Der massive Konflikt bei der Kölner Zentrale „Taxiruf“ findet kein Ende. Mittlerweile ist auch ein zweites Vorstandsmitglied suspendiert. Der Aufsichtsratsvorsitzende schweigt, dafür hat sich gegenüber Taxi Times ein Amtskollege geäußert. Öl ins Feuer gießt auch Alexander Mönch von Free Now.
Aktualisierung am 1.10.2020: Per Einstweiliger Verfügung hat der suspendierte Vorstand Aleksandar Dragicevic bewirkt, dass er ab sofort seine Funktion als Vorstand wieder ausführen darf.
Meldung vom 21.9.20: Was aktuell beim Kölner Taxiruf passiert, dürfte unbestritten als die schwärzeste Stunde in die Genossenschaftshistorie eingehen. Mit Aleksandar Dragicevic und Orguzhan Ogul sind zwei von drei Vorständen suspendiert und mit einem Hausverbot belegt worden, der dafür verantwortliche Aufsichtsrat wiederum scheint eine außerordentliche Mitgliederversammlung unter dem Corona-Vorwand zu verzögern.
Medial fand das Trauerspiel bisher lediglich in einer reißerischen Aufmachung des Kölner Express Beachtung, doch am Wochenende berichtete nun auch der journalistisch anspruchsvollere Kölner Stadtanzeiger (KSTA). Es ist ein Beitrag mit vielen Konjunktiven, der jene Vermutungen bestätigt, die schon länger kursieren. Neben sachlichen, aber noch nicht bewiesenen Vorwürfen der Misswirtschaft scheint es sich in erster Linie im persönliche Fehden wischen Vorstand und Aufsichtsrat zu handeln. „Wir haben damals im Taxiruf eine alte Clique im Vorstand abgelöst, die nicht auf die Interessen der Mitglieder geschaut hat. Das hat offenbar einigen nicht gefallen, wird Aleksandar Dragicevic im Stadtanzeiger zitiert.
Dragicevic weist den Vorwurf der Misswirtschaft zurück, er bezeichnet die vom Aufsichtsrat kolportierte Summe gegenüber dem KSTA als „erstunken und erlogen, maßlos übertrieben und eine dreiste Lüge“.
Dem Gerücht, wonach der Taxiruf insolvent sein soll, widersprechen mehrere Beteiligte. Nicht nur der Imageschaden, auch die wirtschaftlichen Konsequenzen eines solchen Gerüchts sind enorm. Sollte das nicht zutreffen, müssten sich alle, die diese Falschaussage in der Öffentlichkeit getroffen haben, wohl auch strafrechtlich verantworten. Unter Ihnen ist auch Alexander Mönch von Free Now. Er wird in einem Interview mit dem Online-Portal „Taxi-Magazin.de“ mit den Worten zitiert, dass die Taxiruf Köln eG Insolvenz hätte anmelden müssen. Dies wurde sofort nach Erscheinen des Interviews von mehreren Personen aus dem Umfeld der Taxizentrale dementiert. Free Now vermittelt ebenfalls Personenbeförderungsfahrten und ist daher ein Wettbewerber zum Taxi-Ruf. Der App-Vermittler musste in den letzten Jahren mehrere empfindliche juristische Niederlagen einstecken. Die Klagen hatten Dragicevic und Ogul eingereicht.
Laut Satzung ist die Taxigenossenschaft mit nur mehr einem verbliebenen Vorstandsmitglied (der bisherigen Nummer drei) nicht mehr handlungsfähig. Ralph Weymers, Aufsichtsratsmitglied, dementiert dies allerdings. Gegenüber Taxi Times verweist er auf eine Corona-Verordnung, die aktuell auch Genossenschaften mit nur mehr einem verbliebenen Vorstand erlaube. Hintergrund ist das Versammlungsverbot.
Eine solche Genossenschaftsversammlung wäre beim Taxiruf Köln aber vehement wichtig, um das Zerwürfnis sachlich aufzuklären und die Schlammschlacht zu beenden. Doch auch an diesem Punkt sind die Fronten verhärtet. Obwohl laut KSTA 170 Mitglieder den Antrag auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung unterschrieben haben, will der Aufsichtsrat eine solche nicht einberufen. Man rechne bei dieser Versammlung mit mindestens 300 Mitgliedern, sagt Ralph Weymers gegenüber Taxi Times. Laut seiner Darstellung würde bereits ein einziger mit dem Covid-19 infizierter Teilnehmer ausreichen, um viele weitere Kollegen bei dieser Versammlung anzustecken. Diese wiederum würden dann hinterher zahlreiche Fahrgäste infizieren. „Wenn sich dann die Pandemie erneut unkontrolliert ausbreitet und sich herausstellt, dass Kölner Taxifahrer der Auslöser gewesen seien, wäre das ein nicht zu reparierender Imageverlust.“
Dass man eine solche Versammlung (bei der auch der Tagesordnungpunkt „Abwahl des kompletten Aufsichtsrat“ auf der Agenda stehen soll), auch digital abhalten kann, wird von Weimar nicht angesprochen. Zudem hat laut KSTA der Vorstand vor seiner Suspendierung, bereits konkrete Planungen für eine coronakonforma Mitgliederversammlung getroffen. „Wir haben eine Generalversammlung in einer Messehalle geplant, wo 3.000 Mitglieder hätten Platz finden können, auch unter Corona-Bedingungen“, wird Oguzhan Ogul im Stadtanzeiger zitiert. Da hätten dann die 600 Mitglieder auch Platz gehabt.
Man werde die Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung nun gerichtlich durchsetzen, „was die Genossenschaft viel Geld kosten wird“, wie ein Insider betont. „Sollen sie ruhig“, sagt dazu Weimar gegenüber Taxi Times. „Dann bin ich aber nicht für einen Corona-Ausbruch verantwortlich.“
Anmerkung der Redaktion: Freunde des Taxigewerbes wünschten sich an dieser Stelle, dass der Kölner Aufsichtsrat sein Verantwortungsbewusstsein für das Image der Taxibranche schon vor der Suspendierung und dem Hausverbot der Vorstände entdeckt hätte.