Bei der Taxizentrale „Taxi Ruf Köln eG“ ist ein Streit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat eskaliert. Der erste Vorsitzende wurde suspendiert – und wehrt sich gegen die erhobenen Vorwürfe.
Ein Beitrag im Kölner Boulevard-Sensationsblatt „Express“ machte am Freitag publik, was Insider schon seit zwei Wochen hinter vorgehaltener Hand berichten: Aleksandar Dragicevic, Vorstand des Taxirufs, wurde vom Aufsichtsrat auf Basis einer Mehrheitsentscheidung suspendiert. Jener Aufsichtsrat besteht aktuell aufgrund von zwei Amtsniederlegungen nur mehr aus drei Personen.
Die Gründe für die Suspendierung seien Misswirtschaften, berichtete der Kölner Express vergangenen Freitag in einem Beitrag, der mit einer reißerischen Headline angekündigt wurde: „Jetzt wird es hässlich Kölner Taxi-Krieg eskaliert: Drohungen, Mobbing, Misswirtschaft“. Anschließend folgen einige Zahlen, die mit „anscheinend“ umschrieben werden und sich auf „Insiderquellen“ berufen, ohne dass dabei Namen genannt werden. Außer dem Express haben bisher auch keine weiteren Tageszeitungen berichtet.
Die Bilanz weise angeblich ein Minus von 750.000 Euro aus, will der Express herausgefunden haben. Dies sei für den Aufsichtsrat der Anlass für die sofortige Suspendierung gewesen. Von dort allerdings werden die Zahlen gegenüber Taxi Times nicht bestätigt. „Ich kann Ihnen sagen, dass ich keine Zahlen bekannt gegeben habe“, lautet eine kurze schriftliche Stellungnahme des Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Päffgen gegenüber Taxi Times.
Aleksandar Dragicevic, seit 2014 Vorstand des Taxiruf, nennt dagegen konkrete Zahlen: „Es sind 569.000 Euro, die uns fehlen. Das liegt daran, dass wir 400.000 Euro weniger Einnahmen haben und außerplanmäßige Abschreibungen tragen müssen“, wird er im Express zitiert.
Gegenüber Taxi Times wird Dragicevic konkreter: Von 2014 bis 2018 sei die Bilanz stets positiv gewesen, im Jahr 2019 hätten sich allerdings Abschreibungen im Wert eines sechsstelligen Betrages bemerkbar gemacht. So sei beispielsweise die fünfjährige Finanzierung des damals neu angeschafften Vermittlungssystems ausgelaufen, weshalb zum 1. August 2019 auch die zur Finanzierung erhobene Umlage ausgelaufen war. „Die monatlichen Wartungskosten laufen aber weiter“, berichtet Dragicevic. Auch in anderen Bereichen habe man speziell 2019 einen Einnahmeverlust hinnehmen müssen. „Mit dem Markteintritt von Uber am 1. April 2019 in Köln habe kaum noch jemand eine Taxikonzession erworben. Das wiederum bedeutet, dass der Genossenschaft der so genannte `Beitragskostenzuschuss´ weggefallen ist.“ Gemeint ist damit die einmalige Gebühr über 3.500 Euro, die jeder Neu-Genosse beim Eintritt bezahlen muss.
Gleichzeitig habe man in über einhundert Verfahren gegen Uber-Partner einstweilige Verfügungen erwirkt. Dafür sei man mit Rechts- und Gerichtskosten in Höhe eines hohen fünfstelligen Betrags in Vorleistung gegangen. Da man alle Verfahren gewonnen habe, wird ein Großteil dieser Summe wieder zurückfließen. „Trotz des Verlustes haben wir eine Eigenkapitalquote von über 50 Prozent, wir sind also sehr weit von einer Pleite entfernt“, versichert Dragicevic.
Warum griff dann allerdings der Aufsichtsrat zum drastischen Mittel einer sofortigen Suspendierung? Jürgen Päffgen wollte sich dazu gegenüber Taxi Times nicht äußern. „Zu dem Thema Suspendierung kann ich Ihnen nichts sagen, da dies ein laufendes Verfahren ist“ teilte er unserer Redaktion schriftlich mit.
Konkreter wird auch hier lediglich Dragicevic. Die Suspendierung sei unter Bezug auf § 40 des Genossenschaftsgesetzes erfolgt. Dort heißt es: „Der Aufsichtsrat ist befugt, nach seinem Ermessen von der Generalversammlung abzuberufende Mitglieder des Vorstands vorläufig, bis zur Entscheidung der unverzüglich einzuberufenden Generalversammlung, von ihren Geschäften zu entheben und wegen einstweiliger Fortführung derselben das Erforderliche zu veranlassen.“ Ein konkretes Vergehen, eine spezifische Verfehlung habe ihm der Aufsichtsrat nicht mitgeteilt.
Nun werden die Mitglieder der Genossenschaft entscheiden, ob die Suspendierung aufrechterhalten wird oder nicht. Bei zu erwartenden 400 Teilnehmern hofft man, dass eine Lokation gefunden wird, die eine Durchführung einer Generalversammlung unter den derzeit geltenden Corona-Auflagen ermöglicht. Eine von Genossenschaftsmitgliedern angestoßene Unterschriftenaktion haben bereits fast 200 Mitglieder unterschrieben. Sie haben damit zugestimmt, dass bei der nächsten Generalversammlung der Punkt „Aufhebung der Suspendierung“ auf die Tagesordnung gesetzt wird. Ebenso wie der Antrag zur Abbestellung des aktuellen Aufsichtsrats. jh
Anmerkung der Redaktion: Ausgerechnet Köln! Ausgerechnet jene Zentrale, die seit Jahren erfolgreich mytaxi juristisch die Stirn bietet und die in akribischer Beweisführung über einhundert Mietwagenpartner von Uber des Illegalen Handelns überführt hat. Ausgerechnet dort findet innerhalb der eigenen Geschäftsräume ein Rosenkrieg statt, der nun derart eskaliert, dass der (Image-)Schaden wahrscheinlich kaum in Zahlen zu fassen sein wird
In Zeiten, in denen Uber und Free Now den Wettbewerb verzerren und Politiker eine desaströse PBefG-Novelle planen, wird die viertgrößte Taxizentrale Deutschlands durch interne Machtkämpfe gelähmt.
Der Aufsichtsrat wird schlagkräftige Beweise vorlegen müssen, welche die von ihm zu verantwortende Suspendierung rechtfertigt. Gelingt dies nicht, werden die Mitglieder daraus die nötigen Konsequenzen ziehen. Und ganz gleich, wer am Ende „Recht“ hatte: Es wird zwangsläufig auch die Frage der persönlichen Haftung für dieses Desaster zu klären sein.
Liebe Leser, auf diesen Beitrag haben innerhalb kürzester Zeit zahlreiche, meist Kölner Taxiunternehmer ihre Kommentare abgegeben. Einige davon enthielten Vorwürfe und Beleidigungen gegenüber der jeweils „anderen Seite“. Leider verfestigt sich anhand dieser Kommentare auch der Eindruck, dass es sehr wenig um die Sache geht, sondern vielmehr persönliche Aversionen einzelner Mitwirkender gegenüber der jeweils anderen Person die treibende Kräfte dieses Schauspiels sind. Da Taxi Times allerdings keine Plattform für persönliche und in der Außenwirkung desaströs wirkende Anfeindungen sein will, hat sich die Redaktion entschieden, zu diesem Beitrag keinerlei Leserkommentare zuzulassen. Wir bitten um Verständnis.
Im Taxigewerbe ist so ein asoziales Verhalten, welches dann auch noch in die Öffentlichkeit getragen wird, seit vielen Jahren gang und gäbe.
Das ist auch einer der Gründe, warum das Gewerbe nur eingeschränkt ernst genommen wird, da es vermuten lässt, das dies der Stoff ist, aus dem Taxler gemacht sind