Der Stadtrat in Speyer hat die Einführung eines Frauen-Nacht-Taxis (FNT) beschlossen. Das Modell soll zunächst eine zweijährige Probephase durchlaufen.
Knapp drei Jahre, nachdem die Fraktion der SPD im Speyerer Stadtrat einen Prüfantrag zum Frauen-Nacht-Taxi gestellt hatte, ist nun nach mehreren Zwischenstationen eine Beschlussfassung für das subventionierte Taxi verabschiedet worden. Der Auftrag an die Stadtverwaltung wurde bereits am 28.04.2022 in einer Stadtratssitzung mit nur zwei Gegenstimmen von AfD und WGS beschlossen.
Konkret wird ab dem kommenden Jahr in Speyer jede FNT-Fahrt mit fünf Euro unterstützt, dafür hat man im Haushalt 2024 insgesamt 5.000 Euro vorgesehen. Mit diesem Geld will man rund 936 Fahrten unterstützen, was vier Fahrten für ein Prozent aller weiblichen Einwohner über 14 Jahre entspricht. Die Abrechnung der Fahrten erfolgt direkt über die Taxiunternehmen.
Das Frauen-Nacht-Taxi soll alle Frauen, Mädchen und Menschen, die sich als Frau identifizieren, die Möglichkeit bieten, abends und nachts sicher nach Hause zu kommen. Das FNT ist als kriminalpräventive Maßnahme gedacht. Die Stadt will so einen Beitrag zum Schutz vor Gewalt- und Straftaten leisten.
Eine Fahrt mit der Frauen-Nacht-Taxi-Unterstützung kann direkt über eines der teilnehmenden Taxiunternehmen erfolgen. Da es in Speyer keine Taxizentrale gibt, werden alle Taxiunternehmen, die sich beteiligen, auf der Homepage der Stadt Speyer sowie in der „Mein Speyer“ App als Frauen-Nacht-Taxis ausgewiesen. Unabhängig vom ÖPNV. Generell ist der Zustieg überall möglich, auch als Winkerin. Vor Fahrtantritt muss allerdings mitgeteilt werden, dass es sich um eine Frauen-Nacht-Taxifahrt handelt. Die Fahrt ist allerdings nicht möglich, wenn ein männlicher Fahrgast über 14 Jahren mitfahren möchte. Eine Mitnahme von Kindern unter 14 Jahren ist ohne weiteres möglich.
Um das erfolgversprechende Prozedere für den Modellversuch zu entwickeln, hatte man sich in Speyer zunächst mit ähnlichen Modellversuchen auseinandergesetzt und auch Vertreter der Speyerer-Taxibetriebe in die Planungen mit einbezogen.
Zusätzlich benötigt die Stadtverwaltung eine Projektstelle, die sich in rund 20 Wochenstunden um die Abrechnungen, die Organisation und Bewerbung des Frauen-Nacht-Taxis kümmert.
Im Vorfeld des Modellversuchs hat man sich auch empirisch dem Bedarf eines Frauen-Nacht-Taxis genähert. In Speyer geht man davon aus, dass ein Prozent der über 14-jährigen Einwohnerinnen die Unterstützung von 5 Euro nutzen. Dann sind rein rechnerisch bei einem Gesamtbudget von 5.000 Euro rund vier Fahrten pro Haushaltsjahr und Nutzerin möglich.
Dass das Frauen-Nacht-Taxi in Speyer mehr als nur ein politisches Statement sein wird, ist daran zu erkennen, dass man sich schon jetzt Gedanken um die Bewerbung direkt bei der Zielgruppe bzw. in den sozialen Medien macht. Die Vermarktung soll zudem auch über eine App möglich sein.
Zudem hat man in Speyer noch weiter in die Zukunft gedacht und begründet, warum eine FNT nicht von einem AST-Ruftaxi ersetzt werden kann. Da wird einerseits aufgeführt, dass mit dem AST-Taxi keine Beförderung von Tür zu Tür möglich ist, genauso wie es nicht möglich ist, als Winkerin das AST -Taxi zu nutzen.
Das Angebot soll während der Probezeit zu fest definierten Zeiten (Winter 19 bis 6 Uhr, Sommer 21 bis 5 Uhr), zunächst innerhalb der Stadt Speyer gelten. Sollten die umliegenden Gemeinden im Rhein-Pfalz-Kreis Interesse an einer Kooperation haben, so ist eine Ausweitung des Projekts denkbar.
Beitragsfoto: Symbolbild Speyer bei Nacht Quelle: pixabay