Unter dem eindringlichen Motto „Für viele wird es vielleicht die letzte Fahrt“ haben heute in Hamburg mehr als 200 Taxis an einer Protestfahrt teilgenommen und anschließend 90 Brandbriefe in den Hausbriefkasten vom Wirtschaftssenator der Stadt Hamburg eingeworfen.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich längst bundesweit auf die wirtschaftliche Situation der Taxibetriebe ausgewirkt und das Licht am Ende des Tunnels ist und bleibt weiterhin unabsehbar. Ohne eine staatliche Unterstützung ist die Überlebenschance der Branche in höchster Gefahr. Die Zeit drängt und es ist bereits „5 vor 12“. 80 Prozent und mehr der Taxibestellungen seien durch die Pandemie ausgefallen.
Hamburger Taxiunternehmer*Innen und Fahrer*Innen fordern deshalb, dass ihr Gewerbe die gleiche November- und Dezemberhilfe erhält, wie man sie auch anderen indirekt Betroffenen Branchen zugesteht. Mit einem Taxi-Korso haben heute mehr als 200 Taxifahrer*Innen und Unternehmer*Innen ihrer Forderung ein öffentlich sichtbares „Gesicht“ gegeben. Die Taxizentrale Hansa Funktaxi eG hatte innerhalb ihrer Whats-App-Gruppe Informationen zum Zeitpunkt der Demo und zum Routenverlauf übermitelt.
Die Kolonne war um 11.30 Uhr laut hupend eine zuvor genehmigte Route von knapp zwei Kilometern gefahren. Anschließend fuhren einige Demonstranten zur Behörde für Wirtschaft und Innovation weiter, um die zahlreichen Brandbriefe mit ihren Forderungen in den Hausbriefkasten vom Wirtschaftssenator Michael Westhagemann einzuwerfen. Dem Taxigewerbe fehle der Umsatz, weil Hotels, Restaurants, Clubs und Museen wegen Corona schließen mussten und viele weitere Veranstaltungen wie die Cyclassics ausfielen, hieß es im Brief der „5 vor 12 Aktion“.
Eine Lockerung der Corona-Regeln auch über den Jahreswechsel, so wie es ursprünglich geplant war, bleibt wegen steigender Infektionszahlen unwahrscheinlich. Die Stadt Hamburg sei dabei, das zu besprechen und werde in den nächsten Tagen zu Entscheidungen kommen, verlautete es heute in den Berichten der Hamburger Medien. Es gebe sogar Überlegungen, schon vor Weihnachten die Regeln deutlich zu verschärfen und das könnte die prekäre Situation des Taxigewerbes noch mehr verschlechtern. Eine Pleitewelle wäre die logische Konsequenz daraus. Oder, um das Motto der Taxidemo noch einmal aufzugreifen: Unternehmer stehen kurz davor, demnächst die letzte Fahrt in ihrem Taxi zu machen. hs
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Beitragsfoto: Pauline Steinbrecher
Hinweis der Redaktion: Am Rand der Demonstration hat sich eine Teilnehmerin mit eindringlichen Worten direkt an Frau Merkel gewandt. Nachzuhören auf dem Taxi-Times You-Tube-Kanal.