Die Solidaritätsaktion Hamburger Taxifahrer mit der von Corona gebeutelten Kiez-Gastronomie fand am vergangenen Samstag zum 12. Mal statt. Dabei lassen sich die Veranstalter jedes Mal etwas Neues einfallen – und wurden mittlerweile auch künstlerisch gewürdigt.
Samstag für Samstag treffen sich einige Hamburger Taxifahrer*Innen im Stadtteil St.Pauli und fahren als Konvoi Richtung Reeperbahn. Der Name ist Programm und Sinnbild für die Ausdauer: Taxi- und GastroKiez sind „noch” da. Vergangenen Samstag startete die „Rollende 12. Solidarität”.
Die Initiatoren, unter anderem Henrik Moss (Henni), Franz Alvertis, Volker Granz, Holger Gardeike und Benno Borsutzky lassen sich dabei jedes Mal etwas Neues einfallen. Vergangenes Wochenende wurden an alle, die vor Ort waren, in schwarz und rosa verhüllte Pralinen verteilt. Zudem ist die Taxi-Konvoi-Route, die wie immer ordnungsgemäß angemeldet war, auf die Nebenstraßen der Reeperbahn ausgeweitet worden.
Eine Woche zuvor war der Konvoi mit einem „Gasttaxi“ mit Berliner Kennzeichen unterwegs, gelenkt vom Berliner Taxiunternehmer und Taxi Times-Redakteur Hayrettin „Simi“ Simsek, der während der Tour live auf Facebook berichtet hatte (nachzusehen in gekürzter Fassung auf dem Taxi Times YouTube-Kanal).
Richtig lebendig wird es stets am Ende der Fahrt rund um die Amüsiermeile, wenn die Taxifahrer unter Beachtung der Corona-Auflagen auf die Kiez-Gastronomen treffen, die mit ihrer „Licht- und Musik-Aktion“ jeden Samstag zeigen, dass es sie noch gibt. „Es ist dann für ein paar Minuten eine Partystimmung mit bunten Lichtern fast wie in alten Zeiten vor der Corona-Pandemie“ beschreibt Simi die Atmosphäre.
Auch der im Kiez beheimatete Graffiti-Künstler Ray de la Cruz (RAY DLC), dessen kunterbunte Werke an diversen Hauswänden den grauen und tristen Straßen von St. Pauli einen farbenfrohen Anstrich verleihen, unterstützt die Aktion. An der Mauer am Spielbudenplatz – der letzten Etappe der Veranstaltung – hat er das Motto der Taxifahrer gesprayt. Bei seiner aktuellen Aktion für die 12. Solidarität hat sich RAY DLC auch etwas einfallen lassen: Er hat an verschiedenen Punkten der Route die Stangen zweier Straßenschilder, Straßenlaternen oder Bäume mit durchsichtiger Folie umwickelt und verbunden und diese als Untergrund zum Beschriften benutzt, um den Hashtag #taxikiezgastro und die Sehnsucht zum „normalen Leben” kunstvoll darzustellen – sein Repertoire an Motiven und Möglichkeiten scheint keine Grenzen zu haben. Außerdem hat der Kiez-Graffiti-Artist zusammen mit Lars Schütze von der IG St. Pauli das Logo „Hamburg Nightlife – we miss you Sankt Pauli entwickelt, das als Symbol der Solidarität als Aufkleber bei den Initiatoren zu erhalten ist und sich überall kleben lässt.
Obwohl diese Aktion seit Monaten läuft, ist bei den Akteuren nichts von Müdigkeit, Hoffnungs- oder Hilfslosigkeit zu spüren. Sie machen aus Liebe zu ihrem Kiez weiter und weiter. „Sturm ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben!” sagen die Ur-Hamburger dazu. Ihre Live-Berichte auf Facebook und ihre Fotos erzielen eine immer größere Reichweite.
Und es macht immer wieder Spaß live auf Facebook dabei zu sein, wenn die Kolonne in der Gerhardtstr. einen Stopp einlegt und die Stimmung eines von mehreren Zeniten an diesen Abenden erreicht. Vor allem die Reichweite der Aufnahmen und Fotos steigt von Woche zu Woche stetig. Auch die Medien berichten gerne und regelmäßig.
Für Henni und seine Mitstreiter ist das Motivation genug, um weiterzumachen. Nächsten Samstag, 1. Mai ist der nächste Konvoi geplant, dann als „Rollende 13. Solidarität” – wenn diese aufgrund der 1.Mai-Krawalle nicht abgeblasen werden muss. red