Im Niederländischen Amsterdam wurde die Drag-Queen Sletlana (Kostas Kharlamov) Anfang August zweimal von Uber-Fahrern abgelehnt. Dort lief das LGBTQ+-Pride-Fest, für dessen Ausrichtung die niederländische Hauptstadt über Jahre einen guten und progressiven Ruf genießt.
„Ich habe immer Angst, was passiert, wenn das Taxi kommt,” beklagt sich Svetlana in den Medien. Sie denkt, Taxifahrer wissen nicht, wie sie mit ihr umgehen sollen, wenn sie sie sehen. “Am Freitag und Samstag ist es zweimal kurz hintereinander passiert.“ Die Drag Queen sollte im Sexyland in Amsterdam-Noord auftreten, wurde aber sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg einmal abgelehnt. “Als der Uber-Fahrer sie sah, beschloss er, die Fahrt abzubrechen und weiterzufahren.“
Kharlamov hat als Dragqueen Sletlana einen markanten Auftritt. Bei extravaganten Outfits und einer Schweinsnase im Gesicht scheint es möglich, dass Autofahrer einfach vom Aussehen erschreckt werden. „Es könnte ein Kulturschock sein. Sie haben vielleicht Angst oder sind beeindruckt von meinem Aussehen. Aber es spielt keine Rolle, wie Sie sich schminken oder kleiden. Das ist Homophobie“, denkt Kharlamov laut.
Homophobie bezeichnet eine gegen lesbische und schwule Personen gerichtete soziale Abneigung oder Aggressivität. Sie zeigt sich in verschiedenen Formen und tritt leider auch bei gewerblichen Personenbeförderern offen zu Tage. So wie bei einem Wiener Fahrer (ob Taxi oder Uber, Bolt & Co geht aus den nachfolgend zitierten Medienberichten nicht hervor). Er soll einen homosexuellen Fahrgast, den er zuvor von einem entsprechenden Lokal abgeholt hatte, am Ende der Fahrt getreten und mit einem Schlagring verletzt haben. Während der Fahrt habe sich der Fahrer über das Lokal erkundigt („Da gehen nur Männer?“) und am Ende der Fahrt habe er das Doppelte des gewöhnlichen Tarifs verlangt. Der 59-jährige Fahrgast habe das reklamiert, aber trotzdem bezahlt. Nachdem er dann ausgestiegen sei, sei auch der Fahrer ausgestiegen und habe ihm einen Fußtritt verpasst, berichten österreichische Medien.
Als der Fahrgast dann auf dem Boden lag, habe der Fahrer zugeschlagen. Was genau passiert ist, kann der zu diesem Zeitpunkt angetrunkene Fahrgast nicht mehr genau sagen, der Hausarzt attestiert hinterher jedoch eine Platzwunde am Hinterkopf und einen sechs Zentimeter großen Bluterguss an der Seite.
Er erinnert sich zudem daran, dass er vom wegfahrenden Taxi per Handy noch das Fahrzeug fotografiert habe, was der Fahrer aber wohl bemerkt hat. Der Lenker kehrte daraufhin um und nahm den Fahrgast das Handy und die Bankomat-Karte ab.
Da die Fotos auch auf seinem iPad synchronisiert werden, gelingt es der Polizei schnell, einen verdächtigen Fahrer festzunehmen. Noch gilt die Unschuldsvermutung, denn der Fahrer, der laut Polizei nicht das erste Mal Bekanntschaft mit der österreichischen Exekutive gemacht hat, leugnet den Vorfall.
Trotzdem schlägt das Ereignis hohe Wellen und ruft auch die Politik auf den Plan. „In Wien hat Homophobie absolut nichts verloren”, sagt der für Antidiskriminierung zuständige Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr: “Ich verurteile die Tat aufs Schärfste und wünsche dem Opfer eine rasche Genesung.”
Auch die sozialdemokratische LGBTI-Organisation SoHo zeigt sich entsetzt. “Wien steht solidarisch an der Seite der LGBTIQ-Community – niemand darf Angst haben, in unserer Stadt offen zu zeigen, wer man ist oder wen man liebt”, betont Tatjana Gabrielli, Vorsitzende der SoHo Wien, gegenüber dem Portal GGT.at. Die Politik dürfe nicht wegschauen, wenn Gruppen wie die LGBTI-Community angegriffen würden.
Auch in Amsterdam ruft das Verhalten der Taxifahrer gegenüber der Drag-Queen politische Reaktionen hervor. Laut Stadtrat Jan-Bert Vroege kommen Taxifahrer mit dieser Form der Diskriminierung zu leicht davon. „Wir haben mehrfach darum gebeten, dass Massnahmen durchgesetzt werden, aber das scheint nicht zu funktionieren.“ Ein Großteil der Verantwortung liegt laut Vroege bei den Taxiunternehmen selbst. „Sie müssen ihre Fahrer überprüfen, denn diese Verweigerungen sind strafbar.“
Anders als in Wien könnte der Fall auch politische Konsequenzen haben. Der Stadtrat plant eine schwarze Liste von Fahrern, die sich unprofessionell benehmen, damit sie nicht von einem Taxiunternehmen zu einem anderen Unternehmen oder zu einer anderen Plattform wechseln können, wenn sie irgendwo rausgeschmissen werden.
Wie immer bei solchen Beschwerden gibt sich Uber als unschuldig aus. Immerhin verspricht ein Mitarbeiter der Plattform, die Beschwerden sehr ernst zu nehmen-. Er finde es schrecklich, was passiert sei, sagt er gegenüber den Medien. “Diskriminierung aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihres Aussehens ist inakzeptabel und ich bin sehr traurig, dass dies passiert ist”, sagte General Manager Willem van Limburg Stirum. “Jeder hat das Recht auf eine sichere Fahrt. Wir haben mit den Personen, die Diskriminierung gemeldet haben, Kontakt aufgenommen und umgehend eine Untersuchung eingeleitet. Auf der Uber-Plattform gibt es keinen Raum für Diskriminierung und jeder, der sich nicht daran hält, wird sofort von der Plattform entfernt.“
In Wien geht aus den Berichten nicht hervor, ob es sich um eine Taxifahrt oder um eine Fahrt mit einem Plattform-Dienstleister gehandelt hat. Das Fahrzeug sei vom Wirt der Kneipe bestellt worden. Die Taxifunkzentralen haben allerdings keine entsprechende Bestellung registriert und auf den Fotos sei auch kein Funkaufkleber der Taxizentralen zu erkennen, berichtet GGT.at und zitiert Eveline Hruza von der Taxizentrale 40 100: „Vorfälle wie dieser sind nicht zu entschuldigen. Sofern es sich um einen Lenker unserer Flotte handelt, behalten wir uns das Recht vor, den Lenker von der Funkvermittlung auszuschließen.“ Beim Lenker einer anderen Flotte könne sie einen Kontakt zur Taxiinnung herstellen.
Gerald Grobfeld, Funkleiter von 31 300, verweist in diesem Zusammenhang auf die eigene App, „die auch für Fahrgäste mit erhöhtem Sicherheitsbedürfnis designt wurde“. Die betreffenden Lenker würden eine entsprechende Schulung durchlaufen – die ein „laufender Prozess“ sei. jh
Beitragsfoto: Symbolbild von Brielle French on Unsplash
Als Taxifahrer wurde ich von schwulen Männern während der Fahrt zwei Mal überraschend in den Schritt gefasst, ein weiterer wollte unbedingt, dass ich ihn f****, ein weiterer wollte mir einen b***** statt zahlen.
Mehrfach wurde während der Fahrt gegen meinen Willen körperlicher Kontakt hergestellt. Ich machte darauf aufmerksam. Einmal wurde mir deswegen gesagt, ich sei ein langweiliger Hetero.
Drei randalierende schwule Männer, drohte mir, bei meiner Zentrale zu behaupten, ich hätte zu denen „Scheiss Schwule“ gesagt haben.
Bei Lesben gab es nie Probleme.
Und was jetzt?
Bin ich jetzt homophob?
Beste Grüße aus Hamburg
Ja, Sie sind homophob, wenn Sie so etwas nicht als Spass verstehen. Homophobie kann man aber mittlerweile gut behandeln, gerade in HH gibt es dafür gute Behandlungen. Die meisten Homophoben kommen aus Familien, die sehr traditionell gelebt haben und/oder nach religiösen Vorschriften. Dabei ist gerade in Katholischen Kirche fast jeder zweite Priester schwul und das war auch schon vor tausend Jahren so.
Warum suggeriert der Hartman den Vorfall als sei es mit einem Taxifahrer in einem Taxi?
@Strammer Max. Meinen Sie, dass Fassen in den Schritt ein Zeichen des Humorsinns ist? ich frage mich, ob Sie diesen Humor auch im Bezug auf unsere weiblichen Fahrgäste so locker sehen?
Das in den Schritt fassen ist eine klare Grenzüberschreitung, egal bei welchen Geschlechtern dies geschieht. Allerdings kommen Grenzüberschreitungen in allen vermeintlich homogenen Gruppen vor (egal ob homosexuell oder heterosexuell). Da es wesentlich mehr heterosexuelle Menschen gibt ist die Anzahl der Grenzüberschreitungen in dieser Gruppe wesentlich höher, die sich dann meist nur anders zeigen: z.B. durch Beleidigung eines Fahrers/herabwürdigendes Verhalten, „Fahrpreisprellen“ oder im schlimmsten Fall Zerstechen aller Reifen des Taxi durch einen Mietwagenfahrer (mir kürzlich passiert). Aber auch für solche extremere Grenzüberschreitungen sollte man Verständnis haben, den jeder Mensch möchte gleich behandelt werden (ein Mietwagenfahrer, der aber bei gleicher Leistung deutlich weniger verdient und zusätzlich noch nach jeder Fahrt zum Betriebssitz zurückkehren muss, wird dies leider nicht).
@StrammerMax. Du relativierst die Ereignisse, indem du alles mit allem vermengst. Das ist dursichtig und tendentiös. Nicht ablenken …
Ich bin kein Richter, der über diesen Vorfall zu entscheiden hat. Ich bin ein PBfG-Intellektueller (habe jeweils die höchstmöglichen Punktzahlen in IHK- und Ortkundeprüfungen in allen NRW Städen) mit der grössten Mietwagenflotte in NRW und mein jüdischer Grossvater hat Nikola Tesla noch persönlich gekannt, der immer zu ihn sagte: Es gibt 2 Dinge, die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Weil dieser damals schon wusste, dass Verbrennermotoren und Taxen (in freien Märkten) keine lange Zukunft mehr haben. @Ivica: Also bitte nicht persönlich nehmen, da man dies auf vieles beziehen kann, z.B. auch auf Fahrgäste, die einen Fahrer/in in den Schritt fassen.