Im Rahmen der Webinar-Reihe ‚Taxi Driving Innovation 2020‘, ausgerichtet vom Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. fand heute der erste vertiefende Termin statt. Mit dabei waren zwei Vertreter aus der Fahrzeugindustrie.
Unter der Moderation von Katrin Diehl drehte sich bei der heutigen Veranstaltung alles um das Arbeitswerkzeug eines Taxibetriebs. Exemplarisch hatte der BVTM deshalb zwei Vertreter der Fahrzeughersteller eingeladen, um zu Ihren Produkten Rede und Antwort zu stehen. Mit Alexander Lutz von Polestar und Christoph Engler von Jaguar Land Rover waren zwei Anbieter an den Endgeräten, die über einen unterschiedlichen Erfahrungsstand bezüglich des Taxigewerbes vorweisen konnte. Ersterer kann zwar auf den Erfahrungshorizont der Dachmarke Volvo zurückgreifen, ist aber am Markt noch nicht nennenswert in Erscheinung getreten. Der Polestar 2, so heißt der erste vollelektrische Wagen der Marke, wird derzeit der Presse vorgestellt und muss sich im Taxibetrieb erst noch beweisen. Bei Jaguar sieht das schon ganz anders aus. Bereits seit über zwei Jahren ist der Jaguar I-Pace in Deutschland als Taxi auf der Straße und sammelt jede Menge Daten, die darüber Aufschluss geben sollen, wozu ein E-Taxi in der Lage sein muss.
Christoph Engler, Key Account Manager bei Jaguar Land Rover Deutschland, beeindruckte zu Beginn seines Vortrags mit den durchaus aussagekräftigen Zahlen und Daten zum I-Pace. Der erste vollelektrische Jaguar wird als Performance Crossover bezeichnet und verbindet einen permanenten Allradantrieb mit den Fahrleistungen eines Sportwagens. Relevanter für das Taxigewerbe ist allerdings die Reichweite, die der I-Pace dank der 90 kWh großen Batterie erreichen soll. Sie wird nach WLTP gemessen und soll bei dem in Graz gefertigten Briten rund 470 Kilometer betragen.
Zum Modelljahr 2011, welches nach den Sommerferien bestellbar sein wird, ist der I-Pace überarbeitet worden und verfügt nun, neben einem Navigationssystem der letzten Generation und einer 360° Kamera, auch über einen 3-Phasen Onboard Charger, welcher es ermöglicht, den Wagen mit 11 kW Wechselstrom zu laden. Die Basisversion des I-Pace kostet knapp 65.000 Euro netto, abzüglich 7500 Euro BAFA Förderung. Die subventionierte Taxiumrüstung (Kundenpreis 999 Euro netto) wird durch den Oldenburger Spezialisten Intax durchgeführt. Der Jaguar I-Pace mit Taxipaket kann über alle Jaguar Partner bestellt werden.
Bei dem Marktneuling Polestar gab es bereits viele Vorschusslorbeeren durch den Polestar 1, der aber technisch gesehen als Hybrid angesehen werden muss. Wie der Polestar Vertreter Alexander Lutz gleich zu Beginn seines Vortrags festhielt, ist Polestar eine Marke, die sehr auf Emotionen achtet. Auch bei der Vertriebsstruktur geht Polestar andere Wege. Ein Fahrzeugkauf ist nur online möglich. Aufgrund der Marktsituation wird es keinerlei taxispezifische Rabatte geben, aber eine Kooperation mit dem Taxigewerbe könne durchaus auch in anderen Bereichen Unterstützung finden, so Lutz. Der Polestar 2 verfügt nahezu über die gleiche Leistung wie der Jaguar I-Pace (über 400 PS), die ebenfalls an alle vier Räder abgegeben wird. Die Batterie mit 78 kWh Ladekapazität kann mit bis zu 150 kW Gleichstrom geladen werden und soll den Polestar 2 nach WLTP rund 470 Kilometer weit bringen.
Die Batterie des kompakten Wagens kommt, nicht sehr taxifreundlich, inklusive einer Garantie von lediglich 160.000 Kilometer oder acht Jahren. Interessant ist allerdings der Basispreis, denn vor Abzug etwaiger Fördergelder startet der ‚Polarstern‘ bei rund 48.000 Euro netto. Ob das Platzangebot im Innenraum für den Einsatz als Taxi genügend Platz bietet, wird sich zeigen. Bei der Taxiumrüstung begeht Polestar übrigens die gleichen Wege wie Volvo und lässt die Fahrzeuge beim Münchner Taxi-Umrüster Adler Taxameter und Funktechnik umbauen. Die ersten Fahrzeuge sollen noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.
Die Webinar-Reihe des BVTM geht am Montag, den 20.07.2020 in die nächste Runde. Zentrales Thema wird dann die Ladeinfrastruktur von E-Taxi sein. sg
Kommentar der Redaktion: Insgesamt war das Webinar sehr informativ und gut strukturiert aufgebaut und sprach auch den E-Auto Neuling an. Schade nur, dass mit keinem Wort die anderen Hersteller (Kia, Hyundai, Nissan, VW, Tesla etc.) Erwähnung fanden, die bereits in Deutschland ihre E-Taxis anbieten.
Fotos: Screenshots, BVTM, Intax, Polestar
Von Volkswagen PKW wie auch Nutzfahrzeuge ist nach derzeitiger Entscheidungslage nicht vor 2023/24 mit einem E-Auto mit Taxipaket zu erwarten.
Zulassung von normalen E-Fahrzeugen bei VW und Konzerntöchter nur als Mietwagen (ohne Alarmanlage und Wegstreckenzähler) möglich……
Wir haben diesen Leserkommentar zum Anlass genommen mit VW-Nutzfahrzeuge Rücksprache zu halten. Den vollelektrischen VW T6.1 wird es spätestens ab der 10. Kalenderwoche 2021 geben.
Liebe Redaktion,
leider habe ich ich mich mßverstädnlich ausgedrückt. Ein taxitaugliches E-Auton von VW kommt erst 2023/24 – der T6.1 Umbau mit Reichweiten um 100-200km wird doch niemand ernsthaft in Betracht ziehen, diesen als Taxi zu verwenden. Bin den T6.1. ABT-Umbau schon gefahren – fürchterlich.
Alles unter WLTP-Reichweite von 400/450km dürfte unwirtschaftlich sein….
Das mit der Elektromobilität mag ja alles gut und schön sein. Aber für wieviel Taxiunternehmen ist es den wirklich interessant. Wenn es 20% sind, ist es bestimmt schon viel zu viel. Auf dem Land scheitert es an der Reichweite, in der Großstadt (zB.Berlin) gibt es keine Ladesäulen (die wird’s auch in absehbarer Zukunft nicht geben). Wenn das Taxi in Doppelschicht unterwegs ist, wird’s auch mit einer Vollladung schwer. Dann kommen noch die Anschaffungskosten. Auch mit Förderung sind sie sehr hoch. Und das alles zu dieser Zeit, ob und wann es wieder besser wird oder besser werden könnte, steht in den Sternen.
Der Polestar hat mir sehr gut gefallen. Auch die Aussage, dass Polestar mit Hr. Lutz aktiv den direkten Kontakt mit uns Taxi Unternehmern sucht und nach Feedback fragt um Produkt/Laden gemeinsam zu verbessern, finde ich sehr schön. Das ist mal etwas anderes als mit irgendeinem Händler meine Probleme zehn Mal anzusprechen und nichts tut sich. Danke!
Auf lange Sicht halte ich die schon viel zu lang andauernde Bevorzugung batteriebetriebener netzstromgeladener Fahrzeuge für unvernünftig.
Kurzfristig sind sie zu teuer in der Anschaffung,im Innenraum zu klein und im Einsatz nicht wirklich taxigerecht.
Der Sinn sollte sein, umweltfreundlich zu fahren.
Das ist aber leider nicht der Fall.
Solange nicht die Gesamtkreisläufe von Rohstoff-gewinnung, – Verarbeitung und Recycling berücksichtigt werden, kommen unrichtige und unvollständige Beurteilungskriterien zustande.
Das betrifft auch die zum Fahren eingesetzten Energieträger.
Ebenso müssen wir dran denken, unter welchen Arbeitsbedingungen und sozialen und ökonomischen Verhältnissen in unsrer globalisierten Welt von uns genutzt Fahrzeuge und deren Vorprodukte entstehen.
Alle genannten Aspekte betreffen auch die notwendige Lade-infrastruktur.
Die Alternative, die mutwillig vor längerer Zeit übergangen wurde, ist die kurzfristig realisierbare Herstellung regenerativ erzeugter konventioneller Kraftstoffe.
Damit wären unsere herkömmlichen Autos betreibbar, egal ob als Diesel, Benziner oder gasbetrieben mit Erdgas oder Flüssiggas.
Wäre das konsequent konsequent gepusht worden, als die Bevorzugung von Strom aus der Steckdose zum autofahren kam, wären wir heute bereits bei weitgehend CO2 neutralem Autoverkehr!
Die langfristige Perspektive liegt sowieso beim regenerativ erzeugten Wasserstoff in Verbindung mit leistungsfähigen Brennstoffzellen und kleinen Pufferbatterien.
Es ist auffallend, dass vor allem die Luftfahrt und der Schwerverkehr am Wasserstoff interessiert sind.
Mit der Bevorzugung der Batterietechnik scheint eine Festlegung auf einen technischen Irrweg ähnlich wie bei der Atomkraft getroffen zu sein.