Spekuliert wird über die Übernahmepläne von Uber und Free Now seit langem, erste konkrete Berichte gab es vor drei Wochen. Gestern nun wurde eine erste Summe genannt: Uber will eine Milliarde Euro für die vom Taxigewerbe abgeworbenen Fahrgäste bezahlen.
Die Summe taucht übereinstimmend in vielen Wirtschaftsmedien und Newsportalen auf, wobei als Quelle das Handelsblatt genannt wird, das sich wie schon bei deren Meldung Ende September wiederum auf „eine mit der Angelegenheit vertraute Person“ beruft.
Demnach soll Uber-Chef Dara Khosrowshahi den Free Now-Besitzern Daimler und BMW jeweils einen hohen dreistelligen Betrag angeboten haben. Ob es sich dabei um ein Kauf- oder um ein Übernahmeangebot handelt, steht noch nicht fest und lässt Platz für allerlei Spekulationen. Als sicher gilt lediglich, dass die von Daimler und BMW gemeinsame betriebene Mobilitätsplattform „YourNow“ zerschlagen wird. Dazu zählen neben der Free Now-App für die Personenbeförderung in Taxis und Mietwagen unter anderem auch Car-Sharing- und Parkplatzsuch-Apps. Daimler und BMW wollen sich zu den Berichten offiziell nicht äußern. jh
Anmerkung der Redaktion: Der hohe Preis, den Daimler und BMW mit Free Now erzielen konnten, ist auch ein „Verdienst“ des Taxigewerbes. Als sich 2009 mytaxi gründete, hatten viele Taxiunternehmer und Fahrer die App genutzt und sich somit eine Alternative zur Vermittlung über die örtliche Taxizentrale aufgebaut. Durch Eigenakquise der Taxifahrer verzeichnete mytaxi einen stetig wachsenden Kundenstamm an Taxifahrgästen, der mit der Übernahme der App durch die Daimler-Tochter „Moovel“ dank einer hohen Kapitalinvestition und mit rechtlich fragwürdigen Rabattaktionen ausgebaut werden konnte.
Im Juli 2019 wurde aus mytaxi dann Free Now und die Angebotspalette für die individuelle Personenbeförderung um den Bereich „Mietwagen mit Chauffeur“ erweitert. So wurden die vom Taxigewerbe größtenteils selbst aufgebaute Taxikunden plötzlich zu Mietwagen-Fahrgästen, geködert von Free Now mit dem Versprechen, dass eine solche Fahrt günstiger als Taxi sei.
Nun ist die Braut also hübsch genug, um damit einen Milliardenertrag zu erzielen. Und die früheren Taxikunden fahren zukünftig in Uber-Autos, bestellt über eine vermeintliche Taxi-App. Der Verrat des Jahrzehnts am Taxigewerbe würde mit diesem Verkauf noch sein Sahnehäubchen aufgesetzt bekommen.
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