Die Politik will im PBefG eine neue Verkehrsart legitimieren, mit der Sammelfahrten durchgeführt werden können. Das wird in den Städten als existenzbedrohend für die Taxibranche gesehen und im ländlichen als unpraktikabel abgecancelt, da unwirtschaftlich. Eine dritte Taxi-Kategorie wird bei dieser Schwarz-Weiß-Sicht allerdings völlig vergessen – und genau für die wäre bedarfsorientiertes Pooling eine große Chance.
Die PBefG-Novelle macht ihren Weg und vielleicht kommt das Gewerbe dabei sogar nicht ganz so schlecht weg wie zunächst erwartet, zu wünschen wäre es ihm. Und auch der Branchen-Horror Corona wird uns zwar noch lange begleiten, aber auch er wird trotzdem wohl irgendwann einmal ein Ende haben und auch danach wird es wohl noch irgendwo ein paar Taxis geben.
Nur eine alte Baustelle ist immer noch aktiv, ohne deren Abschluss sich die Branche nicht wirklich zu einer schlagkräftigen Einheit für die Zukunft solidarisieren wird. Es fehlt vielen Handelnden aus der Branche nach wie vor an der Anerkennung der Tatsache, dass sich eine dritte Säule der Taxirealität zwischen ländlichen orientierten Betrieben und den zentralenbasierten Metropolverkehren befindet, deren Bedürfnisse und Interessen mit der Vertretung von „Berlin versus Brandenburg“ nach wie vor nicht realisiert werden. Im ländlichen Raum sind es vielfach ein oder maximal zwei Unternehmen, die im regionalen gewerblichen Individualverkehr aktiv sind. In den Metropolen wiederum fahren viele Unternehmen unterschiedlicher Größen im Auftrag einer oder weniger Zentralen, die dort die Politik bestimmen. In beiden Segmenten herrschen unterschiedliche Anforderungen vor, das ist klar.
Aber in der Mitte zwischen diesen beiden Polen bekriegen sich in den kleineren und größeren Städten der Provinz oftmals mehrere Mehrwagenunternehmen und Einzelunternehmer untereinander und brauchen weder Uber noch Moia oder Corona, um sich regelmäßig aufs Neue an den Rand der Pleite oder auch darüber hinaus zu manövrieren. In dieser Wahrnehmung bietet die Provinz also weder im Westen noch im Ostens nichts Neues und es gibt vermeintlich wenig Grund, ihr aktuell besondere Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn dies der Provinz dann oftmals weh tut.
Diese dritte Säule der Branche aber verfügt unabhängig von der PBefG-Novelle wohl am ehesten über den Schlüssel zur Zukunft, denn in ihrem Umfeld existieren – im Gegensatz zu vielen ländlichen Räumen – nennenswerte ÖPNV-Angebote, die gleichzeitig aber eben nicht über die Potenz und Frequenz des großstädtischen ÖPNV verfügen. Auf dem Land begrenzt der geringe Bedarf die Möglichkeiten, neue Pooling-Angebote zu etablieren. Es gab und gibt viele gut gemeinte Versuche für AST-Verkehre oder Bürgerbusse, allen ist aber gemein, dass sie sich meist nicht lange halten können. Und in den Großstädten mit ihren vielen Kunden und langen Wegen sind Busse und Bahnen auch am Abend oder am Wochenende noch relativ voll, da Angebot und Nachfrage sich hier am ehesten konstruktiv ergänzen.
Die Provinz wiederum verfügt zwar meist über ein relativ umfassendes ÖPNV-Angebot, dieses ist aber kostenintensiv, da zumindest die Besserverdienenden den eigenen PKW meist bequemer finden und als Kunden fehlen und lose Frequenzen parallel viele potentielle Nutzer verschrecken. Und die Front der Datensammler um Moia & CO meidet dieses Terrain natürlich, denn hier sind für die Global Player kaum Blumentöpfe zu gewinnen.
Trotzdem fordern Ökologie und Ökonomie auch hier Tribut, und eine Strategie, wie man die privat-PKWler aus ihren Autos bekommt, wird eben überall händeringend gesucht. Da war doch die Branche, die ihre Stadt angeblich wie ihre Westentasche kennt. Da gibt es kreative Köpfe, die maßgeschneiderte Pooling-Projekte für ihre Region entwerfen könnten, um im Anschluss damit Geld zu verdienen. Hier wird mit Sicherheit Niemanden etwas auf dem Silbertablett serviert. Trotzdem wird wohl am ehesten in diesem Zwischenraum der möglichen Kooperation zwischen Taxi und ÖPNV ein Win-Win für alle Seiten zu finden sein. Die Modelle dazu müssen folgerichtig auch genau hier geboren und zur Reife geführt werden.
Wenn die Branche sich also am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen kann, dann wird es langfristig diese ÖPNV-Kooperation mit dem großen Bruder vor Ort sein, die den Raum dazu bietet. Die neuen Pooling-Paragrafen der avisierten PBefG-Novelle bieten die Genehmigungsformen und finanziell sind die Karten im Gegensatz zur Situation noch vor wenigen Jahren nun neu gemischt, denn der Klimawandel macht Energien frei, die vorher nicht zur Verfügung standen. Nun sind „nur noch“ realistische Ideen dazu gefragt, und diese könnten bestenfalls in der Branche selbst geboren werden, die Chance ist da. rw