Die traditionsreiche Kultmarke London Taxi will ab 2018 mit einer neuen Philosophie ein fester Bestandteil der Taxiflotte in Europas Großstädten werden. Dabei stellt speziell Deutschland einen entscheidenden Wachstumsmarkt dar.
Um das mitzuteilen, waren der Vorstandsvorsitzende der London Taxi Company (LTC) Carl-Peter Forster, der Präsident Peter Johansen, der Vertriebs-Chef Richard Gordon und der Chef-Designer David Ancona zur offiziellen Präsentation des ersten Prototyps des zukünftigen London-Taxis nach Berlin gereist.
Sie enthüllten dort ein London-Taxi, dessen neue Philosophie auf den ersten Blick nicht sichtbar wird, denn auch in Zukunft wird das „Black Cab“ neben dem Fahrersitz keine Sitzmöglichkeit bieten (dafür sechs Sitze im Fahrgastraum, drei davon als Klappsitze entgegen der Fahrtrichtung). Darüber hinaus ist es auch zukünftig kastenförmig aufgebaut, was nicht nur deshalb beibehalten wird, um den Kult-Charakter zu erhalten, sondern vielmehr, um auch weiterhin rollstuhltauglich zu sein. Mittels einer Rampe kann in jedes London-Taxi ein Fahrgast im Rollstuhl sitzend eingeschoben werden. Anders als beim aktuellen Modell wird der Passagier künftig allerdings nicht mehr entgegen, sondern in Fahrtrichtung blicken.
Man hoffe, betonte Johansen während der Präsentation auf kritische Nachfrage eines Vertreters des deutschen Sozialverbands, dass die bisher national unterschiedlich definierten technischen Zulassungskriterien für die Rollstuhlbeförderung künftig auf europäischer Ebene vereinheitlicht definiert werden. Solange richte man sich nach den britischen Standards.
Auch in einem anderen Bereich richtet sich das Unternehmen LTC, das mittlerweile eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Chinesischen Unternehmens Zhejiang Geely Holding Group ist (zu der auch Volvo gehört), an englische Vorgaben, ganz konkret an den Beschluss Londons, ab 2018 nur noch emissionsfreie Taxis in der britischen Hauptstadt fahren zu lassen. Die größte Veränderung des in Berlin enthüllten Prototyps ist daher unter der Motorhaube zu finden: Das neue Black Cab ist künftig batteriegetrieben mit einer „außergewöhnlichen Reichweite“, wie Carl-Peter Forster verspricht. Und falls es trotzdem mal eng wird, hilft ein kleiner Benzingenerator kurzfristig bei der Stromversorgung.
Die in Berlin hochkarätig versammelte Firmenspitze des Unternehmens ist sicher, dass ähnliche Umweltbeschränkungen auch in anderen Großstädten eingeführt werden. Maßnahmen wie beispielsweise in Deutschland die blaue Plakette deuten bereits darauf hin. Gleichzeitig könnte in den nächsten Jahren auch die Bereithaltung rollstuhlgerechter Taxis zur gesetzlichen Pflicht werden. Dann wäre das importierte London-Taxi tatsächlich das im Moment einzige Fahrzeug, das beide Vorgaben miteinander vereinigt.
Zum Preis konnten Johansen und Forster noch keine Angaben machen. Man sei im Moment erst noch mit den Zulieferern in Gesprächen. Vorsorglich und wohlwissend, dass man auf keinen Fall mit den Einstiegspreisen der aktuellen Taximodelle wird mithalten können, prognostizierten die LTC-Chefs einen neuen Trend: Modelle mit einer durchschnittlichen Haltbarkeit von 3-5 Jahren seien im Taximarkt bald nicht mehr vermittelbar. Das neue London-Taxi sei daher auf eine Nutzungsdauer von 15-20 Jahren ausgelegt. Diese lange Nutzungsdauer und die im täglichen Betrieb zu erzielenden Kosteneinsparungen könnten in der Schlussbilanz ein London-Taxi günstiger machen. jh