Eine kleine Gemeinschaft im Schwarzwald verblüfft immer wieder: Vor zehn Jahren schafften es die dortigen Taxiunternehmer, gemeinsam und nicht gegeneinander gegenüber den Krankenkassen aufzutreten. Seitdem führen Sie Dialyse- und Serienfahrten zu akzeptablen Preisen durch und fahren innerhalb des Pflichtfahrgebietes sogar zum Taxitarif. Etliche dieser Unternehmer rechnen ihre Fahrten mithilfe der Software des Deutschen Medizinrechenzentrum DMRZ ab. Das Düsseldorfer Unternehmen hat sich mit fairen Preisen innerhalb der Taxiunternehmen einen großen Kundenstamm aufgebaut.
Vor einiger Zeit hat aber die DMRZ ein weiteres Portal auf den Weg gebracht, über das Krankenkassen ihre Patientenfahrten den Beförderungsunternehmen anbieten können. DMRZ versucht seitdem, die Krankenkassen von diesem Portal zu überzeugen. Nun muss eine Online-Plattform nicht automatisch eine Versteigerung nach dem „Downsizing-Modell“ bedeuten. Aber solange die bietenden Unternehmen für die angebotene Fahrt einen Preisvorschlag machen dürfen / sollen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass den Zuschlag der Billigste bekommt. Und das sogar in den Regionen, in denen Krankenfahrten eigentlich zu den Vereinbarungen gefahren werden sollten, die zwischen Kassen und Taxiverbänden in zähen Verhandlungen vereinbart wurden.
Die Schwarzwälder Taxiunternehmer der Interessengemeinschaft Ortenau e.V. sehen eine solche Entwicklung natürlich mit großer Sorge. „Bei mir stand das Telefon nicht mehr still“, berichtete IG-Vorstand Markus Schmid gegenüber Taxi Times.
Die Mitglieder drängten darauf, die Zusammenarbeit mit dem DMRZ sofort zu beenden. Doch die IG Ortenau wäre nicht die IG Ortenau, wenn sie nicht ihren eigenen Weg gehen würde. „Lasst uns erst einmal mit den Verantwortlichen sprechen“, riet Schmid und lud dazu nach Offenburg ein. Und die DMRZ-Geschäftsführung machte sich tatsächlich auf den Weg in den weit entfernten Schwarzwald. Laut Schmid kam es zu sehr konstruktiven Gesprächen, in denen jede Seite Verständnis füreinander aufbrachte. Die einen (DMRZ), indem sie klarmachten, dass solche Fahrtenportale von den Kassen vehement gefordert würden und auch bereits von anderen Unternehmen angeboten werden und man diese Entwicklung nicht durch Boykott aufhalten könne. Die anderen (Taxiunternehmer), indem sie technische Modifikationen anregten, die eine Berücksichtigung bestehender Rahmenvertragsvereinbarungen zulassen. Die DMRZ-Geschäftsführung versprach, dies zu prüfen.
Es dürfte nicht an der technischen Umsetzung scheitern, es ist vielmehr eine Willensfrage. „Und der Wille zu einer einvernehmlichen Lösung war klar erkennbar“, berichtet Schmid. So könnte eine kleine Interessengemeinschaft im Schwarzwald vielleicht den Grundstein für eine faire bundesweite Fahrtenplattform gelegt haben. Verblüffend, oder?
Hinweis in eigener Sache: Aus Solidarität zu seinen Lesern hat sich der Taxi Times Verlag dazu entschlossen, Werbeanzeigen für die Fahrtenplattform des DMRZ erst dann zu veröffentlichen, wenn die angedachten Verbesserungsvorschläge umgesetzt sind.