Der Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen e. V. (LV Bayern) ist älter als die Bundesrepublik. Der Zweck des 1946 gegründeten Verbandes findet sich noch heute in der Vereinssatzung wieder.
Zu seinem 75. Jubiläum hat der LV Bayern über seine Arbeit resümiert und Zahlen genannt. Das flächengrößte deutsche Bundesland, das aus sieben Regierungsbezirken mit 71 Landkreisen und 25 kreisfreien Städten besteht, wird dabei von zwei Geschäftsstellen des Verbandes bedient. Die Geschäftsstelle München ist für die drei südlichen Bezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben zuständig. Für den nördlichen Teil des Freistaats, bestehend aus Oberpfalz, Mittel-, Unter- und Oberfranken, ist die Geschäftsstelle Nürnberg verantwortlich. Insgesamt werden landesweit rund 2.600 Mitglieder betreut.
Noch heute finden sich in Paragraph 2 der Vereinssatzung Aussagen wieder, die bereits zur Zeit der Gründung sinngemäß ähnlich formuliert worden waren, darunter die „Sauberhaltung des Gewerbes von unzuverlässigen Berufsfremden und unwürdigen Personen“, Mitgliederberatung, Interessenvertretung gegenüber Behörden, Tarifvorschläge und Gutachten, Förderung von Verkehrsdisziplin und „gesunden, anständigen Geschäftsgebarens im Allgemeinen wie auch im Wettbewerb“ sowie Vereinbarung von Lohn- und Arbeitsbedingungen.
Wie der „Taxikurier“ erläutert, bildet das tägliche Geschäft des Landesverbandes sich in „Stellungnahmen im Zuge von Neuerteilungen, Wiedererteilungen und auch Widerrufsverfahren für Verkehrsgenehmigungen im Zuständigkeitsbereich der 96 bayerischen Straßenverkehrsbehörden“ ab, und das in einer Zahl von mehreren tausend pro Jahr, da jeder Genehmigungsbereich einen eigenen Taxitarif hat. Durch die neu hinzugekommene Verkehrsform des gebündelten Bedarfsverkehrs werde diese Aufgabe sich in den nächsten Jahren noch deutlich ausweiten, da jede der 96 Genehmigungsbehörden im Schnitt etwa alle zwei Jahre einen neuen Tarif entwirft, was eine entsprechende Anzahl von gutachterlichen Stellungnahmen seitens des LV Bayern erfordere.
Hinzu komme eine erhebliche Menge von Mitgliedsanfragen „zu allen Fragen unseres Gewerbes, vor allem aber dann, wenn besondere Situationen schnelles Handeln erfordern, um Schaden vom eigenen Betrieb und vom gesamten Gewerbe abzuwenden“.
Die Wurzeln des größten deutschen Taxi-Landesverbandes reichen in eine Zeit des Umbruchs zurück: Die Kriegstrümmer waren gerade erst beseitigt, die amerikanischen Besatzer leiteten massenweise Vertriebene aus Schlesien und dem Sudetenland in den dünn besiedelten Flächenstaat und untersagten die Wiedereinführung einer Monarchie. Bayern war 1946 wieder ein echter Freistaat mit republikanischer Verfassung. Vier Tage, nachdem diese Verfassung per Volksentscheid angenommen worden war, nahmen im Süden Münchens mehr als 400 Personen an der Gründungsversammlung in der Gaststätte Großküche in der Rosenheimer Straße in Ramersdorf teil und wählten Josef Ostermaier zum ersten Vorsitzenden des neu gegründeten Landesverbandes der Bayerischen Kraftdroschken- und Mietauto-Unternehmer e. V. Der „Taxikurier“ spricht von einem „Grundstein einer Erfolgsgeschichte“, die am 5. Dezember 2021 „ihren 75. Geburtstag feiern durfte“.
Der LV Bayern war jahrzehntelang Mitglied im Taxi-Bundesverband BVTM (früher BZP) und stellte in Person von Hans Meißner für viele Jahre auch deren Präsidenten. 2020 trat man aus dem BVTM allerdings aus und zählte zu den Gründungsmitgliedern des kurz darauf gegründeten Taxi- und Mietwagenverbands Deutschland (TMV). In Person von Thomas Kroker stellt man dort den Vizepräsidenten. Kroker ist in Personalunion Vorstand des LV Bayern und der Taxi München eG, sein Landesverbands-Vize Christian Linz leitet die Taxizentrale Nürnberg.
Als Reaktion auf den Austritt des LV Bayern trat der Taxiverband München (TVM) in den BVTM ein und erweiterte per Satzungs- und Namensänderung seine Interessenvertretung für Taxi- und Mietwagenunternehmen unter dem Namen Taxiverband Bayern (TVB) auf ganz Bayern. Beide Verbände haben ihren Mitgliederschwerpunkt in München. ar
Beitragsfoto und Collage: Axel Rühle