Am BER sind neue Maßnahmen gegen die Missachtung der Terminal-Ordnung angelaufen. Im Visier der Kontrolleure sind allerdings die altbekannten „Klauer“ aus dem Taxigewerbe und weniger die Übeltäter mit Mietwagen.
Wer am Flughafen Berlin-Brandenburg landet, kennt die Situation: Kaum verlässt man den Sicherheitsbereich, wird man meist von mindestens einer Person angesprochen, ob man ein Taxi benötige. Meist ist dabei nicht klar, ob es sich tatsächlich um einen Taxifahrer – und damit um einen der seit Jahren berüchtigten „Klauer“, die unter Umgehung des regulären Wartevorgangs Fahrgäste aufnehmen wollen – handelt, oder um einen Mietwagenfahrer, der mit Uber, Bolt oder Free Now arbeitet.
In beiden Fällen ist das Verhalten illegal, und es empfiehlt sich, sofort mit lautstarkem Protest und dem Einschalten der Polizei zu reagieren. Da die wenigsten Reise-Heimkehrer darauf Nerv haben und weil im Fall einer Sanktionierung wahrscheinlich augenblicklich der nächste Fahrer dort steht, können diese Leute ungehindert ihr Unwesen treiben.
Anfang der Woche hat die Flughafengesellschaft noch strengere Kontrollen auf den Kurzzeit-Parkdecks am Terminal 1 bekanntgegeben. Die Bedingungen waren vor Kurzem neu geregelt worden. Seitdem dürfen Taxis auf der Ankunftsebene (unten zu ebener Erde) nicht mehr auf den Kurzzeitparkplatz, also in den Bereich „Kiss & Fly“ einfahren, sondern nur noch entweder die reguläre Lade-Infrastruktur nutzen, sofern sie zu den 1.000 Aufstellberechtigten zählen, oder den neu eingerichteten Bereich für vorbestellte Taxis befahren, der sich auf der Ankunftsebene ganz links befindet, wo die Pflicht besteht, wie auf einem Halteplatz ganz nach vorne aufzurücken.
Die Ausfahrten an der Ankunftsebene sind jetzt mit Doppelschranken gesichert worden, so dass nicht mehrere Fahrzeuge gleichzeitig durch die Schranke fahren können. Der Trick ist altbekannt und wird besonders gerne von Mietwagenfahrern angewendet, die ohnehin permanent Rechtsverstöße begehen: Man stellt sich vor der Schranke, an der das Kfz-Kennzeichen gescannt wird, dicht hinter einen anderen Pkw und folgt diesem mit wenigen Zentimetern Abstand durch die Schranke, so dass den Sensoren ein einziges, langes Fahrzeug vorgetäuscht wird und die Schranke nicht rechtzeitig schließen kann. So „spart“ man die mitunter happige Parkgebühr – juristisch gesehen ein kleiner Betrug. Das neue „Schleusensystem“ an der Schranke soll das ab sofort verhindern.
Abschrecken sollen auch die Sanktionen: Wer bei einem Verstoß gegen die neue Terminalordnung erwischt wird, muss damit rechnen, dass sein Fahrzeug für drei Monate für die Vorfahrt am Terminal 1 gesperrt wird. Damit reitet man folglich auch alle Kollegen rein, die dasselbe Fahrzeug nutzen. Als Verstoß erwähnt die Flughafengesellschaft ausdrücklich auch das „Anbieten von Beförderungsleistungen“.
Die Ankündigung, dass Polizei und Aufsichtsbehörden bzw. Sicherheitsdienste das künftig stärker kontrollieren werden, wird zumindest am Anfang offensichtlich in die Tat umgesetzt, wie das Smartphone-Video vom 6. September zeigt, das der LDS-Taxiverband aufgenommen hat. „Damit soll der Service für die Passagiere verbessert und das Aufnehmen von Fahrgästen durch nicht ladeberechtigte Taxis unterbunden werden“, so die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH.
Wie mehrere Zeitungen unter Berufung auf eine dpa-Meldung berichten, sind „Dienste von Fahrdienstvermittlern wie Uber oder Bolt“ von den neuen Maßnahmen laut Flughafengesellschaft nicht betroffen. „Für sie gelten weiterhin dieselben Regeln wie bislang: Sie dürfen die Taxi-Infrastruktur nicht benutzen und müssen Fahrgäste entweder auf und in den Parkplätzen und -häusern des Flughafens abholen oder dürfen, wie Privatleute auch, alle acht Stunden drei Mal jeweils maximal zehn Minuten in den Kurzzeitpark-Bereich fahren.“
Der Unterschied zwischen dem, was diese Fahrer dürfen, und dem, was die meisten von ihnen tun, ist hinlänglich bekannt. Nach Beobachtung des zweiten Vorsitzenden der Berliner Taxi-„Innung“, Hayrettin Şimşek (genannt Simi), und anderer Gewerbevertreter geht die Dreistigkeit einiger Mietwagenfahrer in letzter Zeit so weit, dass sie sich über längere Zeit auf den Kurzzeitparkplätzen illegal bereithalten, die fällige Parkgebühr nicht bezahlen und sich dann bei der Abfahrt so lange vor die geschlossene Ausfahrtschranke stellen und den Verkehr blockieren, bis ein Mitarbeiter von Apcoa wegen des Staus, des Hupkonzerts und des entstehenden Chaos keinen anderen Ausweg sieht, als die Schranke zu öffnen.
Juristisch gesehen kommt dieses Verhalten sicherlich Betrug und Nötigung verdächtig nah. Hinzu kommt, dass die hinter dem Täter wartenden Autofahrer durch die Verzögerung dann oft unfreiwillig die Höchstdauer von zehn Minuten für die kostenlose Benutzung des Parkplatzes überschreiten und somit für sie dann mehrere Euro Parkgebühren anfallen.
Moralisch gesehen ist das Verhalten in hohem Maße selbstgefällig und egoistisch, kann jedoch nicht überraschen: Das Geschäft der Partner von Uber & Co. beruht auf Rechtsverstößen. Ein halbwegs befriedigender Verdienst kann nur dadurch erzielt werden, dass die mehreren hundert Rechtsverstöße, die solche Mietwagenfahrer jede Woche begehen müssen, nur in den allerseltensten Fällen geahndet werden.
Die Folge eines dreimonatigen Platzverbots für jegliche erhebliche Verstöße könnte jedoch tatsächlich eine abschreckende Wirkung haben, wenn sie denn in der Praxis mehr als nur in wenigen Einzelfällen zur Anwendung käme. Die Uber-Fahrer sind auf diversen Online-Kanälen gut untereinander vernetzt, so dass sich nicht nur Kontrollen, sondern auch Sanktionen schnell herumsprechen. Somit dürfte es sich tatsächlich lohnen, Fahrer, die am Flughafen eingetroffene Reisende ansprechen, sofort bei der Polizei anzuzeigen. Der Flughafen ist ein Ort, bei dem der nächste ansprechbare Polizeibeamte nicht weit sein dürfte.
Dass mit der illegalen Mietwagenplage nicht ebenfalls aufgeräumt wird, enttäuscht Hayrettin Şimşek: „Nur das Taxi steht wieder einmal im Fokus. Mietwagen steht weiterhin die Narrenfreiheit zu, die in vollen Zügen ausgenutzt wird. Die Behörden und die Flughafengesellschaft haben wieder einmal ihre Aufgabe nicht erledigt.“ ar
Beitragsfoto und Videofilm: LDS-Taxiverband
Es gibt wahrscheinlich einige Mitarbeiter bei den Behörden, die nicht Durchsetzungsmotiviert sind. Man könnte meinen, dass sie da ganz andere Interessen haben. Ich kann mir vorstellen, dass die Staatsanwaltschaft schon vorermittlungen am laufen hat, um den Leuten in den Behörden mal auf die Finger zu schauen, ob da noch etwas mit rechten Dingen zugeht. Denn einige Sachen sind zu offensichtlich und kann man nicht mehr übersehen Für mich ist es eine Frage der Zeit, bis sie erwischt werden.
Man hätte schon seit vielen Monaten durchgreifen können und die Klauer im Flughafengebäude verwarnen und mit Hausverbot belegen können. Genauso bei den Durchschlüpfern an den Schranken. Aber es muss alles gegen die Taxen gehen und die Mietwagen können weiterhin machen was sie wollen. Die Klauer parken mittlerweile bei Abflug und schleppen die geklauten Fahrgäste eben dorthin.
Gegen Uber, Bolt und FREENOW muss die 5 min Regelung ausgesetzt werden. Die auch keine Sinn macht (wurde eingeführt das Sie sich mal schnell was kaufen können oder kurz das stille Örtchen benutzen ).
Die dürfte wenn überhaupt nur in Berlin gehen.
Fahrten dürfen erst nach Rückfahrt der Stadt Grenze an diese Fahrzeug Vermittelt werden.