Ein Fernsehreporter des Rundfunks Berlin Brandenburg (rbb) hat eine Fahrerin zwei Stunden lang während ihrer Nachtschicht auf den Straßen der Bundeshauptstadt im Taxi begleitet und sich von ihr die Geschäfts- und Gemütslage schildern lassen. Das Ergebnis war ernüchternd.
Der am vergangenen Wochenende ausgestrahlte dreiminütige Fernsehbeitrag schildert die am Ende vergeblichen Bemühungen, einen Fahrgast zu finden. Die weltberühmte Zubringerstraße zum Brandenburger Tor „Unter den Linden“ ist menschenleer. Keiner da, der vom Straßenrand nach einem Taxi winkt. Am Bahnhof Zoo, wo regelmäßig Fahrgäste mit weiten Touren einsteigen, wartet bereits eine zweistelligen Zahl an Taxen. Auch am Alexanderplatz würde die Wartezeit aufgrund der zu vielen vor ihr bereitgestellten Taxen zu lange sein.
Nicht mal am Halteplatz vor einem Krankenhaus hat die selbständige Taxifahrerin Erfolg. Aber sie hat dadurch Zeit, dem Reporter ihre Gefühlslage zu schildern. „Lockdown light‘ hört sich immer so toll an, aber für uns ist das nicht ‚light‘, sagt sie. Es bedeutet, zu den sonst üblichen Arbeitszeiten tagsüber jetzt auch Abends und am Wochenende noch zusätzliche Stunden im Taxi verbringen zu müssen, um den Umsatzrückgang von 60 bis 80 Prozent abzumildern. „Mein Fuß brennt und mein Rücken tut weh“, schildert sie ihren Gesundheitszustand. „Ich bräuchte wirklich Erholung.“
Besonders ihre Kinder würden unter diesen Zusatzschichten leiden, denn mit denen könne sie nun keine Hausaufgaben mehr machen, schildert die zweifache Mutter. „Ich habe keine Kraft mehr. Schlimm ist für mich, dass ich nicht mehr die Mutter sein kann, die ich sein will.“ Das alles frustriert und dementsprechend mitgenommen sieht der „Anti-Stress-Ball“ aus, den die Taxiunternehmerin im Auto mitführt und der derzeit besonders häufig geknetet werden muss.
Am Halteplatz wird die Wartezeit mit Lesen überbrückt, damit sie nicht zu viel darüber nachdenken muss, wie es weitergehen soll, schildert der Fernsehreporter und beendet seinen traurigen Beitrag mit den Worten: „Denn auch heute bleibt ihre Nachtfahrt ohne jeden Fahrgast.“ jh