Eine von der Wirtschaftskammer Österreich in Auftrag gegebene Vergleichsstudie lässt Wiener Taxis größtenteils gut dastehen – ganz im Gegensatz zu den Wettbewerbern Uber und Bolt.
Offiziell vorgestellt wurde die Studie noch nicht, doch die Inhalte, die bisher medial durchgesickert sind, haben durchaus Brisanz. Beispielsweise aufgrund eindeutiger Berechnungen, wonach Unternehmer, die für die App-vermittler Uber bzw. Bolt unterwegs sind, mit jeder Fahrt Geld verlieren. Dies habe die Studie selbst bei Fahrten nachgewiesen, bei denen der Fahrpreis aufgrund einer hohen Nachfrage und des zugrunde liegenden Surge-Pricing-Verfahrens über dem eines Wiener Taxis liegt.
Noch drastischer wird der Verlust für den einzelnen Unternehmer bei einer niedrigen Auslastung, wenn Uber und Bolt also günstiger als das Taxi agieren. Unter Einberechnung der Vermittlungsgebühr, der Treibstoffkosten, von Wartung, Verschleiß, Wertverlust und nicht zu vergessen dem kalkulatorischen Unternehmerlohn entsteht bei Uber-Partnern ein Verlust von 42 Prozent, bei Bolt von 40 Prozent. Die Berechnung basiert auf einer Fahrt in der Wiener Innenstadt, die 6,7 Kilometer lang war und für die man 17 Minuten Fahrzeit veranschlagt hat.
Ähnlich desaströs sieht die Entlohnung der Fahrer aus. Hier errechnet die Studie sowohl bei Bolt- als auch bei Uber-Vermittlungen einen durchschnittlichen Anteil von 35 Prozent des Fahrpreises – fast so viel, wie beispielsweise Uber als Vermittlungsprovision einbehält (30 Prozent). Der auf dieser Basis berechnete kalkulatorische Fahrerlohn liegt zwischen 3,58 Euro und 6,81 Euro pro Stunde. „Bolt- oder Uber-Fahrer sein lohnt sich nicht“, fasst Professor Dr. Sebastian Kummer die von ihm erstellte Studie zusammen und gibt auch eine klare Handlungsempfehlung, in dem er die „Kontrolle des Fahrerlohns hinsichtlich Mindestlohnstandards“ vorschlägt.
Selbst beim Fahrpreis, den die Taxi-Konkurrenten gerne als günstigere Taxi-Alternative propagieren, deckt die Studie einige Schwachstellen auf. Zwar seien beide Anbieter beim Kilometerpreis im Durchschnitt aller Abfragen um 27 Prozent günstiger als das Taxi, dem stünden jedoch Fahrten zu starken Nachfragezeiten oder Fahrten in die Wiener Außenbezirke entgegen, bei denen man um durchschnittlich 26 Prozent teurer als das Taxi sei.
Ebenso wenig konnten Uber und Bolt bei einigen Servicefaktoren punkten: Bei der Fahrtbuchung brauche das Taxi (bestellt über die Wiener Taxizentrale 40100) durchschnittlich 3 Minuten und 10 Sekunden, Bolt 3 Minuten 15 Sekunden und Uber 5:20 . Als besonders lange haben sich die Wartezeiten auf ein Uber-Fahrzeug am Flughafen Wien-Schwechat erwiesen (mehr als 12 Minuten). Da Taxis darüber hinaus in Wien zahlreiche Busspuren mitbenutzen dürfen, seien diese auch erheblich schneller am Fahrtziel als die beiden Wettbewerber.
Last but not least sind Taxifahrten auch sicherer, weil die Lenker unter anderem ein Leumunds-Zeugnis und einen Erste-Hilfe-Kurs nachweisen müssen. Diese gesetzliche Regelung könnte bald für alle Personenbeförderer gelten, denn in Österreich werden demnächst die Bestimmungen für Taxis und Mietwagen gleichgestellt.
Uber hatte für diesen Fall einen Komplettrückzug aus Wien nicht ausgeschlossen. Davon dürfte man sich inzwischen aber wieder verabschiedet haben, stattdessen weitet man sein Angebot aus: Heute ist man offiziell auch in Salzburg gestartet. Aufgrund einer ähnlichen Preisstruktur wie in Wien ist auch hier damit zu rechnen, dass sich die Fahrten für die dortigen Unternehmer nicht lohnen und dass die Fahrer unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns verdienen. jh
Hintergrundinformation: Auftraggeber der Studie war die Wirtschaftskammer Österreich, die – ähnlich der IHKs in Deutschland – sowohl die Taxibranche als auch die Mietwagenbetriebe vertritt. Grundlage war die Untersuchung der „Wirtschaftlichkeit und Preise im Beförderungsgewerbe mit Personenkraftwagen“, durchgeführt vom Institut für Transportwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien unter Federführung des bereits erwähnten Prof. Dr. Kummer.
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Es reicht halt nichtMietwagenunternehmer zu sein , man sollte auch Rechnen können. 30 % Ust , was soll da noch übrig bleiben? Diese Unternehmer haben es verdient Pleite zu machen.