Der Münchner Stadtrat hat in seiner gestrigen Sitzung einem Antrag auf Tarifänderung für die bayerische Landeshauptstadt zugestimmt. Die neue Form der Entgeltberechnung könnte durchaus eine Vorreiterrolle für das Bundesgebiet einnehmen.
Die Vertreter des Münchner Taxigewerbes hatten den neuen Taxitarif Ende September letzten Jahres gemeinschaftlich beantragt. Er war dann von der zuständigen Aufsichtsbehörde „KVR“ geprüft und bearbeitet und anschließend der Politik vorgelegt worden. Gestern nun hatte der Stadtrat final zugestimmt. In Kraft treten soll er zum 1. März 2021.
„München wird eine echte Tarifreform bekommen“, bewertet Florian Bachmann, Vorstand des Taxiverband München (TVM), die neue Regelung sehr positiv. „Primär geht es diesmal weniger um eine Verteuerung der Taxifahrten als vielmehr um eine deutliche Vereinfachung der bisherigen Tarifstruktur“, ergänzt Christian Hess von IsarFunk und nennt das große Ziel dieser gemeinsamen eingereichten Vorschläge: „Wir können den Kunden nun einen einfachen und gut kalkulierbaren Taxitarif anbieten und damit gegenüber externen App-Plattformen wettbewerbsfähig sein“. Thomas Kroker von der Taxi München eG schlägt in dieselbe Kerbe: „Um als Taxi zur Verkehrswende beizutragen, braucht man ein modernes Tarifsystem, das Kunden anlockt und nicht abschreckt.“
Anders als bisher wird es künftig keine degressive Kilometerstaffelung mehr geben. Jeder gefahrene Kilometer wird unabhängig von der Streckenlänge zwei Euro kosten. Auch die bisher berechneten Zuschläge für Fahrten in einem Kombi, bei Abholungen nach Bestellungen sowie für Gepäckstücke bzw. Tiere entfallen. Im Gegenzug dazu steigt der Mindestfahrpreis auf 4,70 Euro.
„Bisher hat es niemand gewagt, so viele Änderungen vorzunehmen. Mit diesem Antrag haben wir eine Vorreiterrolle eingenommen“, ist sich Kroker sicher. Diese Aussage bezieht sich in erster Linie auf die Definition von drei so genannten Festpreiszonen rund um den Hauptbahnhof, den Flughafen und das Messegelände. Fahrten von einer dieser Zonen in eine andere werden ab 1. März 2021 je einen festen Preis haben.
„Mit dieser Regelung wird der Tarif vor allem für Geschäftskunden transparenter“, freut sich Gregor Beiner vom TVM. Da die drei Zonen viele Hotels umfassen, erhoffen sich die Gewerbevertreter damit einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Uber und Free Now auszugleichen. Dies dürfte auch durch die künftige Verpflichtung zur Annahme bargeldloser Zahlungsmittel erreicht werden.
Erstmals ist bei einer Münchner Tarifänderung auch bereits eine weitere Erhöhung des Grund- und des Kilometerpreises um 10 Cent für den 1. Januar 2022 beschlossen. Damit soll die abermalige Erhöhung des Mindestlohns kompensiert werden.
Bemerkenswert an der Reform ist auch deren mediale und politische Außendarstellung. Münchens regionale Tageszeitungen berichten mehrheitlich nicht von einer Tariferhöhung, sondern von neuen Taxiregeln. Anstelle der sonst üblichen Schlagzeilen („Taxifahren wird teurer“) werden diesmal die Vorteile hervorgehoben („Kartenzahlung kommt“).
Selbst die Tatsache, dass für die Fahrradbeförderung ein neuer Zuschlag (7,50 €) eingeführt wird, wird mit der Botschaft verknüpft, dass manche Münchner Taxis dafür entsprechende Fahrradträger montieren. München will – wie so viele andere Städte auch – den Radverkehr ausbauen. Das Taxigewerbe trägt mit seiner Willensbekundung für Fahrradträger zu dessen Umsetzung bei.
Nicht nur deshalb ist auch die Politik von der Tarifreform überzeugt. Manuel Pretzl, Fraktionschef der Münchner CSU, freut sich über die Möglichkeit einer Kartenzahlung. Münchens SPD-Vize Christian Vorländer hebt die neue Transparenz der Taxipreise hervor. Und Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher lobt die enge Abstimmung der Tarifreform mit den Münchner Taxigewerbe: „Für uns bleibt das Taxi eine wichtige Ergänzung zu Bus und Bahn und ist Teil des ÖPNV. Taxis erleichtern einen Lebensstil ohne eigenes Auto“, sagte er einer Münchner Tageszeitung. jh
Beitragsfoto: Taxi Times (Archivfoto aus einer Zeit, als Menschen noch auf die Straßen gehen durften…)
Zum Beitragsfoto: In Memoriam Beck-stand, das waren noch Zeiten…
werden diesmal die Vorteile hervorgehoben („Kartenzahlung kommt“).
Kommt die Kartenzahlung als Pflicht ? Ich hoffe es! Und am besten kommt noch eine Kleiderordnung ! Wir brauchen unbedingt eine übergeordnete Stelle die einige allgemeine Regeln aufstellt!
ja, die Kartenzahlung wird verpflichtend. Am dicken Brett Kleiderordnung hat bisher noch niemand gebohrt…
Gefallt ma!
Ein Wahnsinn in dieser Situation die Taxi Tarife zu erhöhen. Uber +Konsorten lachen sich ins Fäustchen.
Als Taxifahrer, der seit 50 Jahren in München fährt tut es weh zu sehen, wie die Funktionäre dem Taxi Gewerbe die Schlinge selbst um den Hals legen. Adieu Taxi!
Anmerkung der Redaktion: Wie schon die Headline des Beitrags verrät, handelt es sich hier nicht um eine Tariferhöhung, sondern um eine Tarifreform.
4.70€ Mindestfahrpreis ist viel zu viel!es ist erschreckend für den Fahrgast,kaum hat er im Taxi gesessen,muss er Fast 5€ zahlen!wie soll ich ihm das erklären,dass er mit insgesamt 5€mit Uber nach Hause fahren kann!
Im Gegenteil, es wird billiger! Wenn der Fahrgast aktuell telefonisch bestellt und dann auch noch ein Gespächstück dabei hat, hat der sogar 5,80 Eruo zum Start bezahlt. Somit kann man jedem Fahrgast erklären, dass es für ihn bei Bestellfahrten günstiger gworden ist.
Und das Uber für 5 Euro fährt, ist wirtschaftlich sowieso purer Wahnsinn. Da muss man jedem Fahrgast einfach nur erklären, dass er prekäre Arbeitsverhältnisse und Sozialversicherungsbetrug unterstützt, wenn er solche Angebote annimmt.
Da kann Ich Dir nur zustimmen.
Man kann die 4,7 nur weil man sich ins Taxi gesetzt hat nicht mehr erklären, so dass es auch verständlich ankommt. Es scheint auf den ersten Blick DEUTLICH TEURER.
UND DAS BLEIBT HÄNGEN. !!!
Und viele interessieren sich ÜBERHAUPT NICHT für das Taxi Business und seine Hintergründe.
Von wegen reden über die Preisgestaltung während der Fahrt.
In Zeiten von Corona und den Folgen des Lockdown schon gar nicht.
Diese Tarifreform kommt zur Unzeit.
Die Menschen sind müde von dem wegbrechen so vieler Sicherheiten.
So das jede Änderung maximal noch mit einem schütteln des Kopfes quittiert wird.
Und dann noch diskutieren warum Uber so günstig sein kann? Und es doch besser ist mit dem scheinbar teureren Taxi zu fahren? Nicht wirklich
Herr metz, in diesem Zusammenhang würden wir gerne auf den Leserkommentar von Herrn Gardeike zu diesem Thema verweisen.
Eine Kleiderordnung wird belächelt, warum? Das wäre ein Signal und ein sich von Uber & Co. deutliches „Abheben“. Mit Stil und nicht beliebig fahren. Schaut Euch mal am Stand um. Eine Stadt in Süddeutschland (weiß leider nicht mehr welche) hat das verpflichtend vorgemacht:
Die Umsätze stiegen!
Eine Verpflichtung fände ich nicht gut, auf freiwilliger Basis ausprobieren und nach einem Jahr auswerten. Freiwillig lassen, wenn es was bringt, ziehen andere nach und die Taxizentralen werden Aufträge entgegen nehmen, die nach solchen Fahrer*innen verlangen!
Thomas S.
Den meisten Fahrgästen, speziell den jungen Fahrgästen ist Ihre Argumentation völlig egal, Hauptsache billig!!!! Sozialstandards – Umwelt – etc. völlig unwichtig, nur Geiz ist Geil. Am nächsten Tag wird wieder zur Demo „Friday for Future“ aufgerufen. Das ist die Realität aus meiner Gesprächserfahrung mit Fahrgästen. Es ist den Leuten auch völlig egal, ob der Fahrer Deutsch spricht oder sonstwas, nur billig muss es sein……..
Herzlich Glückwunsch!
Das ist doch mal eine gelungene Tarif Reform !! Sehr gut !
Angemessene Preise und eindeutig transparent. In einigen Taxifragen ist Hamburg auf Vorreiterkurs, tariftechnisch hat ab jetzt ganz klar München die Nase vorn. Den einheitlichen Kilometerpreis von 2 € hatte ich auch schon vorgeschlagen.
Jetzt haben wir 4 Stufen in 3 Zeitblöcken. Man war uns damit entgegengenommen als wir die Abschaffung der „Karenzminute“ forderten (bei jedem Stopp, also immer wieder aufs Neue, bleibt die Uhr für eine Minute stehen) Super. Die KM gibt’s auch noch. Diese war auch die letzte Tarifanpassung, zum 1.1.2017.
Jetzt noch Kleider und Nettiquette. So geht Zukunft. München ist auf dem Weg 👍
Das ist ok mit dem neuen vereinfachten Tarif, das mit der Kartenzahlung ist auch super, nur kommen dann wieder die Aussagen das Gerät ist defekt oder Kollege hat es mitgenommen, etc…..
Auch sollte man die Fahrer*innen besser Schulen, das der Service besser wird und natürlich auch die Kleidung, aber das wird nicht einfach.
Grüße
Laut neuer Taxitarifordnung darf man sich gar nicht mehr am Taxistandplatz bereitstellen, wenn man eine bargeldlose Zahlung technisch nicht abwickeln kann. Einer solche Ausrede schütz also nicht vor einem Bußgeld (wenn es denn einen „Kläger“ gibt).
Alles ist gut nur bloede Gewoehnheit „Zuschlag“.jedes mal wenn ich drauf drucke habe ich 7,50€ und kein FG noch Fahrer braucht es.
Kein Mensch kann noch erklaeren wie man schaltet am Taxometer die Festpreise.
FG.