Neue Nachrichten über das autonome Fahren gibt es fast täglich. Ob Unfälle, neue Teststrecken oder technische Fortschritte, das Thema bewegt im wahrsten Sinne des Wortes Mensch und Maschine. Und auch die Politik spielt eine wichtige Rolle dabei. Das Fachmagazin Flottenmanagement ließ die Lage von Joachim Herrmann, Bayerns Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr, einschätzen.
Im vergangenen Jahr hat der Index „Automatisierte Fahrzeuge“ (AV Index) an die deutschen Autobauer den Nummer-eins-Status vergeben. Der Index wurde zusammen von der Strategieberatung Roland Berger und der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen (fka) der RWTH Aachen erhoben. „Die deutschen Premiumhersteller verfügen derzeit über eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und Absicherung von hochautomatisierten Fahrzeugfunktionen“, schreiben die Autoren in ihrer Studie. Doch andere, teilweise auch branchenfremde Unternehmen beschäftigen sich intensiv mit dem automatisierten Fahren. In den USA würden „revolutionäre Entwicklungspfade“ verfolgt – vor allem bei Google und Apple, so der AV Index weiter.
Der asiatische Markt hat die Strahlkraft vom automatisierten Fahren ebenfalls unlängst erkannt. So kaufte der japanische Elektronikkonzern Panasonic in diesem Sommer die Berliner Softwarefirma Open Synergy. Was erst einmal wenig spektakulär klingt, hat einen interessanten strategischen Hintergrund. Das deutsche Unternehmen produziert Softwarelösungen für die Autobranche, wie zum Beispiel für Multimediasysteme oder Systeme für die Verknüpfung von Navigation und Fahrerassistenzsystemen. Insbesondere diese Lösungen sind ein entscheidender Faktor auf dem Weg zum autonomen Fahren. Durch die Übernahme will Panasonic somit seinen Automotivbereich weiter ausbauen. Der Konzern bezeichnet ihn als „wichtige Wachstumsbranche“. Man werde sich auf das autonome Fahren als Zukunftsthema konzentrieren, so die Japaner.
Gesetz auf dem Weg
Damit die deutsche Vorreiterrolle beim automatisierten Fahren erhalten bleibt, arbeitet das Bundesverkehrsministerium derzeit daran, ein Gesetz für hochautomatisierte Autos auf den Weg zu bringen. Joachim Herrmann sagt gegenüber Flottenmanagement: „Ich bin beeindruckt davon, wie weit deutsche Automobilhersteller schon in der Entwicklung sind. (…) Ich verspreche mir davon nicht nur mehr Bequemlichkeit, sondern vor allem mehr Sicherheit, also weniger Verkehrsunfälle.“
Weiter erklärt er, dass beim automatisierten und vernetzten Fahren sensibel mit persönlichen Daten umgegangen werden muss. „Datenschutz und Datensicherheit haben für mich oberste Priorität. Das gilt für den Schutz der persönlichen Daten der Autofahrer, das gilt aber auch für die Sicherheit automatisierter Kfz gegen Störangriffe von außen“, so der Staatsminister.
Ab dem kommenden Jahr soll der Fahrer bei „Stufe 3“-Fahrzeugen (aus dem bekannten Modell des Verbandes der Automobilindustrie e. V.) nicht mehr ständig die Hände am Steuer behalten müssen, unter der Voraussetzung, dass er jederzeit wieder die Kontrolle übernehmen kann. So heißt es in den bisher bekannten Passagen des Gesetzentwurfs, dass autonome Fahrsysteme generell zulässig sind, sofern sie dem Fahrer zu „erkennen geben und artikulieren“ können, wenn er die Fahrzeugführung wieder übernehmen muss. Doch wie schnell der Fahrer wieder eingreifen muss, ist noch unklar.
Dennoch ist das Gesetz ein unerlässlicher Schritt auf dem Weg zu „Stufe 5“, dem Fahren ohne Eingriffe des Fahrers. Die Autokonzerne warten schon seit längerer Zeit auf die neue Rechtsgrundlage. Denn so erhalten sie überhaupt erst die Möglichkeit, die Modelle mit voll automatisierten Fahrerassistenzsystemen für den Alltagsbetrieb zuzulassen. Für Joachim Hermann steht aber fest: „Die Letztverantwortung muss nach meiner Überzeugung aber immer beim Menschen bleiben.“
Mit freundlicher Genehmigung des Fachmagazins Flottenmanagement