Unter dem Namen Moobil-Plus-Taxi ist ein neues ÖPNV-Taxi im Landkreis Vechta an den Start gegangen. Auch hier ergänzt das Taxi den Linienverkehr in enger Kooperation, wovon Bürger, Unternehmen und Gemeinde profitieren.
Das Pilotprojekt Moobil-Plus-Taxi für die Kleinstädte Lohne und Dinklage könnte in Sachen ÖPNV-Kooperation Schule machen. Basierend auf dem schon existierenden kreisweiten Rufbussystem Moobil-Plus soll im Landkreis Vechta, zwischen Bremen und Münster gelegen, eine Vernetzung aller ÖPNV-Angebote sogar auch mit der Schiene wie beispielsweise der Nordwestbahn realisiert werden. Wird das neue Angebot der Moobil-Plus-Taxis gut angenommen, soll es stufenweise auf andere Orte im Landkreis ausgeweitet werden.
Wenn Kunden über das Buchungssystem anfragen, werden Ihnen immer dann Fahrten mit dem Moobil-Plus-Taxi angeboten, wenn ein sogenannter verkehrlich wichtiger und öffentlicher Ort wie ein Krankenhaus oder ein Bahnhof als Start- oder Zielpunkt angegeben wird und dort keine Haltestelle für Bus oder Bahn vorhanden ist. Ebenso soll eine Zubringer-Funktion erfüllt werden, indem das Moobil-Plus-Taxi die Fahrgäste zu bestehenden ÖPNV-Angeboten befördert. Die Moobil-Plus-Taxis sind darüber hinaus außerhalb des Moobil-Plus-Busfahrplans an regulären Bushaltestellen als Ersatz verfügbar.
Die Moobil-Plus-Taxis sind wochentags von 7 bis 23 Uhr, freitags und samstags bis 2 Uhr nachts und an Sonn- und Feiertagen ab 8 Uhr morgens aktiv. Die Buchung ist per App, im Internet, telefonisch oder persönlich in der Mobilitätszentrale Vechta möglich. Das Buchungssystem ermittelt dann die optimale Verbindung für einen Fahrtwunsch. Wenn die Strecke Start- und Zielpunkte, aber keine Bushaltestelle aufweist oder es sich um eine Fahrt außerhalb des regulären Fahrplans handelt, wird ein Moobil-Plus-Taxi eingesetzt. Allerdings kann das Moobil-Plus-Taxi als solches nicht eigens bestellt werden, denn in welchen Fällen ein Moobil-Plus-Taxi eingesetzt wird, bestimmt das Buchungssystem. Es ist immer dann der Fall, wenn es keine andere ÖPNV-Alternative gibt.
Der Fahrgast zahlt dafür einen Moobil-Plus-Grundtarif von zwei Euro pro Einzelticket. Dieser erhöht sich je nach Anzahl der durchquerten Zonen um einen weiteren Euro. Zusätzlich fällt der aktuelle Taxi-Tarif als „Komfortzuschlag“ an, wird aber vom Landkreis zur Hälfte übernommen. Der reduzierte Preis wird dann auf die Anzahl der buchenden Fahrgäste aufgeteilt, was natürlich die App übernimmt. Je mehr Fahrgäste also unabhängig voneinander buchen, desto günstiger wird es. Und dies gilt natürlich umso mehr, wenn die Taxi-Unternehmen Kleinbusse einsetzen.
Abrechnungsgrundlage für die Unternehmen ist eine Sondervereinbarung. Das Konzept ist dabei für alle lokalen Taxiunternehmen offen. Das ist auch der Grund, warum der Projektberater Benz das Projekt als beihilferechtlich „spannend“ bezeichnet. Üblicherweise gebe es bei Vergaben eine Ausschreibung, woraufhin ein Unternehmen den Zuschlag erhalte. Hier aber gehe es darum, lokale Ressourcen zu nutzen und in ein bestehendes ÖPNV-System zu integrieren. Juristisch unterstützt wird das Projekt von der Personenbeförderungsrechtskanzlei BBG und Partner aus Bremen.
Zum Start des Projektes gibt es sogar einen Rabatt, denn bis zum 18. Juni werden die Kosten des Taxi-Tarifs zu 80 Prozent vom Landkreis übernommen. Damit solle eine erfolgreiche Testung ermöglicht werden, und der Rabatt soll auch eine Entschädigung dafür sein, wenn es am Anfang an der einen oder anderen Stelle noch nicht ganz rund laufen sollte. Die Bezahlung läuft ausschließlich bargeldlos über das Buchungssystem von Moobil-Plus, das nicht nur die Abrechnung übernimmt, sondern auch die komplette Organisation und Steuerung des Zusatzangebots, also auch den Datenaustausch mit den im System registrierten Partnerunternehmen.
Die Projektkosten werden offen kommuniziert: Bis zum Jahresende geht der Landkreis von einer Bezuschussung in Höhe von bis zu 50.000 Euro für den Tarif des Moobil-Plus Taxis aus. Das gesamte Projekt hat den Angaben zufolge ein Kostenvolumen von etwa 400.000 Euro. Das Bundeslandwirtschaftsministerium steuerte davon 180.000 Euro bei, denn der Landkreis hatte an einer Ausschreibung teilgenommen und dort bereits 2019 den Zuschlag für dieses Projekt erhalten. rw
Beitragsfoto: Moobil-Plus-Taxi für Lohne-Dinklage startet durch – Landrat Tobias Gerdesmeyer mit den Vertretern der kooperierenden Taxiunternehmen, Mitarbeitern der Wirtschaftsförderung, der Lohner Bürgermeisterin Dr. Henrike Voet, Christoph Bornhorst als allgemeiner Vertreter des Dinklager Bürgermeisters und Projektberater Horst Benz. Foto: Landkreis Vechta / Steinkamp