Wenn man die Pressemeldungen der Automobilhersteller zum Start des Pariser Autosalon liest, scheint die Elektromobilität ein Kernelement der diesjährigen französischen Automesse zu sein (dauert noch bis 16.10.).
Gleichzeitig wird einem aber auch deutlich vor Augen geführt, wie weit hinterher die Modellbauer Mercedes und Volkswagen beim Thema Elektromobilität sind. Während Marken wie Opel oder Renault schon auf etablierte Modelle zurückgreifen können und als Neuerung deutliche höhere Reichweiten versprechen, präsentieren die beiden deutschen Hersteller lediglich Fahrzeugstudien und Showcars.
Mercedes nennt seine Studie „Generation EQ“ und verspricht ein Elektro-Auto, das „schon bald auf die Überholspur wechseln kann“. Ausgestattet mit zwei Elektromotoren, deren Systemleistung dank skalierbarer Batteriekomponenten auf bis 300 kW gesteigert werden kann, und einem permanenten Allradantrieb, soll eine Reichweite von bis 500 Kilometern erzielt werden.
Volkswagens E-Konzept nennt sich I.D. Auf der Plattform der in Paris vorgestellten Studie soll das erste rein als E-Auto konzipierte Fahrzeug der VW-Marke 2020 in Serie gehen.
Angetrieben wird der I.D. von einem 125 kW / 170 PS starken Elektromotor, bis zu 600 Kilometer soll er kommen, ehe er an den Stromstecker muss. Preislich soll er auf dem Niveau eines vergleichbar stark motorisierten Golf und auch knapp unter dessen Längenmaßen liegen. Wobei Volkswagen betont, dass der Innenraum Passat-Dimensionen bietet. Nachprüfen lässt sich das frühestens 2020.
Wer schon früher mit Strom fahren will, kann sich beispielsweise an einem Renault Zoe bedienen.
Der französische Hersteller, der sich selbst als „europäischer Marktführer für Elektrofahrzeuge“ bezeichnet, nutzt die Heimatmesse in Paris, um den Zoe erstmals mit einer neu entwickelten Z.E.-40-Batterie zu zeigen. Der Akku verspricht eine Reichweite von 400 Kilometern.
Nochmal 100 Kilometer legt in punkto Reichweite Opel drauf. Dessen komplett überarbeiteter Ampera hat jetzt im Namen den Zusatz „e“ bekommen und soll bis 500 Kilometer weit fahren können. Bei einer solchen Reichweite kann man getrost auf den Range Extender verzichten, der im Vorgängermodell noch als Rückfallebene verbaut war.
Jürgen Hartmann
Taxiunternehmer können jetzt direkt ab Werk mit Taxi-spezifischer Sonderausstattung den B 250 e von Mercedes Benz bestellen. Der B 250 e verfügt über einen 132 kW (180 PS) starken Elektromotor, der den Fronttriebler in 7,9 Sekunden auf Tempo 100 und maximal bis auf 160 km/h beschleunigt. Das maximale Drehmoment beträgt 340 Newtonmeter. Die Reichweite wird mit 200 km angegeben und ist für den normalen Taxibetrieb damit nicht ausreichend. Bedenkt man, dass bereits 1901 die ersten E-Taxen in Berlin auf den Straßen rollten, so bleibt die Frage offen, wie Alltagstauglich kann ein E-Taxi heute sein? Ohne das Mobilitätsbedürfnis der Gesellschaft einzuschränken ist jedenfalls die Alternative zum Verbrennungsmotor nicht gegeben. Ein Taxi fährt in der Regel 200 km am Tag und muss auch kurzfristig für Fernfahrten einsetzbar sein. Oft kommt es nicht vor, leider, aber die Fahrt zur Uniklinik, dem Flughafen oder auch zur Transplantation muß ohne längeren Tankstopp durchführbar sein. D.h. eine Reichweite unter 800 km ist für das Taxengewerbe oder andere gewerblich eingesetzte Fahrzeuge (z.B. Kurierdienste) untauglich. Tatsächlich gibt es Unternehmen, die Elektroautos in der Personenbeförderung einsetzen und zeitgleich ein Ersatzfahrzeug im Fuhrpark vorhalten. Wirtschaftlichkeit im Sinne der Umwelt und Unternehmensrentabilität kann so nicht verbessert werden