Taxi-Fachzeitschriften konnten sich bei der eigenen Refinanzierung jahrzehntelang auf diverse Fahrzeughersteller als Werbekunden verlassen. Das hat sich mittlerweile radikal gewandelt.
Was für einen Taxifahrer die Fahrgäste, sind für einen Verlag die Werbeanzeigen: Sie sind die Grundlage für seinen wirtschaftlichen Erfolg. Ohne Fahrgäste ist ein Taxibetrieb nicht überlebensfähig, das hat Corona gezeigt. Hier gab es zum Glück unterschiedliche Staatshilfen, wie wenigstens einen Betrieb auf Sparflamme ermöglicht haben.
Beim Taxi-Times-Verlag, Sprachrohr und Stimme des Taxigewerbes, der sich noch einigermaßen gut und ganz ohne staatliche Unterstützung durch Corona laviert hat, kam das böse Erwachen im Februar. Speziell mit seinen gedruckten Ausgaben hat der Verlag im ersten Halbjahr Umsatzeinbrüche von bis zu 70 Prozent hinnehmen müssen.
Die große Zäsur folgte durch Russlands Aggression gegen die Ukraine. Die daraus entstandenen Lieferengpässe (Stichwort Kabelbäume) setzten vor allen Dingen den Fahrzeugherstellern zu. Autos zu bauen und in einem vernünftigen Zeitfenster liefern zu können, wurde für die ganze Industrie nahezu unmöglich – erst Recht, wenn parallel zu den russischen Bomben der andere wichtige Lieferant China wegen eines erneuten Corona-Ausbruchs der Export eingestellt wird oder wenn – wie vor einigen Monaten geschehen – ein Frachter den Suez-Kanal blockiert und damit die Lieferketten unterbricht.
Die Folge für die Taxibranche: Es wurde nahezu unmöglich, ein neues Taxi zu bestellen. Die Folge für Taxi Times: Wenn man dem Taxiunternehmer sowieso kein Fahrzeug anbieten kann, macht es auch keinen Sinn, ihm ein Modell über eine Werbeanzeige zu versprechen. Das führte dazu, dass kein Fahrzeughersteller im ersten Halbjahr bei Taxi Times großflächig inserierte. Selbst bereits gebuchte Werbeplätze wurden wieder storniert.
Da Fahrzeughersteller meist ganzseitige Werbungen buchten, hinterließ diese (verständliche) Zurückhaltung eine große finanzielle Lücke – die dadurch noch vergrößert wurde, dass auch diverse Zuliefer-Partner vom Lieferstillstand betroffen waren. Dadurch mussten auch zahlreiche Rolli-Umrüster ihre Werbung einstellen.
„Die Ausgabe vom Juni 2022 war das erste Taximagazin in meiner 20-jährigen Verantwortung für Taxizeitschriften, in dem keine Werbung eines Fahrzeugherstellers gebucht war“, berichtet Taxi-Times-Herausgeber Jürgen Hartmann.
Mit dem Rückzug von Mercedes aus dem Taxigeschäft (E-Klasse) und den erschwerten Bedingungen, für neue (Elektro-) Modelle Taxipakete entwickeln zu lassen (Stichwort Eichgesetz und Konformitätsbescheinigung), wird die Auswahl an taxitauglichen Modellen für den Unternehmer immer geringer und die Anzahl gebuchter Werbungen wird sich auf einem sehr niedrigen Niveau einpendeln.
Eine Fachzeitschrift wie Taxi Times muss daher künftig in erster Linie von seinen Lesern refinanziert werden. Um das Werbeloch zu füllen, benötigt Taxi Times 18.000 Abonnenten bzw. verkaufte Exemplare. Mit dieser Zielsetzung hat der Verlag daher nun die gleichnamige „Aktion 18.000“ gestartet und hofft auf den nötigen Zuspruch durch seine Leser. red
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Beitragsfoto: Pixabay
Und trotzdem wird weiter unkritisch über das sog. Hamburger Modell mit den E-Taxen berichtet…
Was soll da ein „Sprachrohr“-Abo?
Dies hier ist ein Online-Medium, weshalb nutzen Sie nicht die Möglichkeiten von kritischen Kommentaren?!
Hallo Herr Hartmann,
ich kann das gut nachvollziehen. Print bedeutet aber auch Aufwand für Layout, Setzen, Drucken und Versand. Klar liest man gern, auch wenn man nur mal Beifahrer in das Wochenende ist. Wir legen Zeitschriften aber auch für die Fahrer und Kunden aus.
Digital würde mir aber reichen. Dafür bezahlen ich auch heute schon. Zum Beispiel Impulse und meine Tageszeitung.
Aber ich bin glaube schon Kunde bei Ihnen…
Hallo Herr Höhne, wir prüfen das und melden uns dann über ihre Mail-Adresse.