In Kleinststädten mit Massentourismus ist der Straßenraum meist knapp und umkämpft. Im Pinzgau mit seinen Sommer- und Winterurlaubsbesuchern kommen auch noch „Schwarztaxler“ dazu.
Hauptsaison ist in Zell am See, dem Hauptstädtchen des gleichnamigen Bezirks im Salzburger Land, ziemlich oft, denn die äußerst reizvolle Landschaft lockt sowohl viele Sommerurlauber an den See als auch Wintersportler in die Berge. Die 10.000-Einwohner-Gemeinde ist so beliebt, dass Investoren aus dem arabischen Raum sie als Geheimtipp für sich entdeckt haben und vieles nicht mehr nur auf Massentourismus, sondern zunehmend auch auf den gut gefüllten Geldbeutel ausgelegt ist.
Dadurch leidet das Städtchen auch unter der hohen Zahl von Autos. Unter anderem am Bahnhof herrscht in der Hauptsaison, also meistens, akute Stellplatznot, wie die „Salzburger Nachrichten“ berichten. Der Verkehrsreferent der Stadtgemeinde, Gerhard Wimmer, sehe das Angebot aber als ausreichend – man müsse auch vielen anderen Interessen gerecht werden.
„Für aktuell ca. 40 Taxiunternehmer mit über 70 Autos stehen aktuell in der Nähe des Zeller Bahnhofs sieben Stellplätze zur Verfügung. Es ist eine Tragödie“, zitiert das Online-Portal Ersin Dönmez, der seit 15 Jahren im Taxigewerbe aktiv ist und „im Namen seiner ‚Multikulti’-Branchenkolleg/-innen als Sprachrohr“ fungiert.
Beispiel Dr.-Franz-Rehrl-Straße: Hier bestand an der Ecke zur Bahnhofstraße und somit am südlichen Ende der Fußgängerzone ein Nachrückplatz für drei Taxis (Foto), der vor Kurzem entfernt wurde. Zwei weitere Stellplätze seien seitens der Österreicheischen Bundesbahnen (ÖBB) vom Standort direkt am Bahnhofseingang in die „Kiss & Ride“-Zone verlegt worden. „Wir haben weniger Platz und die Zahl der Taxiunternehmer ist gestiegen. Das kann sich nicht ausgehen“, so der 39-jährige gelernte Bürokaufmann Dönmez im Interview mit dem Regionalblatt. „So dreht man oft sinnlos Runden oder bleibt auf Zickzack-Linien oder in einer Ladezone stehen.“
Als Ausgleich soll für die Ladezone für zwei Fahrzeuge, die sich gleich hinter der besagten Stelle anschließt, demnächst ab 18 Uhr eine Freigabe für Taxis erlaubt werden. Verkehrsreferent Wimmer, seit 35 Jahren mit der Thematik vertraut, hat zugesagt, dafür die nötige Verordnung zu erlassen und eine Zusatztafel zu bestellen. Er und Bürgermeister Andreas Wimmreuter (SPÖ) empfingen Dönmez letzte Woche zum persönlichen Gespräch. „Das ist eine erste Verbesserung, aber ich würde es mir bereits ab dem Vormittag wünschen“, so Dönmez.
Diesen Herbst sollen auf derzeitigen Busflächen am Bahnhof weitere „Park & Ride“-Plätze eingerichtet werden. „Wenn wir da noch Taxistellplätze bekämen, wäre es ein Fortschritt. Aber wir haben in Zell am See insgesamt leider kein funktionierendes System, dass der in der ersten Reihe als Erstes fährt. Und verstreut liegende Standorte sorgen für noch mehr Willkür. Ideal wäre ein kompletter Platz für ca. 20 Taxis“, so Dönmez. Er wünscht sich, dass zur Problemlösung „die Stadtgemeinde, die ÖBB und die Wirtschaftskammer zusammenfinden“.
Verkehrsreferent Wimmer, der die Taxistellplätze im Bahnhofsbereich für insgesamt „absolut ausreichend“ hält, sagt, man habe ja auch andernorts im Zeller Zentrum noch einige Flächen. „Das Problem taucht Jahr für Jahr in der Hauptsaison auf, weil dermaßen viele Taxiunternehmer – auch welche, die im Winter zum Beispiel in Saalbach sind – nach Zell am See drängen und dort insbesondere beim Bahnhof ein Geschäft sehen. Der Platz ist nun mal begrenzt und wir können für all diese Fahrzeuge keinen eigenen Bereich rausstampfen.“ Außerdem sei es Aufgabe der Stadtgemeinde, so vielen Interessen wie möglich gerecht zu werden – dazu würden auch Café-/Restaurantbetreiber zählen, die keine Taxis vor dem Eingang wollen.
Damit ist ein weiterer Teil des Problems nur angedeutet: Das Taxigewerbe leidet derzeit auch unter den vielen „Schwarztaxlern“. „Sie sprechen Arabisch und haben es gezielt auf diese Gäste abgesehen“, so Dönmez zu den „Salzburger Nachrichten“. „Nachdem sie keine Steuern zahlen, locken sie natürlich mit günstigeren Preisen – und das fällt zum Beispiel bei Flughafentransfers ordentlich ins Gewicht. Ich habe das Problem schon oft der Polizei und dem Finanzamt mitgeteilt und erhoffe mir mehr Kontrollen und ein härteres Vorgehen.“
Der örtlichen Polizei sind „diese Machenschaften“ seit Langem bekannt. Laut Bezirkspolizeikommandant Kurt Möschl hätten bis zum Beginn der Corona-Krise immer wieder Schwerpunktkontrollen in Kooperation mit der Gewerbebehörde stattgefunden. „Wir haben welche erwischt und den ein oder anderen wird das aufgeschreckt haben, aber das Schwarztaxeln zu unterbinden ist irrsinnig schwierig. Wir wissen auch davon, dass bereits an Flughäfen in Wien oder München Vereinbarungen über Transfers getroffen werden. Und vor Ort ist der Nachweis ein Problem: Was soll man machen, wenn der Fahrer und die Fahrgäste angeben, dass sie zusammengehören?“ Die Kontrollen sollen bald wieder aufgenommen werden. ar
Beitragsbild: Diese drei Stellplätze sind entfallen. Foto: Axel Rühle