Bei strahlendem Sonnenschein veranstaltete die Taxi München eG am vergangenen Wochenende eine praxisnahe Querschau zu den barrierefreien Umbauten von taxitauglichen Fahrzeugen.
Mit der Novelle des PBefG kommt auch eine Fünf-Prozent-Regelung. Taxibetriebe, die mehr als 20 Taxi-Konzessionen besitzen, müssen in Zukunft fünf Prozent ihres Fuhrparks rollstuhltauglich umrüsten.
Der politische Wille ist also da, was sich auch in den bundesweit ausgelobten Förderprogrammen widerspiegelt. Um den Unternehmer zu informieren bzw. an die Thematik heranzuführen, engagieren sich auch die beiden Münchner Taxizentralen.
Während IsarFunk gemeinsam mit dem Taxiverband Bayern TVB i.Gr. mit einer digitalen Veranstaltung per Video-Stream den Fokus auf den direkten Kontakt mit inklusionserfahrenen Unternehmern legte, hat die Taxi München eG unter Federführung von Vorstand Ertekin Kocer die Fahrzeuge in den Mittelpunkt gerückt und am vergangenen Wochenende einige Hersteller und Umrüster eingeladen.
Mit dabei waren zwei TX vom britischen Hersteller LEVC, die bereits ab Werk mit Rollstuhlrampe, Schwenksitz sowie weiteren barrierefreien Detaillösungen ausgestattet sind. Dieter Grünhage vom Autohaus München stand – wie schon eine Woche zuvor beim LEVC-Event in den eigenen Räumlichkeiten – diesmal im Hof der Taxi München eG den interessierten Unternehmern Rede und Antwort. In Zukunft will das Unternehmen den Kontakt zum Taxigewerbe vertiefen und häufiger zu einem vergleichbaren Event einladen.
Mit zwei rein äußerlich fast identischen VW Caddy 5 war die Firma MobiTEC aus dem nahe gelegenen Berkheim vertreten. Mit ihren beiden Fahrzeugen will das Unternehmen eine günstige Umbaulösung im direkten Vergleich zu einem komplett ausgestatteten Fahrzeug präsentieren.
Der Hauptunterschied liegt in der verbauten Rollstuhlwanne, die in der ‚Basic‘-Variante lediglich bis zur zweiten Sitzreihe reicht und somit, im Vergleich zu großen Wannen, einen über 30 Zentimeter kürzeren Ausschnitt benötigt. Diese kurze Variante ist vergleichsweise günstig, denn der originale Tank kann beibehalten werden.
Keine Abstriche hingegen müssen die umgebauten Caddys bei der Breite des Heckausschnitts (86,5 cm) machen. Bei beiden Fahrzeugen können extrem breite Rollstühle transportiert werden. Neu ist auch die variable Verstellung der Gurtführung für die Absicherung der Rollstühle. Sie können jetzt ohne Weiteres an die Aufnahmepunkte der Rollstühle angepasst werden. Bis auf die Bodenwanne sind die Fahrzeuge modular aufgebaut und können auch im Nachgang beispielsweise mit LED-Beleuchtung, Taxiklappe oder Nackenstützen aufgerüstet werden.
AMF Bruns aus dem fast 800 Kilometer entfernten Apen präsentierte auf dem Gelände der Taxi München e.G. drei Fahrzeuge. Neben einem Toyota Proace, den der DIT Taxi-Spezialist Atilla Döger und sein Kollege Werner Gaschler betreuten, waren zusätzlich ein Caddy 5 und ein Mercedes-Benz eVito angereist. Besonders letzterer gehört zu den wenigen Fahrzeugen, die in München sogar doppelt gefördert werden können. Einerseits kann natürlich die mit bis zu 10.000 Euro dotierte Inklusionstaxi-Förderung beantragt werden, zusätzlich ist aber auch die städtische E-Taxi Förderung relevant. Sie fördert jeden Besetztkilometer mit 20 Cent. In Kombination sicher nicht uninteressant.
Der Heckausschnitt im eVito in der extralangen L3 Ausführung ist 1,3 Meter lang und 81 Zentimeter breit. Ist eine Doppelsitzbank anstelle eines Beifahrersitzes konfiguriert, dann ist Platz für sechs Sitzplätze und ein Rollstuhl. Ohne Rollstuhl können zusätzlich zwei optionale Sitzplätze mehr genutzt werden.
Der Caddy Maxi von AMF Bruns bietet bis zu sieben Personen oder fünf Personen plus einem Rollstuhl Platz. Die Abmessungen der verbauten Heckwanne betragen 815 mm in der Breite und 1.500 mm in der Länge.
Die Zahl der Besucher aus dem Taxigewerbe war noch überschaubar. Die oben erwähnte künftige Verpflichtung zu Rollstuhltaxis ist bei vielen Mehrwagenbetrieben noch nicht angekommen. Dabei sollte weniger der rechtliche Zwang, sondern vielmehr die Attraktivität des neuen Geschäftsfelds entscheidend sein. Behinderte Menschen in München würden sich danach sehnen, mit einer spontanen Taxibestellung zu Partys und Veranstaltungen gefahren werden zu können, berichtet Angela Setzke de Soto vom Münchner Sozialreferat. Sie und ihr Kollege Marcus Bauer waren mit einem Infostand zwischen den ausgestellten Fahrzeugen zu finden. Sie informierten über die Förderung der Stadt München, die den Umbau zu einem Rollitaxi seit einiger Zeit mit bis zu 10.000 Euro pro Taxi bezuschusst. Ähnlich agiert übrigens auch der Landkreis München.Das könnte dann auch für den Hohenbrunner Mehrwagenunternehmer Zekai Karavas interessant sein. Er ließ sich die Rollstuhlumrüstungen ebenso erklären wie sein Münchner Kollege Aykan Dincer oder Ünal Kücüksahin vom Taxi-Center Ostbahnhof. Letzterer hat bereits einen LEVC TX im Einsatz, fest in der Hand seines Fahrers Ralf Büscher, der samt Fahrzeug ebenfalls vor Ort war und Fragen aus der Praxis beantworten konnte.
Auch Horst Wiegand, Inklusionsbeauftragter bei IsarFunk, ist mit zwei Inklusionstaxis unterwegs. Dieses Geschäftsfeld haben ihn und seinen Partner relativ schadlos durch die Coronakrise gebracht, berichtet der Unternehmer, weil man immer genügend Anfragen und Fahrten hatte.
Wiegand betreibt zwei Taxikonzessionen in München, würde damit also nicht unter die oben beschriebene 5-Prozent-Regelung fallen. Seine Motivation ist ausschließlich das gute Geschäft. Ein Geschäft, das ihm aktuell auch von keinem Uber- und keinem Free-Now-Fahrer genommen wird. sg, jh
Liebe Redaktion,
Es ist ja schön, immer wieder Artikel hinsichtlich Taxen mit Rollstuhlrampe zu lesen. Leider sind das meist unkritische Werbeartikel.
Die Themen Länge/Breite und Art des Heckauschnitts, Breite der Rampe und die damit verbundenen Vor- und Nachteile wurden bisher imho nicht behandelt.
Zudem das Thema Steuerliche Behandlung ist offenbar tabu.
Wenn Fachzeitungen Abos verkaufen möchten, sollten Artikel auch eine entsprechende Tiefe aufweisen.
Lieber Leser, danke für Ihre Kritik. Zunächst einmal möchten wir aber betonen, dass jemand, der kritisiert, auch den Mut haben sollte, mit seinem Echtnamen aufzutreten. Zur Sache selbst: Die von Ihnen vermissten tiefer gehenden Beiträge veröffentlichen wir bei Taxi Times in schöner Regelmäßigkeit. Sofern Sie Abonnent unserer Zeitschrift sind, ist Ihnen das sicherlich schon aufgefallen. Trotzdem werden wir Ihre Empfehlung zum Anlass nehmen, künftig noch mehr auch die technischen Details in den Fokus zu rücken.