Das Taxi in Österreich bekommt eine neue Konkurrenz auf Fernstrecken. Der Busanbieter Hellö ist eine Tochter der ÖBB. Einstiegsangebote kommen bei Konsumenten an.
Ein kleiner Brauner am Markusplatz in Venedig kann schon ganz schön teuer kommen: acht Euro der Kaffee, zwei Euro das Gedeck und fünf Euro Musikabgabe, weil irgendwo ein Klavier steht, auf dem keiner spielt. Alles zusammen ergibt 15 Euro – ein Betrag, für den man seit dem 14. Juli dieses Jahres mit dem Bus von Wien nach Venedig fahren kann. Dieser Kampfpreis gilt, laut Aussage der ÖBB-Tochter ÖBB-Fernbus GmbH, während des Aktionszeitraumes bis Ende September. Ab Oktober könnte dann die Devise lauten: je voller der Bus, desto teurer das Ticket. Billiger als eine Taxifahrt werden die Busfahrscheine aber immer noch sein.
Die ÖBB schicken seit 14. Juli ihre Hellö Fernbusse durch Europa. Die ÖBB haben unter der Marke „Hellö“ ihr Fernbussortiment erweitert. Das neue Angebot bietet den Kunden elf internationale Verbindungen aus und durch Österreich an. Darunter Ziele wie München, Berlin, Frankfurt, Genua, Venedig, Bozen, Prag, Zagreb, Straßburg und Zürich. Aber auch Brünn, Linz, Salzburg und Graz sind mit dem Hellö Fernbus preisgünstig von Wien aus erreichbar.
Hellö ist mit 28 modernen Hellö-Bussen mit barrierefreien Einstiegen unterwegs. Die Mercedes-Busse bieten den Fahrgästen besonders hohen Komfort: Ausziehbare Kopfstützen und Tische, Strom- und USB-Steckdosen, leistungsstarkes WLAN sowie ein Getränke- und Snackautomat sorgen für eine entspannte Fahrt. Für RollstuhlfahrerInnen sind pro Fahrzeug ein bis zwei Plätze vorgesehen. Zentraler Hellö-Busbahnhof ist der internationale Busterminal am Wiener Hauptbahnhof. Dort kommen alle Busse in Wien an und fahren auch von dort ab.
Doch nicht nur von Wien aus kann man starten. So bietet Hellö Fahrten von Innsbruck nach München oder Bozen im Aktionszeitraum für acht Euro an. Nach Venedig, Zürich oder Mailand geht es ab Innsbruck dann wieder für 15 Euro. Die Haltestelle in Innsbruck befindet sich am Frachtenbahnhof bei der Autoverladestelle am Innsbrucker Hauptbahnhof. Insgesamt wird Innsbruck 14 Mal täglich von den Hellö Fernbussen der ÖBB bedient. Alleine in Tirol stehen 29 Hellö Lenkerinnen und Lenker für die Fernbusreisenden im Einsatz.
Mit Hellö wollen die ÖBB bis 2020 eine Million Fahrgäste zusätzlich in ihren Zügen und Bussen transportieren. Die von den ÖBB neu gegründete ÖBB-Fernbus GmbH ist eine Tochtergesellschaft der ÖBB-Personenverkehr AG, die mit 90 Prozent den Löwenanteil des neuen Unternehmens hält und der ÖBB-Postbus GmbH, die mit zehn Prozent beteiligt ist. Die ÖBB sind im Nah- und Regionalverkehr mit dem ÖBB-Postbus schon jetzt größter Busanbieter in Österreich und haben mit den Intercity-Bussen Graz-Klagenfurt und Klagenfurt-Venedig auch im Fernverkehrsmarkt bereits Linien etabliert. Rund die Hälfte der ÖBB Fahrgäste sind schon heute in Bussen unterwegs.
Für das Taxigewerbe können das keine guten Nachrichten sein. Zwar stehen Fahrten von Wien oder Innsbruck nach Venedig nicht unbedingt auf der Tagesordnung, Fahrten von Wien nach Linz oder von Innsbruck nach München aber schon eher. Für Unmut im Taxigewerbe sorgen natürlich vor allem die Kampfpreise während des Aktionszeitraumes.
„Wien – Venedig um € 15,- mit dem Bus. Hellö von der ÖBB fährt mit Dumpingpreisen. Wenn ich subventioniert werde, kann ich auch billiger fahren.“, kommentierte ein Wiener Taxikollege auf Facebook. Trotzdem wird sich das Österreichische Taxigewerbe mit dem neuen Wettbewerber arrangieren müssen. Vielleicht nimmt sich ja der eine oder andere Busfahrgast nach der Ankunft in Wien oder Innsbruck für das letzte Stück zum Hotel oder nach Hause wieder ein Taxi. (tb)
Foto: ÖBB