„Aufruhr in Cuxhavener Taxi-Szene“ titelten die Cuxhavener Nachrichten. Nach Razzien ist im Taxigewerbe nichts mehr, wie es war – auch wenn die Taxiunternehmen gar nicht direkt betroffen waren.
Bundesweit berichteten Medien darüber, dass 390 Zoll- und Polizeibeamte vergangenen Mittwoch zwei Mietwagen-Firmen in Cuxhaven sowie etliche Wohnungen von Fahrern – insgesamt 58 Objekte – durchsucht hatten. Dabei ging es hauptsächlich um Schwarzarbeit. Die gemeinsame Aktion von Staatsanwaltschaft, Zoll und Polizei richtete sich gegen 51 Beschuldigte. Es wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Hintergrund der Razzia war nach Angaben der Stader Staatsanwaltschaft neben dem Verdacht von Schwarzarbeit auch vermutete Steuerhinterziehung. Die Aktion und das Medien-Echo lässt nun die gesamte Taxi-Branche in Cuxhaven um ihren Ruf fürchten.
Noch Ende November wurde in Cuxhaven ein ganz anderes Thema diskutiert. Da waren es die Taxifahrer, die sich über Fahrgäste beschwerten, die versuchen würden, sie im Preis zu drücken. Da auch die zirka 43 Mietwagen in Cuxhaven ein Taxischild auf dem Dach hätten und sie sich deshalb kaum von den 43 Taxis im Ort unterschieden, käme es bei Fahrgästen immer wieder zu Verwechslungen.
Jetzt hat sich die Stimmung gedreht, denn nach den Durchsuchungen bei Taxi- und Mietwagenunternehmen spüren die Fahrer, dass Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung bei der Bevölkerung auf Unverständnis stoßen. Ein Mitarbeiter einer Taxifirma erklärte den Cuxhavener Nachrichten, dass sich das auch auf seinen Betrieb auswirken würde, obwohl der gar nicht durchsucht worden ist. Die Mitarbeiterin eines anderen, ebenfalls unbescholtenen Unternehmens wurde noch deutlicher: „Die Razzia und die Berichterstattung darüber bringen uns jede Menge Nachteile“, äußerte sie gegenüber dem Blatt. Sie allerdings sieht den Verdacht gegenüber der Mietwagenkonkurrenz berechtigt: „Die Minicar-Leute machen doch, was sie wollen.“
Erst nach präziserer Berichterstattung wurde klar, dass es sich bei beiden durchsuchten Unternehmen um Mietwagenfirmen handelt. Beide Firmen sahen sich zu Unrecht beschuldigt, ein Unternehmer gab an, es handle sich um eine ganz gewöhnliche Zoll-Kontrolle. Auch stimme der Vorwurf nicht, dass bei den Durchsuchungen Drogen, Waffen und jede Menge Bargeld beschlagnahmt wurden – wie von Medien bundesweit berichtet wurde.
Wie dem auch sei: solche Nachrichten schaden nicht nur den Taxifirmen in Cuxhaven, sie schaden dem Ansehen des Taxigewerbes ganz allgemein. Und sie sind Wasser auf die Mühlen derer, die schärfere Kontrollen fordern. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, wenn Behörden mancherorts auf die Einführung von INSIKA pochen – sie wollen versuchen, das Gewerbe in den Griff zu bekommen.
Das scheint in Cuxhaven bisher deutlich misslungen zu sein. Aber die Geschichte bringt noch ein weiteres Problem an den Tag: Wenn man es unterlässt, für eine klare Abgrenzung von Taxiverkehr gegenüber Mietwagen zu sorgen, dann ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. (tb)
Symbolfoto: Taxi Times