlfahrten können manuell eingetragen werden.
Die errechnete Bargeldsumme zahlt der Fahrer / die Fahrerin anschließend ein. Jedes Fahrerkonto verfügt dabei über einen individuell definierbaren Rahmen für Über-/Unterzahlungen. Über den integrierten Thermodrucker, dessen Papierrolle je nach Betriebsgröße für vier bis sechs Monate reicht, wird nach jedem Einlese- bzw. Abrechnungsvorgang ein Beleg ausgegeben.
Für die gleichzeitige Daten- und Geldverarbeitung verfügt der Kassenautomat im Innenleben neben dem Mini-PC sowohl über ein Münzfach als auch über eine Geldscheinkassette. Die Münzschale ist trichterförmig, so dass mehrere Geldstücke auf einmal eingeworfen werden können. „falsche Münzen“ werden erkannt und postwendend über den Ausgabeschacht wieder ausgeworfen. Geldscheine werden über einen kleinen Schlitz zugeführt. Im Automat findet eine Falschgeld-Überprüfung statt.
In der automatisierten Geldzufuhr sieht Taxiunternehmer Michael Much die größten Vorteile des Kassenautomaten. „Früher wurden die Beträge in einen Beutel gepackt und mussten vom Disponenten nachgezählt werden“, berichte der Inhaber von zehn Taxikonzessionen. „Heute muss lediglich der Safe des Kassenautomaten geleert werden.“
Jede einzelne Fahrerabrechnung wird per LAN-Kabel oder über W-LAN unmittelbar vom Mini-PC im Automaten in das Kassenbuch überspielt und geht zusätzlich per E-Mail an die vom Taxiunternehmer ausgewählten Empfänger. Diese haben somit in Echtzeit einen Überblick, welche Fahrer wann und welchem Umsatz abgerechnet haben.
„Bisher hat unser Disponent pro Tag etwa zwei Stunden mit Geldzählen verbracht“, erzählt Much. „Jetzt ist es maximal ein Viertel. Wir sparen uns dadurch rund 40 Arbeitsstunden pro Monat.“
Im Falle eines Stundenlohns von 15 Euro wären das monatlich 600 Euro. Die Anschaffungskosten des Kassenautomats, der laut Hale 7.910 Euro netto kostet, wäre damit nach rund 14 Monaten amortisiert. Die Anlieferung, der Aufbau und die Einweisung werden je nach Aufwand gesondert berechnet. Für die Aufschaltung und Wartung der Software wird quartalsweise eine Pauschale über 150 Euro fällig. Auf Anfrage sei auch ein Mietkauf möglich, berichtet Stefan Leitner.
Leitner und sein Produktbetreuer Andrejs Berzajs wiesen bei der Präsentation explizit auf die Geldwechselfunktion des Kassenautomaten hin. Von Muchs Fahrern werde diese regelmäßig genutzt, wenn mal wieder während einer Schicht fast jeder Fahrgast mit großen Gelscheinen bezahlt oder die Münzen ausgehen. Ein Münchner Mehrwagenbetrieb will den Automaten zunächst einmal nur für diese Funktion freischalten, damit sich die Fahrer schon mal an das Gerät gewöhnen. „Zur Abrechnung ist es danach nur ein kleiner Schritt“, sagt Leitner.
Ebenso wie zu weiteren Funktionen, die nach und nach integrierbar sind. „Beispielsweise können wir dem Fahrer schon bei der Abrechnung anzeigen, wann und wie lange der Taxameter nicht eingeschaltet war. Der Fahrer kann dann nachtragen, falls er zu diesen Zeiten eine Pause gemacht hat“, berichtet Berzajs. Über das NFC-Modul soll bald auch eine Führerscheinabfrage möglich werden.
„Mit dem Kassenautomat HKA-01 machen Taxiunternehmen einen großen Schritt in die digitale Zukunft“, ist man sich beim Salzburger Hersteller sicher. Man automatisiere die laufenden Prozesse der Fahrerabrechnung und helfe somit, ständige Aufwände zu reduzieren und Kosten zu senken.
Unter diesem Aspekt ist es sehr passend, dass der bisherige Pilotversuch bei einem Taxibetrieb stattfand, der mit über 134 Jahren Firmenhistorie das älteste Taxiunternehmen ist. Was mal wieder beweist, dass Taxibetriebe den digitalen Wandel aktiv mitgehen. jh
Anmerkung der Redaktion: Einen ausführlichen Bericht zu Kassenautomaten und deren Funktionen können Sie in der ersten Ausgabe 2020 der Taxi Times DACH nachlesen.
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Dann hoffe ich das die Fahrzeiten eines Fahrers auch abgespeichert werden, so das die Taxiunternehmen nicht weiter Stundenbetrug gegenüber des Fahrers machen können.
Welch einen „Scheißdreck“ hat Hale sich denn da ausgedacht? Zitat (Hervorhebung im Text durch den Verfasser):
„Über den integrierten THERMODRUCKER, dessen Papierrolle je nach Betriebsgröße für vier bis sechs Monate reicht, wird nach jedem Einlese- bzw. Abrechnungsvorgang ein BELEG ausgegeben.“
Dann können Sie auch direkt Toilettenpapier ausgeben, denn jedes Kind weiß heute, dass Belege auf sog. THERMOPAPIER nur von „Zwölf bis Mittag“ halten und danach unbrauchbar, weil unleserlich geworden, sind.
Im Falle von Unstimmigkeiten bei der Abrechnung hat nämlich der Fahrer den Beweis anzutreten, dass er alles richtig gemacht hat, was aber mit einem je nach Wetterlage in 2 Stunden schon nicht mehr lesbaren Beleg, der im Handschuhfach der Fahrzeugs im Sommer aufbewahrt wurde, schlechterdings nicht mehr möglich ist. So ein Scheiß aber auch oder steckt da etwa Absicht hinter?
Hätten Sie einen Laser- oder Tintenstrahldrucker zum drucken der Belege eingebaut, dann wäre diese Maschine je nach Betriebsgröße u.U. eine echte Erleichterung, so ist sie nur ein völlig unnützlicher Apparat, der keinem Mensch im Ernstfall etwas nützt oder hilft.
Ich weiß, jetzt kommt der Einwand, der von JEDEM HERSTELLER irgendwelcher Maschinen, die BELEGE ausdrucken müssen, immer wieder kommt: der Thermodrucker ist quasi WARTUNGSFREI, „Tintenpisser“ oder Laserdrucker bedürfen ja einer regelmäßigen Wartung und verursachen damit Kosten, die man ja vermeiden will. Bla, bla,bla.
Nur haben die deutschen Gerichte (u.A. auch der BFH) schon mehrfach in Urteilen festgestellt, dass nicht mehr lesbare Thermopierbelege als Beweis nicht zulässig sind und der Beweisführende selber dafür Sorge zu tragen hat, dass seine Belege ordnungsgemäß aufbewahrt wurden. Aber welcher Fahrer kopiert schon seine Belege zum Zweck einer eventuellen Beweisführung, es sei denn, der Kopierer steht direkt neben dem Belegdrucker! Nur dann stellt sich direkt wieder die Frage, warum nicht gleich ein „ordentlicher“ Drucker?
Sorry, Firma Hale, aber da habt Ihr euch echt ein „Eigentor“ geschossen.
Sehr geehrter Herr Popper,
die Verwendung von Thermodruckern/-papier für den Quittungs- und Belegdruck ist heutzutage europaweit Standard. Das hängt auch mit den von Ihnen bereits angesprochenen Vorteilen dieser Technologie – minimaler Wartungsaufwand, hohe Kosteneffizienz – zusammen.
Sie weisen aber zurecht auf die Problematik hinsichtlich der Haltbarkeit des Thermopapiers hin! Diese ist uns bekannt – und wurde bei der Entwicklung des HALE Kassenautomaten natürlich berücksichtigt:
1. Die Abrechnung am Kassenautomaten erfolgt grundsätzlich elektronisch. Alle Daten werden dabei gleich digital ins HALE Datencenter (sowie automatisch ins Kassenbuch) übernommen und dort gemäß den gesetzlichen Aufbewahrungspflichten archiviert. Die Daten sind somit manipulationssicher und jederzeit einsehbar/überprüfbar.
2. Nichtsdestotrotz hat der Fahrer aber natürlich die Option, jeden Abrechnungsvorgang durch Ausdruck eines Belegs zusätzlich zu dokumentieren. Wer Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit dieses Belegs hat, kann diesen auch noch gleich an eine definierte E-Mail-Adresse schicken. Damit ist der Beleg auch elektronisch archiviert und bei Bedarf jederzeit neu ausdruckbar!
3. Wir sind bei jeder einzelnen Komponente unserer Produkte bestrebt, bestmögliche Qualität – „HALE Qualität“ – zu bieten. Deshalb handelt es sich auch beim Thermopapier, das in unserem Kassenautomaten verwendet wird, um ein besonders hochwertiges Produkt. Im Vergleich zu handelsüblichem Thermopapier weist es eine erhöhte Beständigkeit gegenüber Umwelteinflüssen auf und hält das Schriftbild bei korrekter Lagerung laut Hersteller mindestens 10 Jahre lang.
Übrigens: Die Praxis unserer bisherigen (Test-)Kunden zeigt deutlich, dass Ihre Bedenken unbegründet sind und der Kassenautomat kein „Scheißdreck“ ist, sondern eine große Hilfe im täglichen Betrieb. Besonders positiv beurteilt wird die Möglichkeit, auch außerhalb der Bürozeiten einzahlen zu können und somit auch das Sicherheitsrisiko, viel Bargeld über einen längeren Zeitraum bei sich zu haben, zu verringern!
Freundliche Grüße,
Ihr HALE-Team
Werden auch die Schicht-An- und Abtrittsdaten erfasst ?
Mit Speicherung der Grundzahlen des Taxameters und der jeweiligen Zeit. So wie’s halt beim herkömmlichen Abschreiben geschieht.
Bei unserem Aufzeichnungs-System werden diese gleichfalls wichtigen Daten eben NICHT erfasst ! Durch Drücken einer bestimmten Tastenkombination am Taxameter sollte dies einfachst möglich sein.
Keine Taxameterbedienung ohne Fahreranmeldung ! beim Vermittlungssystem klappt das doch auch.
Bitte den Text genau lesen, da steht nämlich, dass die Daten aus dem Taxamemter übertragen werden. Damit dürften sich die Fragen beantwortet haben…
Dies erinnert mich an eine kurze Geschichte: viele Fachleute und Projektgruppen sind beauftragt worden, die früheren Verzögerungen bei den Grenzen zu lösen. Es sind viele „Lösungen“ ausgearbeitet worden, wie Verdopplungen des Personals, Kontrollroboter, usw. Die einfachste Lösung kam jedoch ganz anders: mit dem Schengen Vertrag sind die Grenzkontrollen ganz überflüssig geworden und weggefallen. Die Moral aus der Geschichte? Alle Kassenautomaten, Schichtabrechnungen, Falschgeldprüfungen, usw. wären völlig überflüssig, wenn Kartenzahlung „flächendeckend“ akzeptiert würde. Die Tatsache, dass solche Klimmzüge, wie Kassenautomaten, anno 2020 gesondert entwickelt werden müssen, zeugt von einer Rückständigkeit vieler Branchenteilnehmer, die das Gewerbe ggü. den Neuerungen der Digitalisierung völlig ungeschützt im Regen stehen lässt.
Was wir alle auch nicht vergessen dürfen: diese Affinität zu Bargeld ist auch den Steuerbehörden und der Politik bekannt und mit ein Hauptgrund, warum App-Basierte Vermittler wie UBER, FreeNow, usw. unter der schützenden Hand von Politik und Behörden stehen.