Im Zuge der Corona-Krise subventioniert der Hamburger Senat sowohl das Taxigewerbe als auch den umstrittenen Fahrdienst Moia, um nächtliche Fahrten zum Pauschalpreis anzubieten. Dieser liegt bei Moia allerdings vier Euro unter dem beim Taxi.
Die Verkehrsbetriebe in Großstädten passen ihr Angebot den veränderten Gegebenheiten an. Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation des Stadtstaates Hamburg rühmt sich neben der krisenbedingten Bestellung von mehr Linienverkehr auch mit einer Subventionierung sowohl des Taxiverkehrs als auch des Anbieters Moia in der verkehrsschwachen Zeit. Der umstrittene Dienst Moia, laut einem Hamburger Gericht eine „Taxidienstleistung im Erprobungsverkehrskostüm“, wird, vergleichbar mit dem Berliner „Berlkönig“, vom Land in Kooperation mit einem Autokonzern, in diesem Fall Volkswagen, betrieben und, da er Verluste einfährt, während der Erprobungsphase von jenem Konzern finanziert, liebäugelt für die Zukunft aber mit Steuermitteln. Moia hatte eigentlich eine Einstellung seines Angebots zum 1.4. sowohl in Hannover als auch in Hamburg angekündigt.
In einer Pressemeldung auf dem Internet-Portal hamburg.de von Sonntag, dem 29.3., wird unter der Überschrift „Taxen und Erprobungsverkehr (MOIA)“ nun aber ein zusätzliches Nachtangebot für „Menschen, die aus wichtigen Gründen auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind“, angekündigt, und das ab Mittwoch, dem 1.4.: „Jeweils rund 100 Fahrzeuge der bereits heute in der Grundversorgung tätigen Unternehmen des Taxengewerbes und von MOIA können dann zwischen 0:00 Uhr und 6:00 Uhr zu Sonderkonditionen gebucht werden. Dafür werden vom Aufgabenträger ÖPNV/SPNV-Pauschalvereinbarungen mit Vermittlungszentralen und mit MOIA für jeweils bis zu 100 Fahrzeuge je Nacht geschlossen.“
Für die „neuen Verkehre“, so die Formulierung auf der offiziellen Seite, müssen alle Fahrten über Funkzentralen oder Apps gebucht werden und nur dann nur zu Vorzugskonditionen ausgeführt werden, wenn sie „erkennbar“ einem „wichtigen Zweck“ dienen – wer auch immer das im Einzelfall beurteilen soll.
Dann der entscheidende Punkt, der das Taxigewerbe auf die Barrikaden treiben könnte: Eine Fahrt mit „Moia“ wird nachts komplett vom Land, also aus Steuermitteln, bezahlt, so dass der Fahrpreis laut Tabelle „0,00 Euro“ beträgt, während der Fahrgast im Taxi „4,00 Euro“ zu bezahlen hat, was sowohl für Zeitkarten-Inhaber und DB-City-Ticket-Inhaber als auch für Fahrgäste mit einer „Einzelkarte mindestens Großbereich“ gilt. „Sonstige“ zahlen jeweils vier Euro mehr. Begleitete Kinder bis zum Alter von 13 Jahren fahren in beiden Fällen kostenfrei mit. Die im Bundesgesetz festgeschriebene Beförderungspflicht soll zunächst nur noch für bis zu zwei Personen je Fahrt gelten, es sei denn, Fahrgäste haben ihre minderjährigen Kinder oder Enkel dabei, wie aus der Pressemeldung hervorgeht. Die Differenz zum eigentlich fälligen Fahrpreis wird, wie die Pressestelle der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation gegenüber Taxi Times telefonisch bestätigt hat, sowohl für Taxifahrten von Haus zu Haus als auch für Moia-Fahrten zwischen virtuellen Haltepunkten aus Steuermitteln des Landes Hamburg bezahlt.
Das Bekanntwerden der Pressemeldung führte umgehend zu Empörung. Im ersten Kommentar in der Telegram-Gruppe „Corona-Infoticker Taxi Times“ schreibt ein Kollege: „Das ist ein Skandal! Statt in so schweren Zeiten ausschließlich das Taxi mit so etwas zu beauftragen, wird der multinationale Konzern VW mit Dingen der Daseinsvorsorge betraut!“ ar
Also wirklich Leute,,
die Taxifahrer sind nicht der Nabel der Welt!!!
Warum sollten ausschließlich Taxen damit beauftragt werden?
In den anderen Fahrzeugen sitzen auch Menschen, die unter anderem Familien zu ernähren haben!
Monopole sind immer schädlich und meistens für die Allgemeinheit teuer… Ich weiß noch als ich 1984 als selbstständiger Kurier bei DER KURIER anfing….
Auf meine Frage wie er (Dr. Erhard Wiilisch) auf die Idee kam einen Kurierdienst zu gründen, erklärte er mir das befreundete Unternehmer „Studios/Fotografen/Labore..etc. sich beklagten, das sich die Taxifahrer (aus welchem Grund auch immer) zu fein dafür waren: „wir sind keine Spediteure… fahren Mensche, keine Waren..
Also gründete er die Firma….Heute sieht man welche Umsätze die Kurierdienste einfahren… Dies ging den Taxen durch die Nase… Jetzt haben sie den nächsten Zug verschlafen… das Sharing….
mal sehen wie es weitergeht…. Auch mal vor der eigenen Haustür kehren…
Mit freundlichem Gruß
Der Unterschied zwischen Taxi und Moia ist folgender: Die einen haben eine so genannte Betriebspflicht, die anderen nicht. Das heißt, Taxis müssen und werden immer verfügbar sein. Selbst in diesen Krisenzeiten, trotz hoher eigener Ansteckungsgefahr. Das ist eine gesetzliche, somit staatliche Regelung. Also kann es nicht sein, dass eine Kommune (als Teil des Staates) einen privaten Beförderungsanbieter auf eine Stufe setzt mit dem öffentlichen Taxi. Und es kann und darf nicht sein, dass eine Kommune einem Privatbetrieb Subventionen bzw. Umsatzhilfen in dieser Art gewährt. Und zu Ihrem Kuriervergleich: Wollen Sie ernsthaft die Taxibranche aufgrund einer Erfahrung aus dem Jahr 1984 verunglimpfen? Wir haben 2020, 36 Jahre später!