Mit einem Brandbrief hatte sich das bayrische Taxigewerbe vor rund einer Woche an die Politik gewandt. Auch von den Medien ist der Notruf wahrgenommen worden. Heute gab es nun ein erstes Gespräch im Wirtschaftsministerium.
Dank eines beachtlichen Medienechos kommt die Notlage des Taxigewerbes inzwischen auch im Bewusstsein der Gesellschaft an. Der Bayerische Rundfunk hat beispielsweise den Brandbrief zum Anlass genommen, über die aktuelle Situation im Taxigewerbe zu berichten und stellt fest, dass rund 1.000 von insgesamt 3.800 Münchner Taxis vorübergehend stillgelegt sind. im Gespräch mit einem betroffenen Taxiunternehmer berichtet BR24, wie sich die Corona-Krise persönlich für einen Taxifahrer auswirkt.
Max Weiland, der seit 30 Jahren in München als Taxifahrer unterwegs ist, erzählt von überfüllten Taxiständen und Wartezeiten, die so lang sind, dass der Sinn der Arbeit infrage gestellt werden muss. Weiland berichtet von Tagen, in denen er in einer 12-Stunden Schicht nur zwei Fahrten macht. Geld fürs Leben, so wird Weiland zitiert, bliebe so keines mehr übrig.
Stellvertretend für die gesamte Münchner Taxibranche fordert Thomas Kroker von der Politik die Übernahme von Fahrzeugfinanzierungskosten, Übernahme der durch die Betriebspflicht bedingten Personalkosten, sowie die Zahlung eines Unternehmerlohnes. Kroker hofft im BR, dass das Taxi in der Vorweihnachtszeit vermehrt für Einkaufsfahrten, Fahrten zur Familie, oder bei Fahrten zum Arzt oder zur Apotheke zum Einsatz kommt. Gutscheine für vulnerable Gruppen wären ein guter Weg, nicht nur um das Taxigewerbe zu unterstützen, sondern auch die Mobilität der Menschen von sogenannten Risikogruppen zu erhalten.
Die Bild sprach ebenfalls im Zusammenhang mit dem Brandbrief mit dem Unternehmer Max Weiland. Auch dort wird der Schwerpunkt der Berichterstattung auf die wirtschaftliche Situation der Taxifahrer gelegt. Weiland wird dort mit „Die Situation geht an die nervliche und finanzielle Substanz“, zitiert.
In einem älteren Bericht des Münchner Merkur werden die Taxi-Betriebe als die ‚vergessenen Opfer des Corona-Lockdowns‘ bezeichnet. Auch in einem aktuellen Beitrag erkennt Merkur-Autor Martin Prem, dass das Taxigewerbe – ohne bislang Unterstützung zu bekommen – um sein Leben kämpfen muss. Er berichtet, dass von den knapp 1.760 Taxis, die den 231 angeschlossenen Mehrwagenunternehmen gehören, rund 80 Prozent stillgelegt sind. Ein Weg, den die meisten der 930 Einzelunternehmen nicht gehen, denn sie haben nur ihr Taxi zum Leben. Jörg Wohlfahrt von der Taxi München bezeichnet die Lage im Merkus als „kritisch, ganz kritisch.“
Die Süddeutsche Zeitung, die bereits in der Vergangenheit über die Hilferufe einzelner Taxiunternehmer berichtet hat, beschreibt umfassend die Forderungen, die das bayrische und Münchner Taxigewerbe gemeinsam an Ministerpräsident Markus Söder gestellt hat und geht auch im Einzelnen auf die Leistungen des Gewerbes ein. So wird beispielsweise die kostenlose Beförderung vom Klinikpersonal, welche das Münchner Taxigewerbe während des ersten Lockdowns durchgeführt hat, hervorgehoben. Diese Aktion war damals auf Initiative des Taxiverbands München entstanden.
Durch die starke mediale Präsenz des Taxigewerbes dürfte auch den politisch Verantwortlichen die bedrohliche Lage nicht entgangen sein. Von dort müssen jetzt schnelle und klare Signale zur Unterstützung kommen. Die Vertreter von Münchens Taxigewerbe hatten dazu am heutigen Mittwoch ein Gespräch im bayerischen Wirtschaftsministerium. Ein Teilnehmer wertete es gegenüber Taxi Times als zielführend, da hier ein weiteres mal die Forderung nach einer schnellen branchenspezifischen Hilfe ausgesprochen und Möglichkeiten für eine Umsetzung erörtert wurden. Ein konkretes Fazit konnte er allerdings noch nicht ziehen, dazu müsse erst das Ergebnis einer weiteren Besprechung abgewartet werden. Man habe sich für den übernächsten Freitag verabredet. sg
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