Vier Türen, 408 PS und 2 Elektromotoren machen den Polestar 2 zu einem Performance-Stromer mit vielen Qualitäten. Doch reicht es auch zu einem Taxieinsatz? Eine erste Probefahrt gab Aufschluss.
In die Nähe des Taxigewerbes rückte Polestar zum ersten Mal im Rahmen der Webinar-Reihe ‚Taxi Driving Innovation 2020‘, welche vom Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. im vergangenen Jahr ausgerichtet wurde. Dort kam ausgiebig ein Vertreter des schwedischen Unternehmens zu Wort.
Ursprünglich als Performance-Marke von Volvo ins Leben gerufen, hat sich für Polestar neben dem Aspekt Leistung mittlerweile der Fokus auch auf alternative Antriebe ausgerichtet. War noch das erste eigenständige Fahrzeug, der Polestar 1, ein Hybrid mit über 600 PS Leistung, ist Polestar bei der zweiten Entwicklung bereits einen Schritt weiter gegangen und hat gänzlich auf den Verbrennungsmotor verzichtet. Das Ergebnis ist der in China produzierte Polestar 2, welcher, wenn es nach dem Unternehmen geht, auch im Taxigewerbe Fuß fassen könnte. Mittels eines neuen Vertriebskonzeptes wird der Polestar aber nicht im Autohaus verkauft, sondern Digital im Netz (was in diesem Fall auch für die Zeit nach Corona gilt). In Showrooms, die man bei Polestar ‚Spaces‘ nennt, kann man derzeit den Wagen genauer unter die Lupe nehmen und sogar Slots für eine Probefahrt buchen. Wo so eine Space zu finden ist und ob sie derzeit offen ist, verrät die Polestar Webseite.
Bei einer ersten Testfahrt konnte die Taxi-Times-Redaktion einen ersten Fahreindruck des Polestar 2 bekommen. Der Wagen war mit dem über 5.000 Euro netto teuren ‚Performance Paket‘ ausgestattet, was im ersten Moment irreführend klingt, denn die Leistung bleibt gleich. Das Paket umfasst eine andere Rad/Reifen Kombination, Öhlins Stoßdämpfer, eine verbesserte Bremsanlage und Details wie gelbe Sicherheitsgurte und- quasi als i-Tüpfelchen – goldene Ventilkappen. Alles Dinge, auf die man im Taxibetrieb locker verzichten kann. Der Innenraum ist allgemein sehr aufgeräumt und wirkt dank des hier vorhandenen, ansonsten aber optionalen Panoramadaches auch nach oben hin sehr luftig.
Die Sitzposition und das allgemeine Ambiente auf den Vordersitzen lässt kaum Wünsche offen, auf der Rücksitzbank der Fließheck-Limousine ergeben sich dann doch ein paar Fragen. Warum beispielsweise muss man in einem Elektroauto mit einem Kardantunnel (hier sollen Batterien untergebracht sein) leben, der den ohnehin engen Fußraum nachhaltig einschränkt? Und wenn der Fahrer seinen Sitz bevorzugt auf Tiefstellung bringt, dann hat ein Fahrgast mit großen Füßen keine Chance, dieselben unter dem Fahrersitz zu ‚parken‘.
Der über eine große Klappe zugängliche Kofferraum des als Fließheck-Limousine definierten Polestar 2 fällt dann auch nicht so üppig aus, wie man es erhoffen könnte. Bei 405 Liter Volumen kommt man schnell an die Grenzen. Allerdings gibt es auch einen zweiten Kofferraum: Der sogenannte Frunk ist unter der vorderen Motorhaube zu finden und fast 35 Liter Volumen, genug für das Ladekabel oder auch die persönlichen Habseligkeiten des Fahrers. Trotz der zwei Kofferräume sind der Zuladung beim Polestar 2 Grenzen gesetzt. Bei einem Leergewicht von 2.123 Kilogramm, die auf 4,60 Meter verteilt werden, können noch bis maximal 2.600 Kilogramm zugeladen werden.
Will man mit dem Polestar die ersten Meter zurücklegen, dann fällt nach einer kurzen Orientierungsphase auf, dass das Cockpit mit ganz wenig Knöpfen und Schaltern auskommt. Einen Startkopf sucht man beispielsweise vergeblich. Dieser Trend nach weniger wird umso überraschender im großen Display fortgesetzt. Muss man bei anderen Fahrzeugen in diversen Untermenüs suchen, um Einstellungen vorzunehmen, wird beim Polestar 2 die Bedienebene sehr flach gehalten. Als erstes Fahrzeug überhaupt, in dem serienmäßig auf Google gesetzt wird, kann man per Sprachkommando ‚Hey Google‘ beispielsweise Routen eingeben oder das Wetter am Zielort abfragen.
Der Polestar 2 lässt gemütliches Gleiten ebenso zu wie brutale Beschleunigungsorgien. Beim Cruisen wird der Fahrer durch die One-Pedal Funktion unterstützt. Sie erlaubt ein Heranrollen an die rote Ampel, ohne die Bremse betätigen zu müssen. Wenn der Fahrer mag, dann bleibt das Fahrzeug stehen, wenn der Fuß vom Gas genommen wird. Aber der Polestar 2 kann auch anders. Wer es nicht vorher wusste, der muss dann ungläubig feststellen, dass er über 400 PS Leistung verfügt, was, auch dank des Allradantriebs, zu einer Beschleunigung von Null auf 100 Stundenkilometer in unter fünf Sekunden führt.
Mit Blick auf die Leistungsdaten dürfte das Drehmoment am beeindruckendsten sein. Beide E-Maschinen liefern kombiniert 660 Newtonmeter. Das Top Speed des Schweden ist mit 205 km/h angegeben. Damit ist der Polestar 2 schneller als jeder neue Volvo unterwegs, denn das Unternehmen hat sich eine selbstverpflichtete Höchstgeschwindigkeit von 180 km/ auferlegt.
Greift man im gemäßigten Maß auf die Kraftreserven zurück, dann sind mit der Energie, die der 78 kWh Akku bereitstellt, nach Werksangaben und WLTP maximal 470 Kilometer kombinierte Reichweite möglich. Im reinen Stadtverkehr sollen sogar bis zu 560 Kilometer erreicht werden. An Wechselstrom-Ladesäulen kann der Polestar 2 mit maximal 11 kW geladen werden. Steht ein entsprechendes Gleichstrom-Pendant zur Verfügung, dann sind maximal 150 kW möglich. Im Idealfall wäre der Polestar 2 dann innerhalb von 40 Minuten von 0 bis 80 Prozent geladen.
In der Basisversion wird der Polestar 2 inklusive derzeit netto für 48.655 Euro angeboten. Diesen Kaufpreis kann man sich dank des Umweltbonus inklusive Herstelleranteil mit insgesamt 7.500 Euro (zzgl. Überführungskosten) fördern lassen, so dass der Polestar 2 den gewerblichen Käufer am Schluss rund 42.000 Euro kostet. Bestellen kann man den Wagen nur online. Jetzt Anfang Februar verspricht die Webseite eine Auslieferung im März/April 2021. sg
Beitragsfoto: Polestar 2 (Foto: Taxi Times)
nur online bestellung, dass nächste problem ist da schon vorprogrammiert. wo lasse ich das auto warten und reparieren. ihr hattet über dieses problem schon bei tesla in östereich berichtet. also werkstatt suchen, dann warscheinlich lange wartungs- und reperaturzeiten. viel spass.
In der Tat hatten wir über Probleme berichtet, allerdings in den Niederlanden. https://taxi-times.com/groesstes-niederlaendisches-taxiunternehmen-verklagt-tesla/; Beim Polestar ist davon auszugehen, dass die Wartung über den Volvo-Händler laufen wird.