Cyber-Attacken sind in aller Munde, aber die kürzliche Attacke auf ein Personenbeförderungsunternehmen in Rastatt war trotzdem etwas Besonderes. Ziel des Angriffs war der elektronisch gesicherte Schlüsseltresor des Unternehmens.
Das Schlüsselmanagementsystem der Firma lässt sich zunächst den gültigen Führerschein vorlegen, bevor es den entsprechenden Fahrzeugschlüssel freigibt. Am einem Dienstagmorgen standen die Kollegen jedoch vor dem verschlossenen Tresor, der die Herausgabe der Schlüssel kategorisch blockierte.
Frustrierendes Ergebnis der Attacke war zunächst, dass man zu einigen Kunden erst mit erheblicher Verspätung erschien und sogar Fahraufträge ablehnen musste. „Wir bedauern diesen Vorfall sehr“, so Dirk Holl, Vorstand der Holl AG, welche auch den von der Attacke betroffenen Mietwagendienst „Inge´s Personenbeförderung“ in Rastatt betreibt. „Seit um 5 Uhr versuchten wir auf allen Wegen, an die Fahrzeugschlüssel heranzukommen. Jetzt wissen wir, der Schlüsseltresor ist wirklich sehr sicher. Wir können uns nur bei unseren Kundinnen und Kunden entschuldigen und um Verständnis bitten.“
Hintergrund war dem Anschein nach eine Cyberattacke gegen die Internet-Infrastruktur der Rastatter Filiale der Holl AG. Dabei wurde die interne Datenbank des elektronischen Schlüsseltresors beschädigt, so dass die Software nicht mehr funktionierte. Schlussendlich ließ sich die Notöffnung durch Hilfe des Technischen Supports der Herstellerfirma auslösen, so dass gegen 9 Uhr dann alle Fahrzeuge wieder im Einsatz waren.
„Man liest immer wieder von Cyberattacken, und plötzlich ist man selbst betroffen.“ sagt Sebastian Holl, Aufsichtsratsvorsitzender der Holl AG. „Zum Glück sind unsere Dispositionssysteme separat untergebracht und werden von einem spezialisierten IT-Partnerunternehmen betreut.“ Mittlerweile konnte die Firewall an dem Rastatter Standort angepasst werden, damit ein solcher Vorfall nicht wieder vorkommt. Eine weitere Gefahr ging von dieser vermeintlichen Cyberattacke nicht aus, da die Dispositions- und Kundendaten sich in einem getrennten unabhängigen Rechenzentrum befinden. Aktuell lässt die Holl AG ihre gesamte IT-Struktur überprüfen, um weitere Vorfälle zu verhindern.
Wie gesagt, Cyberattacken, Phisingmails oder auch Spam aller Art gehören mehr oder weniger zum Alltag aller IT-Nutzer. Allerdings macht dieser besondere Fall deutlich, dass es dabei nicht immer nur um den Computer geht, sondern dies schnell gravierende Auswirkungen auf den analogen Alltag im Unternehmen haben kann. Und er macht deutlich, dass die Hacker gar nicht unbedingt böswillig in Persona vorm Rechner sitzen, es ist vielmehr meist eine KI (künstliche Intelligenz), die solche Attacken steuert, und diese KI kann nicht unbedingt zwischen einem kleinen Taxiunterunternehmen in Rastatt und dem Rechensystem eines internationalen Großunternehmens unterscheiden. Entsprechend muss tatsächlich jedes Unternehmen, ob klein oder groß, sein Netzwerk schützen. rw
Beitragsbild: Remmer Witte