Corona und die Konsequenzen. Was bedeutet das bis heute für eine Taxizentrale? Hermann Waldner, Geschäftsführer von Taxi Berlin, schildert das nötige Krisenmanagement in einer persönlichen Botschaft an seine Berliner Funkteilnehmer und bedauert die Ohnmacht der Kontrollbehörde gegenüber Uber.
Wie geht man als Chef einer Taxizentrale mit der Corona-Pandemie und den aus dem Lockdown resultierenden Auftragseinbrüchen um? Für Hermann Waldner bedeutete dies eine große Herausforderung. „Als Zentralenchef trage ich ja einerseits Verantwortung für die angeschlossenen Unternehmer und Fahrer, und andererseits für mein Personal, und wir alle gemeinsam wiederum für die Kundschaft“, blickt der Geschäftsführer von Taxi Berlin in einem persönlichen Newsletter an seine Funkteilnehmer zurück.
Es galt, schreibt er dort, sowohl die Funkteilnehmer als auch die Zentralen-Mitarbeiter zu schützen – gesundheitlich wie auch wirtschaftlich. Die Mitarbeiter mussten deshalb in Kurzarbeit geschickt werden, zudem wurde auf Home-Office umgestellt. „Dieser hohe Anteil von Heimarbeitsplätzen war für uns am Anfang wie ein Feldversuch, aber es klappte gut, und dabei ist es bis heute geblieben“, ist Waldner froh.
Trotz drastischer Auftragsrückgänge im März und April mussten die Technik und auch Teile der Verwaltung in Betrieb gehalten werden, die Marketingabteilung war darüber hinaus gefordert, „Aufträge zu akquirieren und unbeachtete Geschäftsfelder mehr zu erschließen.“ Dieses Agieren mit halber wirtschaftlicher Kraft und von verschiedenen Home-Office-Plätzen aus hält immer noch an. „Eine solche Arbeitsweise wie momentan haben wir zum ersten Mal in der Geschichte von Taxi Berlin“.
Zur Unterstützung der finanziell ebenso stark betroffenen Taxiunternehmen wurden im April deren Funkgebühren zu 50 Prozent erlassen, einen Monat später wurden sie um 35 Prozent und im Juni um 25 Prozent gesenkt. Man habe auch vielen Teilnehmern die Möglichkeit geboten, auf einen so genannten Flextarif umzusteigen, indem man die dafür eigentlich vorgesehene Fristen außer Kraft setzte.
Zum Schutz des Fahrers und des Fahrgastes wurde die Vermittlungsoption „Trennschutz“ aktiviert. „Auch in unserer App führten wir die Option „Safe Taxi“ ein und konnten damit sogar die taxi.eu-App voranbringen“, berichtet Waldner und spricht von 20.000 Aufträgen seit Einführung des Merkmals. „Das gab in Folge wiederum einen Schub für die bargeldlose Zahlung. Endlich wurde diese Möglichkeit von allen als Vorteil gesehen und wird seitdem viel mehr genutzt.“
Bei der aktuellen Auftragslage seiner Berliner Taxizentrale spricht Waldner von einer Erholung: Auch wenn nach wie vor das Geschäft aus Theatern, Clubs, Messen, Tagungen usw. fehlt, konnte man an manchen Tagen im Juni sogar mehr vermittelte Aufträge pro angemeldetem Fahrer als im Vorjahr verzeichnen. „Ich kann eindeutig sagen: Aktive Fahrer, die nach Aufträgen gucken und sich umhören, wo die Nachfrage hoch ist, und möglichst mit Trennschutz fahren, haben viel weniger Einbußen als passive, die auf ihrer gewohnten Nachtschicht bestehen, immer an ihrer Lieblingshalte stehen oder womöglich zu Hause sitzen, um auf einen Auftrag in ihrem Sektor zu warten.“
Mit Blick auf die Berliner Mehrwagenbetriebe drückt Waldner die Daumen: „Ich hoffe, den Unternehmern, die ihre Flotten zeitweise stillgelegt haben, bald sagen zu können: Holt eure Autos vom Parkplatz, es lohnt sich auch für euch wieder!“
Scheinbar schneller erholt haben sich anscheinend die Uber-Partner. Waldner hat den Eindruck, dass momentan wieder auffallend viele Mietwagen in der Hauptstadt zu sehen sind. „Man hat das Gefühl, mehr als vorher.“ Mit der Forderung an die Berliner Aufsichtsbehörde (LABO), endlich Konsequenzen aus den Gerichtsurteilen zu ziehen und ein generelles Uber-Verbot zu prüfen, hatten Waldner und die Berliner Landesverbände keinen Erfolg. „Die Antwort war, es werde geprüft, doch bisher ist nichts geschehen. Bei Kontrollen der Einhaltung zur Rückkehrpflicht wird stets auf fehlendes Personal verwiesen.“
Immerhin konnte in vielen Gesprächen mit den Senatsverwaltungen für Verkehr und für Finanzen und beim Regierenden Bürgermeister Müller erreicht werden, dass neu angemeldete Mietwagen künftig keine Ausnahmegenehmigung mehr erhalten und somit der Einbau eines Wegstreckenzählers verpflichtend wird. Nun müsse allerdings noch geprüft werden, ob die Eichung von mehreren hundert Mietwagen jährlich mit den derzeitigen Kapazitäten des Eichamtes durchgeführt werden kann.
Einen Wandel stellt Waldner auch bei der Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther fest. „Gerade Frau Günther hat ja bis Anfang des Jahres wenig zu unserem Gewerbe gesagt, bevor wir ihr in Gesprächen unsere Anliegen vermitteln konnten. Jetzt hat sie sich in der Eckpunkte-Diskussion geäußert und sich klar gegen Minister Scheuer gestellt. Sie will nun etwas gegen die Rechtsverstöße der Uber-Partner tun, und inzwischen setzt sie sich […] für die Teilnahme des Berliner Taxigewerbes an der Bedienung des Flughafens BER ein.“ jh