Die gewerbliche Fahrgastbeförderung mit Taxi und Mietwagen wirkt gerade im ländlichen Raum vielfach wie eine Geldverbrennungsmaschine für Unternehmer. Allerdings deutet sich – zumindest für engagierte Köpfe mit neuem Führungsstil – eine Wende an, wie Bärbel von Teuffel und Uwe Bischof in ihrem Panel auf dem Taxi- und Mietwagentag in Ludwigshafen am Rhein darstellen konnten. Kann dies eine bundesweite Kopiervorlage sein?
Mit erstaunlicher Vielfalt präsentierte der vom Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM) perfekt organisierte Taxi- und Mietwagentag in Ludwigshafen nicht nur die aktuellen Fachthemen wie TSE, TaBeA, Mobilitätsdaten oder Diskussionen um die Plattformanbieter, sondern auch Motivationsformate wie optimierte Mitarbeitergewinnung von den Taxi-To-Go-Podcastern Babett Mahnert und Jens Marggraf oder eben auch Erfolgsgeschichten aus der Branche. Bärbel von Teuffel aus Hausach im Schwarzwald und Uwe Bischof aus Fierbach im Westerwald präsentierten in ihrem Panel ihre Interpretation eines erfolgreichen Taxi- und Mietwagenunternehmens im ländlichen Raum.
Michael Oppermann vom BVTM führte als Moderator in die Veranstaltung ein, in dem er die aktuelle Situation beschrieb, in der sich die Branche gerade im ländlichen Raum befindet. Kommunen und Genehmigungsbehörden verstehen seit Kurzem endlich, welchen verkehrspolitischen Schatz ihre Region noch birgt, wenn es noch gewerbliche Fahrgastbeförderer vor Ort gibt. Somit sei es für solche Unternehmen allein schon ein Pfund in den Gesprächen mit Behördenvertretern, dass ihr Stuhl in diesem Gespräch noch nicht leer sei. Das Gewerbe darf inzwischen also auch entsprechend selbstbewusst auftreten, denn nichts wäre teurer für die Kommune, als wenn sie ihren notwendigen ÖPNV vor Ort auf eigene Kosten organisieren müssten.
Von Teuffel, zugleich Vorstandsmitglied im BVTM, arbeitet im Ortenaukreis mit einem Bauchladen von Angeboten. Von Schülertransporten und ihren „Behindi-Angeboten“ über Kurierfahrten oder Bluttransporte und die klassische Fahrgastbeförderung im Gelegenheitsverkehr bis zu Krankenfahrten deckt ihr Betrieb mit 20 Fahrzeugen sowie zwei Bussen mehr oder weniger alles ab, was regional befördert werden muss: Menschen, zur Not auch in Einzelteilen, wie sie anhand einer Unfallbeförderung, wo zunächst noch ein Finger abhandengekommen war, berichtet. Insgesamt stellte die engagierte Unternehmerin aus einer klassisch ländlich geprägten Region ein in der Grundstimmung durchaus optimistisch geprägtes Bild ihres Betriebes vor.
Bärbel von Teuffel stellte fest, dass zumindest nach ihrer Wahrnehmung die ländlichen Betriebe erheblich besser durch die Corona-Krise gekommen seien als die städtischen. Auch sie habe zwar zeitweilig das gruselig fremde Element der Kurzarbeit nutzen müssen, sei aber ansonsten relativ gut durch die Krise gekommen. Als problematisch beschrieb sie eher die Umsetzung der Energiewende für ihren Fuhrpark. Es könne ja nicht sein, dass sie aus ladetechnischen Gründen zwei Autos zur Bedienung einer Aufgabe benötige. Trotzdem verfüge ein moderner E-Citaro über eine Reichweite von gerade mal 200 Kilometern. Zusätzlich böten die lokalen Netze oft keine ausreichende Grundspannung, um die Leistungswünsche aller E-Fahrzeugnutzer zu befriedigen. Bedenke man dann, dass es heute völlig unmöglich sei, den Wiederverkaufswert solcher E-Fahrzeuge zu kalkulieren, bewege man sich als Beförderungsunternehmen hier auf extrem dünnem Eis.
Ähnlich stellte sich der Multi-Unternehmer Uwe Bischof aus dem Westerwald vor, wobei seine Betriebe, ebenfalls mehr oder weniger ausschließlich in der Fläche aktiv, derzeit über 190 Fahrzeuge verfügen, wovon 40 über die Taxikonzession arbeiten. Bischof nutzt dabei die Synergien verschiedener Standorte. Entsprechend berichtete er von etwas anderen Problemen als von Teuffel. Der umtriebige Unternehmer geht bei der Mitarbeitergewinnung inzwischen so weit, dass er diese nicht nur im europäischen Ausland bis hin nach Moldawien sucht, sondern sogar in Indien und Pakistan zu akquirieren versucht. Dies umfasst vor allem das heute extrem rare Gut der Busfahrerinnen und Busfahrer. Hier wünscht er sich von der Verwaltung eine Möglichkeit, willige und engagierte Bewerber auch aus solchen Ländern schneller integrieren zu können. Allein die Anerkennungszeremonie des Einreisewillens solcher doch erwünschten Fachkräfte dauere viel zu lange. Auch sei es schwierig, diese dann vor Ort unterzubringen; er habe nun sogar schon ein leerstehendes Hotel gekauft, um hier behilflich sein zu können.
Beide Unternehmer stellten dann eine engagierte Mitarbeiterschulung in den Mittelpunkt ihres Erfolges. Gleichzeitig sei es aber auch sehr wichtig, einen konstruktiv-kooperativen Dialog mit den Mitbewerbern und Behörden vor Ort zu etablieren und zu pflegen. Ein anderes Element seien regelmäßige, realitätsgerechte Tarifanpassungen, auch im Segment der Krankenfahrten. Hier dürften keinesfalls Jahre ins Land gehen, bevor wieder einmal etwas passiere. Dafür bedürfe es natürlich der gewerbeinternen Kommunikation, denn auch die Krankenkassen reden ja unter- und miteinander. Von Teuffel äußerte sich dabei sehr positiv gerade über junge Unternehmensnachfolger, da diese die klassisch neidisch-aggressive Attitüde der Branche erfreulicherweise längst nicht mehr so liebevoll pflegen würden, wie es bei den Alteingesessenen oft üblich sei. Mit diesem Appell machten die beiden dann auch das ganze Gewerbe auf dessen offene Potentiale aufmerksam.
Denn nur ganz vereinzelt hatten sich auch ein paar Besucher zur der BVTM-Veranstaltung eingefunden, die aus regionalen oder politischen Gründen eher dem Taxi- und Mietwagenverband TMV als konkurrierendem Dachverband zuzuordnen waren. Viele waren es jedoch nicht, und das war eigentlich schade, denn das neue Format des BVTM bot vor allem auch in den Pausen oder auch mit den Get-Together-Abendveranstaltungen viel Raum, sich besser kennenzulernen.
Nimmt man die Themenvielfalt des Events zusammen, dann ist auf der gewerbepolitischen Bühne vielleicht Platz für verschiedene Verbände, aber die Branche kann es sich gerade in der aktuellen Zeit mit den extrem vielfältigen Herausforderungen nicht leisten, ihre Köpfe in zwei Lager aufzuteilen, die nicht oder nur wenig miteinander kommunizieren. Hier muss auch auf Bundesebene Kooperation der verschiedenen Lager vorgelebt werden, genau wie sie in vielen der Veranstaltungen von den konkurrierenden Unternehmen vor Ort eingefordert wurde.
Also runter vom Sofa und raus aus der Ecke des Einzelkämpfers: Nur zusammen ist die Branche wirklich stark und kann so auch die Ernte einfahren, die sich ihr in den verschiedenen Marktsegmenten für eine erfolgreiche Zukunft auch in diesen schwierigen Zeiten durchaus präsentiert. rw
Beitragsbild: Michael Oppermann, Bärbel von Teuffel und Uwe Bischoff (v.l.n.r.); Foto: Remmer Witte